Die Gefahr von Amokläufen an Schulen kann gemindert werden

Die Liste von Massakern an Schulen wächst weiter, obwohl viele Bemühungen im Gange sind, diese sinnlose Gewalt zu verhindern. Namen wie Columbine, Erfurt, Virginia Tech., Jokela und Sandy Hook sind vielen Menschen noch in schmerzhafter Erinnerung. Es gibt Experten, die von einer epidemieartigen Ausbreitung von Schießereien an Schulen sprechen. Jeffrey A. Daniels ist da anderer Ansicht. Er schreibt: „Es stimmt zwar, dass tödliche Gewalt an Schulen seit den Neunzigerjahren langsam gestiegen ist, doch Amokläufe mit vielen Opfern sind statistisch gesehen selten.“ Laut Statistik ist die Schule nach wie vor der sicherste Ort für Kinder, doch natürlich ist auch für Jeffrey A. Daniels ein einziger Amoklauf einer zuviel! Jeffrey A. Daniels ist Dozent für Psychologie an der West Virginia University. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Prävention tödlicher Gewalt an Schulen und die Motive von Geißelnehmern.

Es gibt kein Profil des typischen Schul-Amokläufers

Die meisten Menschen interessiert vor allem die Frage, warum es zu Amokläufen an Schulen kommt. Darauf gibt es laut Jeffrey A. Daniels keine einfache Antwort, da jeder Amokläufer, jeder Vorfall anders ist. Nach dem Amoklauf an der Columbine Highschool haben Wissenschaftler gemeinsam mit dem FBI in einer Studie 36 Faktoren zusammengetragen, die für Massaker an Schulen verantwortlich waren. Es handelt sich dabei um psychologische, soziale, schulische und familiäre Ursachen.

Eines der Ergebnisse der Studie war, dass es ein Profil des typischen Schul-Amokläufers nicht gibt. Jeffrey A. Daniels weist aber mit Nachdruck darauf hin, dass es Warnsignale gibt. Er erklärt: „Die meisten Schüler, die zu Amokläufern wurden, haben andere absichtlich oder versehentlich von ihren Plänen informiert.“ Diese anderen Schüler haben in der Mehrzahl allerdings diese Informationen nicht an Erwachsene weitergegeben. Dass es dieses Gebot der Verschwiegenheit gibt, mag vielleicht damit zusammenhängen, dass Schüler keine Verräter sein wollen.

Respektloses Verhalten jeder Art sollte an Schulen auf keinen Fall geduldet werden

In der FBI-Studie wird als eine der Ursachen für tödliche Gewalt an Schulen genannt, dass dort respektloses Verhalten und die Bedrohung anderer toleriert wurden. An Schulen, in denen ein Massaker verhindert werden konnte, fanden Jeffrey A. Daniels und seine Studenten eine Atmosphäre vor, in der respektloses Verhalten jeder Art nicht geduldet wurde. Es gab dort auch klare Verhaltensregeln, deren Einhaltung auch durchgesetzt wurde. An vielen Schulen, an denen ein Amoklauf stattfand, gab es auch eine ungerechte Bestrafungskultur.

An Schulen dagegen, bei denen ein geplantes Massaker aufgedeckt wurde, gab es keine bevorzugte Behandlung irgendwelcher Schüler. Drittens hatten die Schulen, die Schauplatz eines Amoklaufs wurden, laut Jeffrey A. Daniels eine Kultur der Erstarrtheit, da sie nicht mehr auf die gesellschaftlichen Veränderungen in ihrer Umgebung reagierten. Dagegen hatten sich Schulen, die einen Amoklauf verhindert haben, ausdrücklich darum bemüht, noch mehr Teil ihrer Gemeinde und damit einer Gemeinschaft zu werden. Die Schulleitung kommunizierte, wie wichtig es sei, flexibel und offen auf Veränderungen zu reagieren.

Von Hans Klumbies