Jeder dritte Lehrer leidet unter einer zu hohen Arbeitsbelastung

In Deutschland leiden Lehrer häufiger als alle anderen Berufsgruppen an Burnout. Auch an Universitäten und Kindertagesstätten nehmen die Fehlzeiten immer mehr zu. Ein Grund dafür ist die arbeitsbedingte psychische Erschöpfung. Zu diesem Befund kommt die Studie „Psychische Belastungen und Burnout beim Bildungspersonal“ des Aktionsrates Bildung. Die Wissenschaftler mahnen, dass Gegenmaßnahmen dringend erforderlich seien. Denn ausgebrannte Pädagogen können ihre Aufgaben nicht mehr bewältigen und ihre Leistung ist mangelhaft. Als Krankheitsbild ist Burnout nicht klar definiert. Peter Michael Roth, Chefarzt der Oberbergklinik Berlin-Brandenburg erklärt den Unterschied zwischen Burnout und Depression: „Es handelt sich meist um ein und dieselbe Krankheit, mit gleichen Symptomen. Der Unterschied besteht eher darin, wie die Gesellschaft mit den Begriffen umgeht. Depression wird oft mit Versagen gleichgesetzt. Die Bezeichnung Burnout ist hingegen eher positiv besetzt, damit, dass sich der Erkrankte aufgeopfert und sehr viel gearbeitet hat.“

Rund 5,5 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten im Bildungssektor

Deutliche Alarmzeichen eines Burnouts sind vorhanden, wenn Lehrer abgestumpft und gefühllos im Umgang mit den Kindern agieren. Oder wenn sich Pädagogen nicht mehr für kompetent genug halten, ihre Schüler beim Lernen wirkungsvoll zu unterstützen. Und wenn sie dabei überfordert sind, eine entspannte Atmosphäre im Klassenzimmer herzustellen. Am häufigsten fühlen sich Lehrer, die an Sonder- oder Berufsschulen unterrichten arbeitsbedingt chronisch erschöpft. Insgesamt 2,1 Millionen Menschen arbeiten im Bildungssektor. Das sind rund 5,5 Prozent aller Erwerbstätigen.

Jeder dritte Lehrer gibt an, unter einer zu hohen Arbeitsbelastung zu leiden. Früher wurde das Problem der chronisch Erschöpfung oft mit einem frühen Ausscheiden aus dem Beruf gelöst. Noch im Jahr 2000 gingen knapp zwei Drittel der Lehrer wegen Dienstunfähigkeit frühzeitig in den Ruhestand. Inzwischen gibt es bei den Pensionen in solchen Fällen erheblich Abzüge. Daher ist der Anteil der Frühpensionäre unter den Lehrer auf 20 Prozent gesunken und damit nicht mehr höher als in anderen Berufsgruppen.

Ein gutes Betriebsklima an der Schule vermindert das Risiko eines Burnouts

Der Aktionsrat Bildung stellt in seiner Studie fest, dass jetzt auch offenbar viele chronisch erschöpfte Lehrer solange weiterarbeiten, bis sie die gesetzliche Altersgrenze erreicht haben. Häufigere Fehlzeiten, gerade bei den älteren Lehrern sind somit vorprogrammiert. Jeder zweite Lehrer ist inzwischen 50 Jahre alt oder älter. Und laut Studie ist gerade in dieser Altersgruppe das Risiko einer seelischen Überforderung besonders groß. Lehrerinnen leiden dabei doppelt so häufig unter Burnout wie ihre männlichen Kollegen.

Der Aktionsrat Bildung listet eine ganze Reihe von Faktoren auf, die Burnout begünstigen. Dabei spiel die ständigen Bildungsreformen eine bedeutende Rolle, wie die Forscher kritisieren. So leiden vor allem Schulleiter an einem Übermaß an Organisations- und Verwaltungsaufgaben. Die Schulleiter selbst sind wiederum dafür verantwortlich, wie stressig seine Lehrer die Arbeit empfinden. Die Wissenschaftler stellen auch fest, dass ein positives Betriebsklima, Angebote zur Weiterbildung und die gegenseitige Unterstützung im Lehrerkollegium das Risiko eines Burnouts erheblich vermindern. Quelle: Die Welt Kompakt

Von Hans Klumbies