Jazzprofessor Joe Viera hat die Burghauser Jazzwoche gegründet

An den Ruhestand denkt Jazzprofessor Joe Viera, der heute 80. Jahre alt wird, noch lange nicht. In Burghausen hat er gerade seinen 516. Jazzkurs geleitet. Die Arbeit macht ihm nach wie vor einen Riesenspaß. Joe Viera, der auch für seinen trockenen Humor bekannt ist, ist davon überzeugt, dass der Jazz diese Eigenschaft fördere. Er sagt: „Weil es bei der Improvisation auf das schnelle Erfassen von Situationen ankommt, auf das spontane Reagieren. Aus dem Grund gib es so viele witzige Typen unter den Jazzmusikern.“ In den letzten Jahren ist daraus bei Joe Viera sogar eine kabarettistische Ader entstanden. Seine Liebe zur Komik ist dabei immer stärker geworden und die gehört seiner Meinung nach zum Jazz mit dazu.

Joe Viera hat über 500 Jazzkurse mit mehr als 13.000 Schülern in Burghausen geleitet

Inzwischen hat Joe Viera über 13.000 Schülern in seinen Jazzkursen in die Geheimnisse der Welt des Jazz eingeweiht. Außerdem hat er rund zwei Dutzend Meisterkurse mit Musikern wie Max Roach, Ron Carter und Albert Mangelsdorff veranstaltet und leitet die Big-Bands der Universitäten München und Passau. Daher ist es keine Übertreibung ihn als Vater einer ganzen Jazzgeneration zu bezeichnen. Von Anfang an trieb ihn dabei die Frage um, ob man Jazz unterrichten könne. Man kann, den in jeder Kunst, auch im Jazzspiel, ist immer mehr als 50 Prozent pures Handwerk.

Joe Viera sagt: „Natürlich kann man Jazz unterrichten. Und man kann den Schülern auch die emotionalen Dinge und die Atmosphäre nahebringen, die zum Jazz gehören.“ Das funktioniert durch Vorspielen, durch Hören von Platten und Schauen von DVDs. Und selbstverständlich auch durch das Erzählen von Musikergeschichten. Nach Burghausen hat es den Münchner Joe Viera verschlagen, als ihn Ende 1969 Jazzwochen-Mitbegründer Helmut Viertl zu einem Vortrag in die Salzachstadt eingeladen hat.

Das Spielen von Jazzmusik ist ein ständiges Learning by doing

Zusammen mit Helmut Viertl hat dann Joe Viera gleich für den März 1970 das erste Jazzfestival in Burghausen geplant. Zwei Jahre später hielt Joe Viera seine ersten Jazzkurse. In der Vita des Jazzprofessors, wie er seit 1981 genannt wird, gibt es keine akademische Musikausbildung. Joe Viera nennt den Grund: „Eine klassische Ausbildung hätte mir kaum was genutzt, eine Jazz-Ausbildung gab es nicht. Also hab ich halt hier eine Stunde genommen und da eine Stunde, und hab die Musiker gefragt: Wie macht man dies, wie macht man jenes – das ist bis heute so.“

Das Spielen von Jazzmusik ist laut Joe Viera ein ständiges Learning by doing. Wesentlich für den Jazz sind seiner Meinung nach die Rhythmen, die Harmonien, die Melodien und die Klänge. Wichtig ist auch, die einzelnen Jazzstile und ihre Entwicklungen zu kennen. Wer Jazz lernt, sollte sich auf jeden Fall mit den Spielweisen der großen Jazzmusiker vertraut machen. Zudem gibt Joe Viera seinen Schülern den Tipp, sich möglichst bald möglichst viele Jazz-CDs und ein paar DVDs zu kaufen und möglichst viele Jazzkonzerte zu besuchen.

Von Hans Klumbies