Jakob von Uexküll kämpft jeden Tag für eine bessere Welt

Laut dem Living Planet Report 2014 des World Wide Fund for Nature verbraucht die Menschheit jedes Jahr 50 Prozent mehr Ressourcen, als die Erde regenerieren kann. Wenn das so weitergeht, bräuchten die Menschen schon im Jahr 2030 eigentlich zwei Erden. Jakob von Uexküll fordert deshalb: „Wir müssen die Verschwendung so schnell wie möglich beenden. Viele Ressourcen sind nahezu erschöpft, sodass sich die meisten Länder der Welt unseren Pro-Kopf-Verbrauch schon heute rein physikalisch nicht mehr leisten können.“ Außerdem hat die Menschheit eine globale Verantwortung und eine Verpflichtung den Kindern gegenüber. Und darin steckt auch die Hoffnung, dass sich etwas zum Positiven hin verändern kann. Denn wenn es einen gemeinsamen Wert auf der Welt gibt, dann ist das der Wunsch, den Kindern zumindest keine schlechtere Welt zu hinterlassen. Jakob von Uexküll ist Gründer des Alternativen Nobelpreises und des World Future Council.

Feiner Sand zählt zu den begehrtesten Schmugglerwaren

Einer der wichtigsten Schritte hin zu einer besseren Welt ist für Jakob von Uexküll, den Klimawandel zu stoppen. Denn das ist die Grundvoraussetzung für das Überleben der künftigen Generationen. Jakob von Uexküll erklärt: „Der Umstieg auf die erneuerbaren Energien ist längst technisch machbar und würde auch noch vorhandene fossile Ressourcen schonen. Jeder Liter Erdöl oder Erdgas, der verbrannt wird, ist für immer verloren.“ Auch mit der unscheinbaren Ressource Sand wird die Menschheit in Zukunft sparsam umgehen müssen.

So beschreibt zum Beispiel der Chemiker Friedrich Schmidt-Bleek in seinem aktuellen Buch „Grüne Lügen“, dass feiner Sand heute zu den begehrtesten Schmugglerwaren zählt. Ganze Strände werden abgebaut. Aus Sand wird vor allem Beton produziert, aber auch Computerchips und Solarzellen. Das zeigt schon ganz gut, was alles auf die Menschheit zukommt. Und es demonstriert auch, wie komplex das Ganze ist. Jakob von Uexküll nennt ein Beispiel: „Man kann also mit Solarzellen den CO2-Ausstoß begrenzen, verschärft aber zugleich ein Rohstoffproblem.“

Sogar China will den Ressourcenverbrauch senken

In Elektroautos und Windrädern wiederum stecken mit den sogenannten Seltenerdmetallen ebenfalls wertvolle Ressourcen. Deshalb muss man laut Jakob von Uexküll jede technische Entwicklung auf das Verhältnis von Kosten und Nutzen prüfen. Das Denken in fachlichen Einbahnstraßen kann sich die Menschheit nicht mehr länger leisten. Der Hamburger Chemiker Michael Braungart setzt auf das Konzept Cradle-to-Cradle. Er fordert, Produkte von vornherein schadstofffrei und so zu konzipieren, dass sie so oft wie möglich recycelt und in einem letzten Schritt quasi an die Natur zurückgegeben werden.

Für Jakob von Uexküll ist das ein brillantes und wirklich nachhaltiges Konzept. Es ist immer die Frage, wie viel lässt sich recyceln und wie oft. Die Menschen in den reichen Industrienationen werden in Zukunft auf einiges verzichten, aber nicht in Armut leben müssen. Jakob von Uexküll erläutert: „Statt immer mehr Ressourcen zu verbrauchen, können wir zum Beispiel ein Musikinstrument oder eine Sprache lernen. Das ist auch eine Art Luxus.“ Selbst in China wird inzwischen intensiv darüber nachgedacht, den Verbrauch an Ressourcen zu senken – zum Beispiel Dinge zu mieten als zu kaufen. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Von Hans Klumbies