In der Erziehung wird wieder Wert auf gutes Benehmen gelegt

Knigge-Trainerin Sabine Kaufmann-Mayer hält seit 2010 in Wien Kniggetrainings für Erwachsene und Kinder ab. Dort lernen sie, wie man richtig isst, wenn man eingeladen ist, den richtigen Umgang mit Getränken sowie die Grundregeln des Smalltalks. Die Basis für gutes Benehmen ihrer Kinder müssen allerdings die Eltern selbst legen. Sabine Kaufmann-Mayer betont: „Leben die Erwachsenen den Kindern einen höflichen und respektvollen Umgang mit Mitmenschen vor, werden die Kinder das auch tun. Das beginnt mit Ritualen wie Bitte und Danke.“ Gutes Benehmen ist wieder in. Seminare für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. In Deutschland bietet zum Beispiel Amélie Gräfin von Montgelas Nachhilfe im Essen von Hummern und Krebsen. Stil und Etikette stehen vor allem in Großbritannien, aufgrund der aktuellen Popularität der Königsfamilie, ganz hoch im Kurs.

Ein Prinzessinnen-Training kostet in London rund 3.000 Euro

Jerramy Fine leitet in London eine „Prinzessinnen-Schule“. Auf dem Programm der Schülerinnen stehen tägliches Benimmtraining, Reiten im Hyde-Park, Teestunde im Kensington Palace, Geschichtsunterricht und das Erlernen des perfekten Hofknickses. Die bürgerlichen Mädchen im Alter von acht bis elf werden innerhalb von drei Wochen zu Prinzessinnen-Kandidatinnen getrimmt. Der Kurs kostet rund 3.000 Euro. Jerramy Fine hat auch ein Buch geschrieben. Es trägt den Titel: „The Royal Rules for Girls – How to find love, a life, – and maybe even a Lord – in London”.

In Wien lernen die Schülerinnen von Sabine Kaufmann-Mayer zum Beispiel wie man eine Cocktail-Glas richtig halt. Die Trainerin erklärt: „Das Glas am Stil halten, nicht überkreuzen und in die Augen schauen.“ Außerdem schärft sie den Mädchen ein, andere immer so zu behandeln wie man selbst behandelt werden möchte. Eine Mutter erläutert, warum sie ihre Tochter ins Benimmtraining schickt: „Es gibt den Kindern Sicherheit, so können sie sich gut in der Welt der Erwachsenen bewegen.“

Der Ratgeber Knigge gilt auch heute noch als höchste Instanz in Sachen Benehmen

Als Ahnherr der guten Umgangsformen gilt Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge, der von 1752 bis 1796 lebte. Sein Ratgeber Knigge gilt auch heute noch als höchste Instanz in Sachen Benehmen. Dieses Basiswerk vermittelt allen Menschen, die mit Kindern zu tun haben, einige Grundregeln, wie man Kindern Anstand und Manieren beibringt. Je früher man damit beginnt, desto besser ist es. Unter Respekt heißt es: „Den anderen zu respektieren, heißt den anderen zu nehmen, wie er ist. Das heißt nicht, man soll alles hinnehmen, was er tut.“

Bei Fehlverhalten des Nachwuchses rät Freiherr Knigge, die Kinder nicht zu tadeln, sondern eine Begründung dafür einzufordern. Knigge rät, Kindern Raum für Kreativität und Entfaltung zu geben. Es ist seiner Meinung aber genau so wichtig, klare und sinnvolle Grenzen zu setzen. Als Erwachsener kann man laut Freiherr Knigge verlangen, dass das Kind einem zuhört. Allerdings sollte man auch respektieren, wenn das Kind gerade beim Spielen ist. „In zwei Minuten möchte ich mit Dir sprechen“, ist eine gute Methode, denn dann wird das Kind nicht plötzlich aus dem Spiel gerissen.

Von Hans Klumbies