Immanuel Kant entwickelt die Grundregel der Moral

Die Wissenschaft war für Immanuel Kant der Schlüssel zum Verständnis der Welt der materiellen Objekte in Raum und Zeit. Damit tritt aber ein den Menschen betreffendes Problem auf. Denn auch der menschliche Körper ist ein materielles, in Raum und Zeit existierendes Objekt. Wenn der Mensch gänzlich den wissenschaftlichen Gesetzen unterliegen würde, könnte er keinen freien Willen haben. Immanuel Kant glaubte aber an den freien Willen des Menschen und hielt diesen auch für beweisbar. Er nahm an, dass Akte des freien Willens nicht in der phänomenalen Welt stattfinden, in der die wissenschaftlichen Gesetze gelten, sondern in einer Umgebung, die sich dem wissenschaftlichen Verständnis entzieht.

Der Wille des Menschen ist frei

Immanuel Kant wollte demonstrieren, dass es für den Menschen unmöglich ist, zu glauben, über keinen freien Willen zu verfügen. Der Mensch verfügt über moralische Begriffe wie gut oder richtig und verfügt über moralische Überzeugungen im Hinblick auf gute oder schlechte Handlungen. Er kann diese Überzeugungen so gut wie nie völlig außen vor lassen, auch wenn er es versucht.

Laut Immanuel Kant muss der Mensch zumindest in einigen Fällen die Wahl haben, ob er etwas tun will oder nicht. Wenn man diese Wahl niemals hätte, wäre die ganze so genannte Moral eine Illusion und moralische Äußerungen ohne Bedeutung. Worte wie Pflicht wären Schall und Rauch und jede Handlungsempfehlung wäre sinnlos.

Die Menschen glauben an ein empirisches Universum

Wer nicht an den freien Willen glaubt, kann auch nicht sagen, eine Handlung wäre falsch, denn der Handelnde hatte keine andere Wahl. Doch diese Denkweise widerspricht dem Menschsein. Selbst Verbrecher scheinen etwas dagegen zu haben, dass sie grausam behandelt werden und meinen, dass die Strafenden die brutale Vergeltung unterlassen können, wenn sie es nur wollen.

Offenbar glaubt der Mensch, zumindest manchmal seinen Willen frei betätigen zu können. Immanuel Kant zufolge glauben die Menschen nicht nur an die empirische Welt der Wissenschaft, sondern auch an ein nicht empirisches Universum, in dem der Mensch Entscheidungen trifft, die sich auf seinen Körper auswirken und die mit Lob und Tadel verbunden sind.

Nur rationale Wesen können moralisch handeln

Immanuel Kant vertrat die Meinung, dass man nur dann über ein Lebewesen sagen kann, ob es moralisch oder unmoralisch handelt, wenn man die Gründe versteht, die für oder gegen eine bestimmte Handlung sprechen. Laut Immanuel Kant können nur rationale Wesen moralisch handeln. Er geht von einer moralischen Welt aus, die von moralischen Gesetzen beherrscht wird, die ebenso Allgemeingültigkeit besitzen wie die wissenschaftlichen Gesetze der empirischen Welt.

Dadurch ist die Moral ebenso auf die Vernunft gegründet wie die Wissenschaft. Als Grundregel der Moral entwickelte Immanuel Kant seinen berühmten kategorischen Imperativ: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.“

Von Hans Klumbies