Hugette Labelle bekämpft seit Jahren die Korruption auf der Welt

Seit siebeneinhalb Jahren ist Huguette Labelle (73) Vorstandsvorsitzende der Anti-Korruptionsorganisation Transparency International. Jedes Jahr veröffentlicht die Organisation einen Index, der Bestechung auf dem ganzen Erdball misst. Sie selbst ist noch nie bestochen worden, aber es gibt Vorfälle, die sie wütend oder tieftraurig machen. Huguette Labelle nennt ein Beispiel: „Kinder sterben, weil ihre Eltern kein Schmiergeld haben. Sie müssen Leute bestechen, damit ihre Kinder medizinische Behandlung erhalten. Arme Leute bekommen ohne Schmiergeld oft keinen Zugang zu Wasser oder Schulen.“ Schrecklich findet es die Präsidentin von Transparency International auch, wenn Geld, das den Bürgern gehört, gestohlen und gewaschen wird, um Waffen zu kaufen und Konflikte zu schüren. Transparency International wurde vom früheren Direktor der Weltbank, Peter Eigen, gegründet und hat heute Büros in über hundert Nationen.

Deutschland liegt im Korruptionsindex auf dem dreizehnten Platz

Es fällt auf, dass im Korruptionsindex von Transparency International die Länder Ost- und Südeuropas viel schlechter abschneiden als die skandinavischen Länder, in denen es am wenigsten Bestechung gibt oder die Schweiz (Rang 6) oder Deutschland (Rang 13). Huguette Labelle nennt einige Gründe, warum dies so ist: „Die nordeuropäischen Länder haben eine sehr offene Gesellschaft und ein starkes Justizsystem. Die Durchsetzung der Gesetze funktioniert gut, Arbeitnehmer und Whistleblower, die als Interne Missstände öffentlich machen, werden geschützt.“

Laut einer Studie über Bestechung verlor Deutschland im vergangenen Jahr durch Korruption rund 250 Milliarden Euro. Das hört sich nach viel Geld an, dennoch scheint es hierzulande wesentlich weniger Schmiergeldzahlungen zu geben als in Südeuropa. Laut Huguette Labelle gibt es in fast allen Ländern der Welt Korruption. Ihrer Meinung nach exportieren westliche Unternehmen die Bestechung und einige sind mitschuldig, weil sie im Ausland große Geldsummen anbieten oder ohne zu zögern, Schmiergelder zahlen.

Saubere Geschäfte entwickeln sich für Konzerne immer mehr zu guten Geschäften

Angesichts des riesigen Ausmaßes der Korruption auf der Welt, könnte die Frage auftauchen, ob die ehrlichen Menschen inzwischen die Ausnahme bilden. Auch Huguette Labelle fragt sich oft, ob es im Einzelnen angelegt ist, von anderen Geld oder Güter zu stehlen. Ihre Antwort lautet eindeutig: „Nein“. Ihrer Meinung nach ist die Mehrheit der Leute aufrichtig und integer. Es gibt allerdings ein aber: „Die Armen werden manchmal gezwungen, Schmiergelder für grundlegende Dinge zu zahlen, etwa um Strom zu bekommen, ein kleines Geschäft zu gründen, ein Kind im Krankenhaus zu gebären.“

Transparency International berät nicht nur Staatsoberhäupter, sondern auch viele international agierende Konzerne. Inzwischen gibt es laut Huguette Labelle große Firmen, die einige der von der Antikorruptionsorganisation entwickelten Maßnahmen umsetzen. Huguette Labelle freut sich über die Erfolge: „Sie haben entdeckt, dass saubere Geschäfte gute Geschäfte sind. Wir empfehlen zum Beispiel eine unabhängige Aufsicht für große Projekte, um die Integrität des Projektes zu wahren.“ Transparency International empfiehlt auch, dass Firmen im Rohstoffsektor veröffentlichen, was sie den Regierungen der Länder bezahlen, in denen sie tätig sind.

Von Hans Klumbies