Philosophisches Wissen ist keine leere Worthülse

Philosophie ist für Herbert Schnädelbach zunächst einmal eine Kultur der Nachdenklichkeit. Ein Mensch philosophiert, wenn er über seine Gedanken, Meinungen, Überzeugungen und Handlungen nachdenkt, ihnen hinterherdenkt und dabei grundsätzlich wird. Anhand ausgewählter Themen wie zum Beispiel Wissen, Sinn und Bedeutung, Subjekt – Objekt, Werte und Normen, Handlung und Vernunft zeigt Herbert Schädelbach in seinem neuen Buch „Was Philosophen wissen und was man von ihnen lernen kann“ , dass der Ausdruck philosophisches Wissen keine leere Worthülse ist. Die Philosophie der Gegenwart verfügt über einen Kernbestand wissenschaftlichen Wissens, dass sich im ständigen kritischen Dialog mit dem Tradierten herausgebildet hat. Vor seiner Emeritierung war Herbert Schnädelbach Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Nur die wissenschaftliche Philosophie kann wirkliches Wissen erzeugen

Herbert Schnädelbach geht es in  seinem Buch nicht darum aufzuzählen, was Philosophen alles wissen, sondern um die Frage, ob sie überhaupt etwas wissen, was von Kritikern der Philosophie immer wieder bestritten wurde. Der Autor zitiert Georg Wilhelm Friedrich Hegel, dem diese Frage völlig unsinnig erschienen wäre und der folgendes schrieb: „Worauf ich überhaupt in meinen philosophischen Bemühungen hingearbeitet habe und hinarbeite, ist die wissenschaftliche Erkenntnis der Wahrheit.“ Wirkliches Wissen ist also nur mit einer wissenschaftlichen Philosophie zu erlangen.

Die Frage nach dem Wissen in der Philosophie ist für Herbert Schnädelbach ein Metaproblem. Er ergänzt: „Jede mögliche Antwort hängt von der Fassung des Wissensbegriffs ab, die man hier mit guten Gründen akzeptiert oder zu verteidigen bereit ist.“ In der Gegenwartsphilosophie ist es laut Herbert Schnädelbach weitgehend unumstritten, Wissen als den Inbegriff wahrer, gerechtfertigter Überzeugungen aufzufassen. Solche Überzeugungen haben unhintergehbar sprachliche Gestalt, nur so sind sie kommunizierbar.“

Die Philosophie ist von bestimmten Texten wesentlich beeinflusst worden

Im philosophischen Diskurs ist auch die Vernunft eines der wichtigsten Themen, denn einer alten Überlieferung zufolge soll sie es sein, die den Menschen von den übrigen Lebewesen unterscheidet. Das Vernunftthema ist laut Herbert Schnädelbach äußerst komplex, weil in der Geschichte des Denkens niemals eine einheitliche Explikation des Begriffs existierte. Herbert Schnädelbach erklärt den Vernunftbegriff bei Immanuel Kant: „Für Kant ist die Vernunft ein subjektives Vermögen, bei dem zwischen Verstand, Urteilskraft und Vernunft im engeren Sinn zu unterscheiden ist.“

Für Herbert Schnädelbach gibt es Texte, die entscheidende Auswirkungen auf die Geschichte der Philosophie ausgeübt haben. Dazu zählt er beispielsweise John Lockes „Versuch über den menschlichen Verstand“, Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“ sowie Martin Heideggers „Sein und Zeit“. Sie haben seiner Meinung nach das Bisherige gründlich in Frage gestellt und einen radikalen Neuanfang des Philosophierens versucht. In diesem Buch unterstreicht Herbert Schnädelbach eindringlich die These, dass man von der Philosophie sehr viel lernen kann.

Was Philosophen wissen und was man von ihnen lernen kann
Herbert Schnädelbach
Verlag: C.H. Beck
Gebundene Ausgabe: 236 Seiten, Auflage: 2012
ISBN: 978-3-406-63360-7,  19,95 Euro
Von Hans Klumbies