Hans-Martin Schönherr-Mann erklärt den Nutzen der Macht

Die Macht, wird je nach dem Weltbild, das ein Mensch besitzt, entweder verteufelt oder verherrlicht. Dabei wird sie laut Hans-Martin Schönherr-Mann zumeist mit der Gewalt verknüpft, auf die sie sich stützt, die für viele nötig erscheint, Macht zu erzeugen. Schon Mao Tse Tung hat gesagt, dass die Macht aus den Gewehrläufen kommt. Im 19. Jahrhundert und lange noch im 20. Jahrhundert glaubten viele Menschen, dass man durch die Anwendung von Gewalt, sei es in einer Revolution oder im Krieg, die Welt auf eine humanere Stufe führen könne. Selbst in der Gegenwart spricht man noch immer von der „humanen Intervention“, obwohl die Hoffnung auf die humanisierende Wirkung von Gewalt kläglich verpuffte. Prof. Dr. Dr. Hans-Martin Schönherr-Mann ist seit 2003 Professor für Politische Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Der Politiker und auch der normale Bürger brauchen Macht

Hans-Martin Schönherr-Mann vertritt die These, dass ein Pragmatiker keiner dieser Positionen folgen wird. Er wird in manchen Fällen die Anwendung von Gewalt für unvermeidlich halten, wobei er allerdings keine großen Erwartungen an sie knüpft. Hans-Martin Schönherr-Mann fügt hinzu: „Im Gegenteil, er neigt eher dazu, pragmatisch den Einsatz von Gewalt zu vermeiden. Im anderen Fall avancierte er höchstens zum Pragmatiker der Gewalt.“ Die Macht dagegen lehnt er nicht ab, da sie sowohl der Politiker als auch der normale Bürger in seinem Alltagsleben braucht.

Für Hans-Martin Schönherr-Mann kann man also Macht auch mit Handeln und Tatkraft verknüpfen. Als Beispiel nennt er wieder den Pragmatiker, dem es ja nicht um die Umsetzung großer Ideen geht, sondern darum, etwas zu bewirken. Deshalb ist ihm ein gewisser gestaltender Einfluss wichtiger als das bloße Propagieren von Programmen. Dazu benötigt man aber einiges an Wissen. Wer auf Gewalt verzichten möchte, der muss über Geschicklichkeit, Klugheit und Informationen verfügen, die es überflüssig machen, Gewalt anzuwenden.

Über Macht verfügt niemals ein Einzelner

Dem Pragmatiker ist bewusst, dass Wissen selbst durch Macht entsteht und umgehrt Wissen auch Macht darstellt. Durch praktisch anwendbares Wissen gewinnt der Pragmatiker an Einfluss und Handlungsmöglichkeiten, sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Privaten. Hans-Martin Schönherr-Mann fügt hinzu: „Aber er wird das nicht dafür einsetzen, um Utopien, große Ideen oder Ideologien zu verwirklichen. Dadurch wird sich sein Einfluss vergrößern. Ergo verstärkt ein pragmatischer Umgang mit der Macht diese selbst.“

Laut Hannah Arendt entsteht Macht dort, wo Menschen gerade nicht gezwungenermaßen Gesetzten oder Vorschlägen folgen, sondern freiwillig. Dies gilt auch noch für die autoritäre Herrschaft, sofern sie von ihren Bürgern anerkannt wird. Hannah Arendt schreibt: „Macht entspricht der menschlichen Fähigkeit, nicht nur zu handeln oder etwas zu tun, sondern sich mit anderen zusammenzuschließen und im Einvernehmen mit ihnen zu handeln. Über Macht verfügt niemals ein Einzelner; sie ist im Besitz der Gruppe und bleibt nur solange existent, als die Gruppe zusammenhält.“

Von Hans Klumbies