Günter Grass hat seinen Roman „Hundejahre“ neu illustriert

Vor fünfzig Jahren ist der Roman „Hundejahre“ des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass erschienen. Jetzt hat der weltberühmte Autor davon eine Jubiläumsausgabe mit neuen bildnerischen Arbeiten dazu herausgebracht. Von seinen drei ersten Prosabüchern „Die Blechtrommel“, „Katz und Maus“ und „Hundejahre“ sind die „Hundejahre“ für Günter Grass das Buch, das ihm in seinem fragmentarischen Charakter am längsten beschäftigt und zeichnerisch immer wieder interessiert hat. Das hat vor allem damit zu tun, dass es ein sehr bildhafter Roman ist. Günter Grass fügt hinzu: „Als ich „Grimms Wörter“ fertig hatte – ich wechsle ja immer wieder das Handwerkszeug, wenn ich nach ein paar Jahren ein Prosabuch beendet habe –, war für mich der Zeitpunkt gekommen: Jetzt will ich die „Hundejahre“ illustrieren.“ Danach stellte sich für ihn nur noch die Frage der Technik.

Die „Danziger Trilogie“ war für Günter Grass ein sprachlicher Durchbruch sondergleichen

Als Günter Grass dann feststellte, dass seine Finger noch nicht zitterten, hat er sich für die Radierung entschieden, mit allen drei Formen: der Kaltnadel-, der Ätz- und der Aquatinta-Radierung. In eineinhalb Jahren hat Günter Grass 136 Radierungen geschaffen. Zudem ergab sich für ihn die Möglichkeit, durch die erneute Lektüre der „Hundejahre“ ein halbes Jahrhundert zurückzuschauen und den damals relativ jungen Schriftsteller wiederzuentdecken. Er sagt: „Das hat mir Spaß bereitet und meine Arbeit beflügelt.“

Im Rückblick betrachtet war die Zeit vor fünfzig Jahren für Günter Grass eine Epoche des Aufbruchs, eine Zeit in der er die durch die Naziperiode beschädigte deutsche Sprache wiederentdeckte und nicht zulassen wollte, dass man sie unter Verdikt stellt oder schuldig spricht in ihrem Reichtum und ihrer Flexibilität. Günter Grass erläutert: „So ist die „Danziger Trilogie“, die ich innerhalb von siebeneinhalb Jahren geschrieben habe – es war ein durchgehender Schreibprozess –, sprachlich ein Durchbruch sondergleichen für mich gewesen.“

Die Bespitzelung der Bürger führt zum Überwachungsstaat

Günter Grass zählt zu den 560 Schriftstellern aus 83 Ländern, die mit einem öffentlichen Aufruf gegen die Massenüberwachungen durch Regierungen und Unternehmen protestieren. Die Bespitzelung der Bürger, das leider von der großen Demokratie, dem Vorbildstaat Amerika, ausgeht, ist eine Gefährdung der Demokratie in großem Maße – vielleicht noch weit gefährlicher als Terrorismus. Günter Grass erklärt: „So etwas höhlt die Demokratie von innen aus, es führt zum Überwachungsstaat, wenn wir gläsern gemacht, wenn wir dauernd wie verdächtige Subjekte behandelt werden.“

Günter Grass besitzt kein Handy, weil er nicht dauernd erreichbar sein will. Er möchte auch nicht hinnehmen, dass durch die Überwachung seines Handys sein Aufenthaltsort jederzeit bekannt ist. Das sind Eingriffe in sein Privatleben, die er verabscheut. Als Schriftsteller schreibt er die erste Fassung seiner Werke mit der Hand, die zweite und dritte Fassung tippt er in seine alte Olivetti-Reiseschreibmaschine. Anschließend bekommt seine Sekretärin die vorläufige Endfassung, die sie in den Computer tippt. Die Ausdrucke korrigiert Günter Grass dann wie ein Manuskript. Quelle: Passauer Neue Presse

Von Hans Klumbies