Gilles Deleuze nähert sich der Philosophie über Begriffe

Der französische Philosoph Gilles Deleuze definiert die Philosophie als die Erschaffung von Begriffen beziehungsweise ganzen Begriffskaskaden. Diese Bestimmung setzt drei wesentliche Dinge voraus. Erstens ist der Begriff keine bloße Funktion oder Merkmalseinheit, außerdem kein identischer Ausdruck einer Singularität und kein Überflug eines Ereignisses im und durch das Denken. Die philosophischen Begriffe stellen keine universalen oder transzendenten Ganzheiten dar, sondern sind intensive Mannigfaltigkeiten, durch die ein Feld der menschlichen Erfahrung Form und Konsistenz gewinnt, das sonst nicht zugänglich wäre.

Die Bildung philosophischer Begriffe

Zweitens ist die Philosophie laut Gilles Deleuze keine meditative, reflexive oder kommunikative Wissenschaft, sondern Konstruktion in der Anschauung. Ihr Medium ist weder eine Idee, das Ich oder das Wir, sondern die Ebene der Immanenz. Die Immanenzebene bezeichnet dabei den absoluten Horizont des Denkens. Das Denken ist konstitutiv auf das andere seiner selbst geöffnet. Aber das Außen hat nicht die Form eines Dings, einer Gegebenheit oder eines Sachverhalts, sondern existiert als Ereignis, das den immanenten, stets neuen Ausdruck im Begriff fordert.

Drittens setzt die Erschaffung philosophischer Begriffe die Erfindung von Begriffspersonen voraus, so Gilles Deleuze. Diese haben nichts mit der empirischen Person des Philosophen zu tun, sondern markieren die inneren Bedingungen für die reale Ausübung des Denkens. Die Begriffsperson drückt aus, dass das Denken ein singulärer Akt ist, das nicht die Form eines allgemeinen Urteils hat.

Gille Deleuze entwickelt eine neuartige Theorie des Films

Neben seiner theoretischen Gedanken über eine Definition der Philosophie hat sich Gille Deleuze auch mit den ästhetischen Formen des Kinos beschäftigt und eine neuartige Theorie des Films entwickelt. Seiner Ansicht nach beruht der Film auf der ursprünglichen Verbildlichung von Verhältnissen des Raums zur Zeit, die im Bewegungsbild als eine materielle Totalität der Bewegung und im Zeitbild als statische Virtualisierung der Zeit erscheinen.

Das Filmbild ist zum größten Teil auf die senso-motorische Verfassung des Körpers bezogen und reizt das Denken ganz unmittelbar. Die Erklärung des Films kann nicht auf sprachliche Codes oder seine Identifizierung mit dem Imaginären reduziert werden.

Kurzbiographie: Gilles Deleuze

Gilles Deleuze wurde 1925 in Paris geboren und studierte von 1944 bis 1948 an der Sorbonne Philosophie. Nachdem er anfänglich an verschiedenen Lyzeen unterrichtet hatte, unterrichtete Gilles Deleuze in den 60iger Jahren an der Sorbonne und an der Fakultät von Lyon. Von 1969 bis zu seiner Emeritierung 1987 war er Professor für Philosophie an der Universität Paris-VIII.

Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Différence et répétition“ (1968), in dem er eine Theorie der Ästhetik entwickelt und „Logique du sens“ (1969), in dem er eine Logik und eineSprachtheorie vorstellt. Gille Deleuze starb 1995 nach längerer Krankheit durch Freitod.

Von Hans Klumbies