Gewinne sind für Großkonzerne das einzige Maß der Dinge

Großkonzerne fürchten einen funktionierenden Markt genauso wie einen starken Staat, der Regeln zur Begrenzung wirtschaftlicher Macht setzt. Gerhard Schick erklärt: „Denn beide Kräfte würden dem Streben nach Gewinnen entgegenwirken. Gewinne aber sind bei Großkonzernen das einzige Maß der Dinge.“ Die Gewinnmöglichkeiten sind allerdings begrenzt, wenn es nur darum geht, vorhandene Konsumwünsche zu befriedigen. Jeder gute Verkäufer versucht, potentiellen Kunden Produkte schmackhaft zu machen, die sie ursprünglich nicht kaufen wollten. Das ist Teil des Spiels. Doch es verändert seinen Charakter, wenn große Unternehmen ihre Marketingkraft nutzen und gesellschaftliche Trends prägen oder Regeln wie Ladenöffnungszeiten oder den Umgang mit Kundendaten verändern. Das Verlangen der Kunden auf bestimmte Produkte zu etablieren und kontinuierlich weiterzuentwickeln, ist die Aufgabe der Werbung, die sich zunehmend professionalisiert hat. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

Neue Produkte gehen immer schneller kaputt

Die soziale Kommunikation in modernen Gesellschaften läuft heute in starkem Maße über Produkte. Es gibt ein wichtiges Mittel zur Steigerung des Profits bei Großkonzernen: die Beschleunigung des Produktumlaufs. Gerhard Schick nennt Beispiele: „Dazu gehört ein immer schnellerer Wechsel von Moden, die durch umfangreiche Werbekampagnen in unsere Köpfe gebracht werden und unsere bisherige, eigentlich noch makellose Kleidung, das eigentlich noch brauchbare Sofa und die eigentlich noch taugliche Uhr ersatzbedürftig werden lassen.“

Doch nicht nur die Mode und die Werbung treiben den exzessiven Verbrauch von Ressourcen in unser aller Hauswirtschaftskreislauf. Gerhard Schick ergänzt: „Geplante Obsoleszenz und Unreparierbarkeit sind deren technische Geschwister, damit Produkte möglichst häufig ersetzt und so die Profite beflügelt werden.“ Dabei ist das Ziel stets, Umsätze zu steigern – und zwar unter der Wahrnehmungsschwelle der Konsumenten, die sonst zur Konkurrenz wechseln würden. Die Produzenten nehmen den immer schnelleren Verschleiß der Produkte bewusst in Kauf.

Die Gesellschaft darf keine Machtwirtschaft dulden

Die Produktzyklen werden immer kürzer. Ökologisch hat das zur Folge, dass immer mehr Müll produziert wird und immer mehr Ressourcen verschwendet werden, um dasselbe Niveau der Versorgung zu erreichen. Kapitalgesellschaften und Fonds müssen ihre Rendite maximieren. Gerhard Schick nennt den Grund dafür: „Jede Aktionärin hat ein gesetzlich verbrieftes Recht, dass ausschließlich im Sinne ihrer Rendite gewirtschaftet wird!“ Alle anderen Ziele sind nur unter dem Gesichtspunkt des daraus resultierenden Profits zu bewerten.

Kapitalgesellschaften verfolgen im Unterschied zu manchem persönlich haftenden Einzelunternehmer eine im Kern pathologische Strategie. Gerhard Schick erläutert: „Denn während das Streben nach Macht und Profit aus Sicht der Aktionäre das richtige Vorgehen ist, läuft dieses Verhalten gesellschaftlichen Zielen oft diametral entgegen. Deshalb dürfen Gesellschaften das Entstehen von Machtwirtschaft, also einer Wirtschaft, in der wenige Großunternehmen relevante Macht über Politik und Märkte ausüben, nicht dulden.“ Quelle: „Machtwirtschaft nein danke!“ von Gerhard Schick

Von Hans Klumbies