Das Gefühl der Unsicherheit ist in Deutschland massiv gestiegen

Einen erheblichen Anteil am massiv gestiegenen Gefühl der Unsicherheit in Deutschland hat der Umgang vieler Menschen mit den Medien, insbesondere mit digitalen Informationskanälen. Die Flut an negativen Nachrichten und belastenden Bilder, der man beinahe täglich ausgesetzt ist, hat eine verheerende Wirkung auf die menschliche Psyche. Georg Pieper weiß: „Diesen angstschürenden Effekt machen sich sowohl islamistische Terroristen als auch Rechtspopulisten gezielt zunutze. Bei ihren Aktionen – bei den einen sind es Anschläge, bei den anderen Provokationen – planen sie stets die anschließende Medienberichterstattung mit ein.“ Indem viele Menschen die Schlagzeilen, Berichte und Bilder wie gebannt aufsaugen, spielen sie ihr perfides Spiel mit und verleihen ihnen eine weitaus größere Wichtigkeit und zugleich Macht über das eigene Denken und Handeln, als sie normalerweise hätten. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

Georg Pieper rät zu einer klugen Nutzung der Medien

Über den persönlichen Medienkonsum macht man sich, wenn auch unbewusst, freiwillig zum Opfer dieser Leute. Auch deshalb rät Georg Pieper dringend dazu, sich zu schützen und durch eine kluge Nutzung der Medien dafür zu sorgen, dass die eigene Angst vor Terror und anderen bedrohlichen Entwicklungen nicht aus dem Ruder läuft. Viele Menschen meinen immer, bloß nichts verpassen zu dürfen. Georg Piepers Empfehlung wäre, einmal darüber nachzudenken, welche Relevanz es hat, wenn man sich jede Meldung über ein schlimmes Ereignis irgendwo auf der Welt anschaut.

Klar, die von einem Unglück betroffenen Menschen tun einem leid. Aber ob man sich das anschaut oder nicht, ändert nichts an dem, was geschehen ist. Der Rückzug von der Überversorgung an Informationen und die Besinnung auf die Dinge, die einem gut tun, sind sehr klug und viel besser für die eigene Seele. Der inflationäre Konsum von negativen Nachrichten bewirkt das Entstehen von Ängsten und Gefühlen der Unsicherheit. Wer auch mal wegsieht, wenn das Leid anderer über die Medien einem nahegebracht wird, ist deswegen nicht gleich ignorant gegenüber den Problemen und Nöten seiner Mitmenschen.

Jeder sollte den eigenen Medienkonsum bewusst steuern

Georg Pieper erläutert: „Denn wer seine seelischen Kräfte zu sehr strapaziert, indem er sich an den Bildern und Nachrichten von den Krisen und Katastrophen der Welt abarbeitet, hilft damit keinem. Niemand hat einen Nutzen davon, wenn wir uns all dem aussetzen. Im Gegenteil, wir schaden uns selbst damit.“ Georg Pieper plädiert allerdings nicht dafür, die Teilhabe am aktuellen Tagesgeschehen komplett den anderen zu überlassen und sich aus allem herauszuziehen. Er glaubt aber, dass die Aufnahmekapazität eines Menschen für schlechte Nachrichten begrenzt ist und dass man verantwortungsvoll damit umgehen sollte.

Wichtig ist, ein für sich persönlich sinnvolles Maß des Medienkonsums zu finden, um möglichen Ängsten und dem generellen Unsicherheitsgefühl nicht immer neue Nahrung zu geben. Zu einem regelrechten Angstschub kann es kommen, wenn man von besonders schlimmen Ereignissen erfährt, wie etwa den Anschlägen in Paris im November 2015.In solchen Situationen ist es besonders wichtig, den eigenen Medienkonsum bewusst zu steuern. Sinnvoller, als sich mit Schlagzeilen und reißerischen Kurzmeldungen dauerberieseln zu lassen, ist es, sich dem Thema mit voller Aufmerksamkeit zuzuwenden und sich damit auseinanderzusetzen. Quelle: „Die neuen Ängste“ von Georg Pieper

Von Hans Klumbies