Das Testosteron ist das Hormon der Lust und der Jagd

Männer müssen sich laut Georg Pfau ihr Testosteron erarbeiten und gleichzeitig dafür sorgen, dass es nicht durch allzu viel an Östrogenen an Wirksamkeit verliert. Das ist lebenslange, harte Arbeit. In der Sexualmedizin ist es nichts neues, dass jede Art von Überforderung zu einem Absinken des Testosteronspiegels führt. Georg Pfau fügt hinzu: „Der Mediator hierfür ist das Stresshormon Cortisol, das den Testosteronspiegel aktiv senkt.“ Georg Pfau betrachtet das Testosteron als „Luxushormon“, genauso wie Sexualität, die durch Testosteron gelenkt wird, eine Luxusfunktion darstellt. Es ist ein Prinzip der Evolution, dass der menschliche Körper in Zeiten der Not an seinen Luxusfunktionen spart. Dr. Georg Pfau ist Arzt und Sexualmediziner. Er ist Mitglied der „Deutschen Akademie für Sexualmedizin“ in Berlin sowie Vorstands- und Gründungsmitglied der „Österreichischen Akademie für Sexualmedizin“ in Salzburg.

Ein Mann unterscheidet sich von der Frau durch die Wirkung des Testosteron

Um an der Sexualität und damit an Energie zu sparen, senkt der Körper in Stresssituationen den Testosteronspiegel. Die Behauptung, Testosteron wäre ein schädliches Hormon, weist Georg Pfau strikt zurück. Er erklärt: „Es gilt als erwiesen, dass Männer mit höheren Testosteronspiegeln nicht nur eine höhere Lebensqualität besitzen, sondern auch eine höhere Lebenserwartung.“ Das Ignorieren eines behandlungsbedürftigen Mangel an Testosteron ist ebenso als ärztlicher Kunstfehler zu betrachten wie Hormongaben bei Männern, die genügend davon besitzen.

Wenn man die Östrogene als die „Hormone des Lebens“ bezeichnen will, könnte man das Testosteron als das „Männerhormon“ benennen, da es schlicht und einfach den Mann macht. Georg Pfau erläutert: „Alles, worin ein Mann sich von einer Frau unterscheidet, aber auch wirklich alles, geht zurück auf die Wirkung von Testosteron.“ Seiner Meinung nach könnte man es auch als „Hormon der Jagd“ bezeichnen, in der Sexualität als „Hormon der Lust“. Jede Wirkung dient dazu, um die Männer auf die Erfüllung ihrer Aufgabe bestmöglich vorzubereiten: eben die Jagd.

Das Testosteron weckt Interessen und fördert die Extrovertiertheit der Männer

Der Inbegriff des maskulinen Mannes ist laut Georg Pfau der Jäger in der ursprünglichen Bedeutung dieses Wortes. In früheren Zeiten, bevor das Schießpulver erfunden wurde, konnte man von einem tüchtigen Jäger auf besondere Überlebensfähigkeit schließen. Georg Pfau ergänzt: „Er musste sich durch Klugheit, Mut und Entschlossenheit im Kampfe mit dem Tier bewähren, um seiner Familie das Hungern zu ersparen. Das macht sexy – auch heute noch! Es besteht kein Zweifel, dass der erfolgreiche Jäger auch der Spender guten Samens sein würde.“

Ganz abgesehen von der Ausgestaltung des Körpers zum Jäger, macht Testosteron auch Lust, im weitesten Sinne des Wortes. Georg Pfau erklärt: „Es weckt Interessen, fördert die Extrovertiertheit der Männer, die Lust, Neues zu entdecken oder nötigenfalls auch zu erfinden.“ Männer fragen oft nicht nach dem Wozu oder Warum, sie haben einfach Lust auf Neues. Sehr häufig kommt dabei nichts raus, aber manchmal doch. Auf diese Weise kam es zu revolutionären Erfindungen und Innovationen.

Von Hans Klumbies