Georg Ernst Stahl entwickelt die Phlogistontherorie

Georg Ernst Stahl wurde 1659 in Ansbach geboren und studierte schon mit 16 Jahren an der Universität Jena Medizin und Naturwissenschaften. Sein Lehrer war Professor Georg Wolfgang Wedel, der der chemiatrischen Richtung angehörte, einer Gruppe von Ärzten, die alle Lebensvorgänge auf die chemische Zusammensetzung des Körpers zurückführten. Georg Ernst Stahl promovierte bei ihm und habilitierte sich im Jahre 1684. 1687 wurde er als Leibarzt an den Hof von Weimar berufen. Nachdem er dort sechs Jahre erfolgreich gewirkt hatte, geht er als Professor für Medizin an die neu gegründete Universität Halle. Georg Ernst Stahl veröffentlichte über 200 wissenschaftliche Schriften, sowohl auf medizinischem Gebiet (Animismus) als auch auf dem Gebiet der Chemie (Phlogistontheorie). Eines seiner bedeutendsten Werke ist die „Theoria medica vera“, das er 1707, nach dreizehnjähriger Arbeit, fertig stellte. Berühmt wurde Georg Ernst Stahl durch seine medizinische Theorie des Animismus.

Leib und Seele bilden für Georg Ernst Stahl eine Einheit

Er geht davon aus, dass die unsterbliche Seele für alle Vorgänge im menschlichen Körper verantwortlich ist. Die Vorstellung, die Schöpfung sei blinder Zufall, lehnte er ab. Unter Seele versteht Georg Ernst Stahl ein vielschichtiges Gebilde, dem das unbewusste und das denkende Prinzip des Lebens angehören. Die Seele kann nur mithilfe des Körpers wirken und wahrgenommen werden. Leib und Seele bilden ein Ganzes, eine Einheit. Bei der Behandlung seiner Patienten lehnte Georg Ernst Stahl den Gebrauch der Chinarinde ab, mit der damals viel Missbrauch getrieben wurde.

Dagegen wendete er häufig die Therapie des Aderlasses an, als vorbeugendes Mittel bei wohlhabenden Patienten, die sich der Völlerei hingaben. Im Krankheitsfall trat er nur für kleine Aderlässe am Fuß ein. Die von ihm verwendeten Arzneimittel waren die gleichen, die auch seine Kollegen gebrauchten, nur war er in den Dosierungen wesentlich zurückhaltender. Vielfach bediente er sich seiner eigenen geheimen Medizin, in der zum Beispiel das Antimon eine wesentliche Rolle spielte. Alle seine Arzneien hatten die Aufgabe, der Seele bei ihrer heilenden Wirkung zu helfen. Denn für Georg Ernst Stahl lagen die Hauptaufgaben eines Arztes im psychischen Gebiet. Mit dieser Einschätzung war er seiner Zeit weit vorausgeeilt.

Die Theorie des Phlogiston

Weltweit berühmt wurde Georg Ernst Stahl auf dem Gebiet der Chemie. Seine bedeutendste wissenschaftliche Leistung ist die Phlogistontherorie. Sie besagt, dass bei jeder Verbrennung ein unbekannter Stoff, das Phlogiston, entweicht. Zwischen Oxidation und Reduktion der Metalle und der Verbrennung des Schwefels und der Rückgewinnung aus der Säure besteht völlige Parallelität.

Sowohl Schwefel wie die Metalle sind nach Georg Ernst Stahl Verbindungen des jeweiligen Grundstoffs mit Phlogiston, Oxide sind einfache Stoffe. Damit war zum ersten Mal der Prozess, der heute Oxidation genannt wird, in der Einheit seines Wesens erkannt. 1716 ging Stahl als Leibarzt an den Hof Friedrich Wilhelms I. von Preußen nach Berlin. Dort ist er am 14. Mai 1734 gestorben.

Von Hans Klumbies