Die Essays von Francis Bacon funkeln vor Brillanz

Das Buch „Essays“ von Francis Bacon enthält 58 Abhandlungen, sprich Essays und ein Fragment einer Abhandlung, in der er über die Gerüchte philosophiert. Die Essays handeln unter anderem von der Schönheit, vom Glück, vom Ehrgeiz, vom Reichtum, von der Wahrheit, vom Tod, von der Liebe und der Freundschaft. Francis Bacon beantwortet in seinen Abhandlungen zum Beispiel die Fragen: „Warum haben unverheiratete Männer einen größeren gesellschaftlichen Nutzen als verheiratete?, Welche Vorteile bieten Verstellung und Heuchelei? und „Warum faszinieren uns Liebe und Neid mehr als alle anderen Empfindungen.“ Nicht nur diese Fragen, sondern viele der anderen die er auch in seinen Essays stellt, sind knapp 400 Jahre nach dem Tod von Francis Bacon immer noch hochaktuell.

Der Neid ist von allen Gefühlen das heftigste und beständigste 

Die Heuchelei ist für Francis Bacon nur die schwache Abart von Klugheit und Weisheit, denn es erfordert seiner Meinung nach einen scharfen Verstand und großen Mut zu wissen, wann die Wahrheit ausgesprochen werden muss, und sie dann auch tatsächlich auszusprechen. Daher sind die schwächeren Politiker die größten Heuchler. Die Abhandlung über „Verstellung und Heuchelei“ beschließt Francis Bacon mit folgenden Worten: „Die beste Mischung und Methode ist, Offenheit des Geistes zu zeigen und dafür in hohem Ansehen zu stehen, Verschwiegenheit zu üben, sich angemessen der Verstellung zu bedienen und die Gabe der Heuchelei zu besitzen, falls nichts anderes mehr helfen sollte.“

Francis Bacon ist davon überzeugt, dass keine anderen Empfindungen den Menschen so stark bezaubern und verzaubern wie der Neid. Beide führen zu heftigem Verlangen, sie regen die Phantasie und die Einbildung an. Zudem fallen sie leicht ins Auge, besonders wenn der Gegenstand der Empfindung in der Nähe ist. In der neunten Abhandlung „Über den Neid“ schreibt Francis Bacon: „Im Hinblick auf das Gefühl des Neides möchten wir noch hinzufügen, dass es von allen Gefühlen das heftigste und beständigste ist, denn für die anderen Gefühle gibt es nur hin und wieder einen Grund.“

Glühende Liebe verhindert Reichtum und Weisheit

Die Liebe kann laut Francis Bacon im Leben viel Unheil anrichten, da sie sich manchmal wie eine Sirene oder Furie aufführt. Für den Philosophen ist es eine eherne Regel, dass Liebe entweder mit ihrer Erwiderung oder mit geheimer und stiller Verachtung belohnt wird. Francis Bacon erklärt: „Umso mehr sollte sich der Mensch vor dieser Leidenschaft in Acht nehmen, bei der er nicht nur Dinge verlieren kann, sondern auch sich selbst.“ Wer das Gefühl der Liebe zu hoch achtet, wird weder zu Reichtum noch zu Weisheit gelangen.

In der dreißigsten Abhandlung beschäftigt sich Francis Bacon mit der „Pflege der Gesundheit“. Eine große Weisheit liegt für ihn darin, dass das, was der Mensch für sich selbst als gut oder als schädlich ansieht, die beste Medizin zu Erhaltung seiner Gesundheit ist. Über die Auswahl des richtigen Arztes schreibt Francis Bacon folgendes: „Nimm einen Arzt, der einen Mittelweg geht, und wenn du dies nicht bei einem einzigen Arzt findest, dann wähle dir zwei, die entgegengesetzter Meinung sind. Unterlasse es auch nicht, denjenigen zu fragen, der sich mit deinem Körper am besten auskennt, und denjenigen, der in seinem Fach den besten Ruf genießt.“

Essays

Francis Bacon

Verlag: Marixverlag

Gebundene Ausgabe: 223 Seiten, Auflage: 2012

ISBN: 978-3-86539-281-7,  7,95 Euro

Von Hans Klumbies