Die Fischbestände gehen weltweit dramatisch zurück

Die Fische in den Weltmeeren werden weiterhin in gewaltigen Mengen gefangen, obwohl ihre natürlichen Bestände stark gefährdet sind. Aber sie werden nicht nur mit riesigen Netzen aus den Ozeanen gefischt, sondern auch in enormen Massen gezüchtet. So genannte Aquafarmer betreiben auf allen Kontinenten und in allen Weltmeeren Fischzucht. Die Food and Agriculture Organisation (FAO) der Vereinten Nationen berichtet, dass inzwischen rund fünfzig Prozent aller weltweit gehandelten Speisefische aus Aquakulturen stammen. Das entspricht fast sechzig Millionen Tonnen Fisch pro Jahr. Mit einem Anteil von 62 Prozent ist China inzwischen der größte Produzent von Zuchtfischen auf der Welt. Allein in den vergangenen zwanzig Jahren hat das Land seine Fischproduktion um zehn Prozent pro Jahr gesteigert.

Aquafarmer züchten heute fast jeden Speisefisch

Das südamerikanische Land Chile steigerte seine Fischproduktion sogar um zwanzig Prozent pro Jahr. Es gibt heutzutage kaum noch einen Speisefisch, der nicht gezüchtet wird. In Chinas Binnengewässer sind es Karpfen, an den Küsten Chiles und Norwegens dominiert die Lachszucht und in den Meeren Südostasiens produzieren die Aquafarmer vor allem Krabben. Aquakulturen versprechen eine hohe Rendite und könnten in Zukunft noch größere Bedeutung erlangen, da die Situation der natürlichen Fischbestände in den Ozeanen der Welt inzwischen mehr als prekär ist.

Laut FAO hat sich in den vergangen 35 Jahren eine dramatische Erschöpfung der weltweiten Fischvorkommen ereignet. Der Anteil der stark überfischten und erschöpften Fischgründe stieg von zehn auf 32 Prozent. Die starke Überfischung der Weltmeere ist allerdings nur eines der Probleme der Fischereiwirtschaft. Die Fischpopulationen sind zudem durch Wasserverschmutzungen und Störungen des ökologischen Gleichgewichts in großer Gefahr. Neue Probleme werden durch den Klimawandel noch dazu kommen.

Für die halbe Menschheit ist Fisch ein wichtiges Grundnahrungsmittel

Es gibt nicht wenige Ressourcenökonomen, die glauben, dass der Rückgang der weltweiten Fischbestände in einer globalen Katastrophe enden könnte. Denn für fast drei Milliarden Menschen ist Fisch ein ganz entscheidender Bestandteil ihrer Nahrung. Er sorgt für mindestens fünfzehn Prozent ihrer täglichen Versorgung mit Proteinen. Und der Pro-Kopf-Verbrauch nimmt weiter zu. Zudem sind mehr als 500 Millionen Menschen direkt oder indirekt vom Fischfang finanziell abhängig.

Aquakulturen bieten deshalb im Kampf gegen die Überfischung der Ozeane und um die Fischreserven auf einem stabilen Niveau zu halten gigantische Erfolgsmöglichkeiten aber auch genauso große Risiken. Auch die Fischzucht verursacht, wie jede Tiermast, große Mengen an Abwässern, die der wilden Flora und Fauna Schäden zufügen. Zudem produzieren Aquakulturen nicht nur Fisch, sondern verbrauchen auch riesige Mengen davon. Rosamond Naylor von der University of Stanford sagt: „Mittlerweile verbrauchen Fischzuchten fast vier Millionen Tonnen Fischmehl pro Jahr.“

Von Hans Klumbies