Europa und die USA fürchten sich vor der Rezession

Immer mehr Ökonomen glauben, dass die Weltwirtschaftskrise nicht zurückkommt, weil sie nie weg war, sondern immer latent im Hintergrund lauerte. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer sagt: „Mir scheint, dass sich drei Elemente zu einem perfekten Sturm zusammengebraut haben: die europäische Schuldenkrise, die amerikanische Schuldenkrise und die Aussichten auf schwächeres Wachstum.“ Finanzkrisen sind nichts Neues. Die Wirtschaftswissenschaftler Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff haben ihre Gemeinsamkeiten erforscht. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die Vorgänge in vergangenen Finanzkrisen, erstaunlich genau den Ereignissen entsprechen, die in den vergangenen drei Jahren in der westlichen Wirtschaftswelt Chaos und Schrecken verursachten. Ihre Lehren zeigen, dass nach einer Finanzkrise das Wirtschaftswachstum auf Jahre hinaus schwach und unsicher bleibt.

Der Schuldenabbau beginnt zwei Jahre nach einer Finanzkrise

Laut Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff brauchte die Wirtschaft in den Finanzkrisen nach dem Zweiten Weltkrieg im Schnitt mehr als vier Jahre, um nur ihr Vorkriegsniveau zu erreichen. Die Forscher sehen den Grund darin, dass die ungesunden Schulden nach einer Finanzkrise nicht einfach verschwinden und dabei die Gläubiger oft nur den Namen wechseln. Oft übernehmen die Regierungen einen Teil der Verbindlichkeiten und geben anschließend viel Geld für Konjunkturprogramme aus.

Charles Roxburgh, Ökonom in der Forschungsabteilung der Unternehmensberatung McKinsey, erklärt: „Nach Finanzkrisen erhöhen Regierungen normalerweise ihre Schulden für Konjunkturprogramme. Das ist richtig, um eine schlimmere Krise zu verhindern. Aber die Defizite müssen dann unter Kontrolle gebracht werden.“ Er hat erforscht, wie Volkswirtschaften ihre Schulden wieder abbauen und ein charakteristisches Muster entdeckt: Der Schuldenabbau beginnt im Durchschnitt zwei Jahre nach einer Finanzkrise.

Die Verschuldung kann in einer Inflation enden

Die Welt befindet sich jetzt mitten im Schuldenabbau, was für die betroffenen Staaten sehr schmerzhaft ist. Denn mit einem wirtschaftlichen Aufschwung, der die Wirtschaft aus den Schulden herauswachsen lässt, rechnet kaum ein Ökonom. Ganz im Gegenteil: Es drohen massenhafte Bank- und Staatspleiten. Die Verschuldung kann auch zu einer Inflation führen. Oder es beginnt eine Sparphase, die ebenfalls ungemütlich ist. Sie kann die Wirtschaft kurz nach der Krise noch einmal in eine Rezession befördern. Die Wirtschaftswissenschaftler sprechen dann von einem so genannten „double dip“, das doppelte Tal.

Denn wenn der Staat zum Sparen gezwungen ist, entlässt er Angestellte oder streicht Subventionen für Organisationen und Unternehmen, die dann ihrerseits Beschäftigte entlassen müssen. Oder der Staat erhöht die Steuern und dämpft damit die allgemeine Wirtschaftsentwicklung. Bis die Sparprogramme die Wirtschaft von den Schulden entlasten, verstreicht einige Zeit. Griechenland, Irland und Spanien sparen schon. Die USA hat zumindest ein kleines Sparpaket beschlossen und Italien will ebenfalls weniger Geld ausgeben.

Von Hans Klumbies