Emil Nolde erzielte allein mit den Farben seine größten Effekte

Emil Nolde war schon über dreißig Jahre alt, als er sich zum Maler ausbilden ließ. Schon in der Anfangszeit seiner Künstlerkarriere fiel auf, mit welcher Sicherheit er sich in den Genres, der von ihm besuchten dänischen Malschulen bewegt hat. Seine frühen Meer- und Strandbilder wirken in ihrer bleiernen Ruhe fast abstrakt. Weitere Motive, die ihm leicht von der Hand zu gehen scheinen, sind Menschen im blendend hellen Sommerlicht des Nordens, Spukwesen, die den Himmel des Morgens verdüstern sowie bürgerliche Interieurs und Porträts. Eine eigene künstlerische Handschrift entwickelt Emil Nolde erst um 1907 in seinen Ansichten von Wäldern und Feldern. Hier setzt sich der Maler mit den spontanen Farbsetzungen van Goghs und mit dem Divisionismus der Postimpressionisten auseinander. Die Ausstellung „Emil Nolde, Retrospektive“ ist noch bis zum 15. Juni im Frankfurter Städel-Museum zu sehen.

Grobheit und Urwüchsigkeit gehören zu den Stilmitteln von Emil Nolde

Emil Nolde trennt nun die Farben und platziert und pinselt sie scheinbar ohne System übereinander, bis er die gewünschte Farbwirkung erzielt. In seine ersten Bildern von Menschen in Bewegung wie zum Beispiel in den „Wildtanzenden Kindern“ von 1909, lässt er die Farben so wild auf der Leinwand sich ausbreiten, dass alle Konturen, aber auch die Andeutungen von Körpern in der Luft zerrissen werden. Schon hier kommt die Grobheit und Urwüchsigkeit zum Vorschein, die Emil Nolde später, als einer der gefeierten Maler der Moderne, bewusst angewendet und als Ausdrucksmittel zur Meisterschaft gebracht hat.

FarbenBei seiner Suche nach „sprechenden Farben“ war Emil Nolde sehr erfolgreich. Mit Farben erzielte der Künstler von Beginn an die größten Effekte, ja als Kolorist schwebt er wie ein kosmisches Rätsel über der Geschichte der neueren Malerei. Vor allem durch das, was er draußen in der ihn umgebenden Natur wahrnimmt, lässt sich Emil Nolde von den Farben des Alltags weglocken. Vor allem seine Himmelsdarstellungen über dem flachen Land scheinen sich zu kosmologischen Erscheinungen zu kristallisieren.

Emil Nolde bringt die Mächte und Gewalten der Natur durch Farben ans Licht

Emil Nolde setzt, wenn er die aufgepeitschten Elemente Wasser, Luft und Licht malt, Farben und Leuchtstoffe frei, wie sie vorher nie erblickt wurden. Besonders beeindruckend die Nordlichter, die sich durch eine elektrisierende Eigenwilligkeit auszeichnen. Die Farben werden hier, von allen eingrenzenden Linien befreit, zu einem Medium der Schöpfung der Welt. Emil Nolde glaubt, dass die Natur von hässlichen Gnomen bewohnt und umgekehrt Naturwesen von den Menschen Besitz ergriffen haben.

In der ursprünglichen Natur, sprich in der Landschaft, entdeckt Emil Nolde Gewalten und Mächte, die nur durch Farben ans Licht der Wahrnehmung gebracht werden können. Im Menschen findet er das aus dem Garten Eden vertriebene Tierwesen, dass die Fähigkeit zum Bösen entwickelt hat. Es handelt sich dabei um einen gestürzten Dämon, der immer noch in den bizarrsten Farben zu erstrahlen vermag. In seinen religiösen Bildern schickt er die Farben in einen unbarmherzigen Kampf, den nur wenige der Figuren aus der Bibel überstehen. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Von Hans Klumbies

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