Die Verantwortung des Menschen für seine Umwelt

Biologisch gesehen ist der Mensch für Frank Fraser-Darling ein Aristokrat. Denn er herrscht über die Tiere, die Pflanzen und selbst über die Landschaften der Erde. Deshalb ist der Mensch privilegiert. Ökologisch betrachtet steht er auch an der Spitze der Nahrungskette. Frank Fraser-Darling glaubt, dass Aristokratie kein vom Menschen ersonnener Begriff ist, sondern ein beobachtbares Phänomen. Und dennoch ist das aristokratische Ideal ein Konzept des menschlichen Geistes, und zwar ein sehr altes und sehr schönes und ein potentieller ökologischer Faktor von großer Bedeutung für unseren Planeten. Fast in jeder Menschenrasse hat es dieses Ideal gegeben. Frank Fraser-Darling schreibt: „Kurz gesagt, drückt sich das Ideal in dem Satz aus, dass der Aristokrat der Diener seines Volkes ist.“

Die Zivilisation ist selbst eine Blüte der Evolution

Das Ideal des Aristokraten beinhaltet gemäß Frank Fraser-Darling den Begriff der Zurückhaltung. Dazu gehören die Akzeptanz der eigenen Überlegenheit und der Verzicht auf eitle Selbstüberschätzung. Er erklärt: „Wenn dem Überlegenen seine Überlegenheit bewusst wird, wird er sie demütig entgegennehmen wie eine Bürde, die man voller Stolz trägt.“ Frank Fraser-Darling betrachtet dieses Ideal als die Grundlage einer Ethik verantwortlichen Verhaltens des Menschen gegenüber seiner gesamten Umwelt.

Zur Umwelt zählt Frank Fraser-Darling alles Lebendige, die Landschaft, die Luft und das Wasser, aber auch die verschiedenen Kulturdenkmäler in der Geschichte der Menschheit, wobei er Kultur als einen Ausfluss der Natur interpretiert. Frank Fraser-Darling erläutert: „Die Zivilisation ist selbst eine Blüte der Evolution, welcher der Mensch nicht teilhaftig geworden wäre, hätte er nicht gelernt, die ungeheuren Vorräte an mineralischen und organischen Stoffen, die der Planet in seinen früheren Stadien hervorgebracht hatte, auszubeuten und den Lebensraum, in dem er sich vorfand, zu verändern.“

Das Weltbevölkerungswachstum ist außer Kontrolle geraten

Frank Fraser-Darling fordert die Menschen dazu auf, das Ideal seiner aristokratischen Natur zu verwirklichen. Das heißt, dem Planeten Erde zu dienen, auf dem sie geboren und an den sie noch immer gebunden sind. Er schreibt: „Weder Leben noch Materie darf vergeudet werden, und doch ist bis heute der merkantile Aspekt allen anderen übergeordnet worden.“ Er beklagt die zunehmende Zerstörung unberührter Gegenden und unersetzbarer Wildnis, die durch die krebsartige Zunahme der Weltbevölkerung verursacht wird.

Das Weltbevölkerungswachstum ist gemäß Frank Fraser-Darling außer Kontrolle geraten, da kaum noch etwas unternommen wird, um die Menschheitspopulation einzudämmen. Mit der Überbevölkerung geht die Umweltverschmutzung einher, und zwar in zweifacher Weise: Erstens die passive, gegen die niemand etwas tun kann und zweitens die eigentliche, das heißt das Versäumnis zu handeln, obwohl Gegenmaßnahmen möglich und bekannt sind. Hier wäre für Frank Fraser-Darling das aristokratische Ideal direkt anwendbar, und zwar auf das Verhältnis der Menschen zueinander.

Kurzbiographie: Frank Fraser-Darling

Frank Fraser-Darling wurde am 23. Juni 1903 in der Nähe von Chesterfield in Nordengland geboren. Er lehrte von 1953 bis 1958 Ökologie an der Universität Edinburgh und war von 1958 bis 1972 Vizepräsident der amerikanischen Conservation Foundation in Washington. Frank Fraser-Darling hat knapp 30 Bücher über Botanik, Zoologie, Ökologie und Geographie geschrieben. Er starb am 22. Oktober 1979.

Von Hans Klumbies