Die Ursprünge der modernen Verhaltensforschung

Der Schweizer Conrad Gessner gilt als der bedeutendste Zoologe und Universalgelehrte seit der Antike. Der Wissenschaftler war nicht nur Zoologe, sondern auch Botaniker, Arzt, Mineraloge, Paläontologe, Sprachforscher und Theologe. Daneben ist er durch seine Tierbeschreibungen einer der Begründer der modernen Verhaltensforschung geworden. Bevor er sich aber einer umfassenden Beschreibung aller Tier- und Pflanzenarten widmete, verfasste Conrad Gessner im Alter von 21 Jahren ein griechisch-lateinisches Lexikon.

Conrad Gessner schuf die Basis der Zoologie

Daneben beherrschte Conrad Gessner die Sprachen französisch, englisch, italienisch, holländisch und hebräisch. Sein Werk „Bibliotheca universalis“, die erste große Bibliografie aller Wissensgebiete, enthält 3.000 Autoren und etwa 10.000 Schriften. Sein größtes Interesse aber galt den Tieren, denen er sein umfangreichstes Werk „Historia animalium“ widmete, ein Buch, das über Jahrhunderte die Basis der Zoologie verkörperte.

Viele seiner lateinischen Tiernamen, die er einführte, werden noch heute verwendet. Reichhaltige Illustrationen, in Holzschnitten gefertigt, ergänzten seine Beschreibungen. Innerhalb von sieben Jahren erschienen die Bände über Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische. Ein fünfter Band erschien nach seinem Tod und ein sechster über Insekten lag nur als Entwurf vor.

Conrad Gessner erkannte die Wirksamkeit der Heilkräuter

Nicht nur auf dem Gebiet der Zoologie hat Conrad Gessner großartige Leistungen vollbracht, sondern auch in der Botanik. Er war ein Experte in der Systematik, der Planzengeographie und der Pflanzenzucht. Er wollte über die Pflanzen ein ebenso umfangreiches Werk schreiben, wie über die Tierwelt. Doch die Pest ließ das nicht mehr zu. Das war aber nicht der einzige Zweck, den Conrad Gessner mit seinen botanischen Studien verfolgte: er wollte darüber hinaus als Arzt wirksame Medikamente zur Heilung menschlicher Krankheiten finden.

Neben den Heilkräutern war er von der medizinischen Wirkung der schweizerischen Heilquellen überzeugt. Gegen das in der Schweiz stark verbreitete Kropfleiden verschrieb Conrad Gessner seinen Patienten ein Pulver, das er aus Meerschwämmen und Seesternen gewonnen hatte. Instinktiv verabreichte er den Kranken damit das richtige Heilmittel Jod, das in den Meerestieren in hoher Konzentration enthalten ist.

Als Arzt kümmerte sich der Wissenschaftler in Zürich nicht nur um die körperlichen Gebrechen seiner Patienten, sondern ebenso um ihre psychische Konstitution. Geisteskrankheiten hatten für ihn keine übernatürlichen Ursachen, sondern entstanden durch Krankheiten im Kopf.

Kurzbiographie: Conrad Gessner

Conrad Gessner, Universalgelehrter, Zoologe und Arzt, wurde 1516 in Zürich geboren. Er studierte an den Universitäten Straßburg, Bourges und Paris die Medizin, Naturhistorie, griechische und lateinische Philologie und erweiterte sein medizinisches Wissen an der Universität Basel. 1537 arbeitete er als Professor der griechischen Sprache in Lausanne. Ab 1541 praktizierte er als Arzt in Zürich, wo er 1554 zum Oberstadtarzt befördert wurde. Conrad Gessner starb 1565 in Zürich an der Pest.

Von Hans Klumbies