Die wechselnden Lebensorte des Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche gehört für Mathias Iven ohne Zweifel zu den großen Provokateuren der europäischen Geistesgeschichte. In seinem Buch „Lebenswege des Friedrich Nietzsche“ beschreibt der Autor die verschiedenen Orte, in denen der Philosoph lebte. Der Lebensweg beginnt im Pfarrhaus in Röcken, in dem der große Denker am 15. Oktober 1844 geboren wurde. Im Frühjahr 1850 zog die Familie Nietzsche nach Naumburg um. Friedrich Nietzsche besuchte dort die Knaben-Bürgerschule am Topfmarkt und wurde dort wegen seines Ernstes und seiner Bibelfestigkeit der „kleine Pastor“ genannt. Im Oktober wurde er in die Quinta des Domgymnasiums aufgenommen, anschließend erhielt er ein Stipendium für die Landesschule Pforta.

Friedrich Nietzsche erkennt seine Berufung für die Philosophie

Friedrich Nietzsche war laut Mathias Iven ein sehr fleißiger Schüler. Er war von einer wahren Sucht nach dem Idealwissen beherrscht. Selbst seine freien Stunden widmete er der Literatur und der Musik. Im Oktober 1864 beginnt Friedrich Nietzsche sein Studium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn als „Theol. et Phil.“. Schon im ersten Semester entscheidet er sich aber für die Philologie und wechselt an die Universität Leipzig. Sein Lehrer Friedrich Ritschl empfahl ihn für den Lehrstuhl für griechische Sprache und Literatur in Basel.

Mathias Iven schreibt: „Mit nur 24 Jahren, ohne eine Dissertation oder gar eine Habilitationsschrift vorgelegt zu haben, wurde Nietzsche im Februar an die Universität Basel berufen.“ Am 19. April 1869 kommt Friedrich Nietzsche in Basel an. Während seiner Lehrtätigkeit in Basel verschlechtert sich sein Gesundheitszustand ständig. Er erhält ein Jahr Urlaub und erholt sich unter anderem in Torrent und spürt nach seiner Abreise von dort immer deutlicher, dass seine eigentliche Berufung die Philosophie ist.

Friedrich Nietzsches Wanderleben beginnt

Zu Beginn des Jahres 1879 verschlechtert sich der gesundheitliche Zustand Friedrich Nietzsches erneut. Er ersucht um die Beendigung seines Dienstverhältnisses. Das Ansuchen wird genehmigt, zudem erhält er eine großzügige Pension. Mathias Iven zitiert den großen Denker, der seine Baseler Jahre mit folgenden Worten zusammenfasst: „Es ist meine Klugheit, Vieles und vielerorts gewesen zu sein, um Eins werden zu können – um zu Einem kommen zu können. Ich musste eine Zeit lang auch Gelehrter sein.“

Im Frühjahr 1880 begann Friedrich Nietzsches Zeit als umherirrender Flüchtling. In den kommenden zehn Jahren war er auf der Suche nach dem idealen Lebensort. Er reiste durch Italien, lebte an der Côte d’Azur, genoss die Schweizer Berge und kehrte immer wieder nach Deutschland zurück. Er hält sich in Venedig und in Genua auf, reist nach Rom und verbringt den Sommer in Sils-Maria. Friedrich Nietzsche ist von Sils-Maria entzückt: „Sils ist wirklich wunderschön; in gewagter Latinität das, was ich Perla Perlissima nenne. Ein Reichtum an Farben, hundert Mal südlicher darin als Turin.“

Der geistige Zusammenbruch Friedrich Nietzsches

Vom 2. Dezember 1883 an lebt Friedrich Nietzsche erstmals über vier Monate in Nizza, in einer Stadt, in die er im Verlauf der nächsten Jahre immer wieder zurückkehren sollte. Am 5. April 1888 trifft er in Turin ein. Er schreibt über die Stadt: „Turin wirkt durch einen gewissen Strom von Leben, es drückt nicht, es ist nicht das Abbild des kleinen Erwerbs und Vorwärts-Kriechens.“ Den Sommer des gleichen Jahres verbringt er noch einmal in Sils-Maria, im September kehrt er nach Turin zurück.

Bereits zum Jahresende 1888 kündigt sich der geistige Zusammenbruch Friedrich Nietzsches an. Anfang Januar bringt ihn sein Freund Franz Overbeck in die Schweiz zurück. Die Baseler Nervenärzte stellen bei ihm die Diagnose: „Paralysis progessiva“, bei der eine Behandlung aussichtslos ist. Nach mehreren Jahren des Siechtums stirbt Friedrich Nietzsche am 25. August 1900 und wird in Röcken begraben. Das kleine Büchlein bietet dem Leser einen raschen und detaillierten Überblick über die Lebensstationen eines revolutionären Denkers.

Lebenswege des Friedrich Nietzsche
Text: Mathias Iven
Photographien: Angelika Fischer
Verlag: Edition A.B. Fischer
Broschierte Ausgabe: 55 Seiten, Auflage: 2011
ISBN: 978-3-937434-34-6, 12,00 Euro

Von Hans Klumbies