Die Kopffüßler von Horst Antes erfreuen sich großer Popularität

Anfang der sechziger Jahre machten die Kopfmenschen den deutschen Maler Horst Antes berühmt. Die Kopffüßler, wie sie später genannt wurden, wirkten wie Monolithen mit riesigen Füßen und markanten Gesichtern, die wie in Stein gemeißelt erschienen. Die surrealen Schönheiten erinnern auch an die Statuen der Osterinseln, an die magischen Figuren einer längst versunkenen Hochkultur. Seine Kopfwesen haben es inzwischen zu großer Popularität gebracht. Sie hängen als Drucke in Wohnzimmern und den Lobbys von Unternehmen. Im Gegensatz zu den Werken von Georg Baselitz, Anselm Kiefer oder Markus Lüpertz wirken seine Gemälde freundlich und dem Betrachter zugewandt. Exzesse, Gräuel und spektakuläres Berserkertum sucht man auf seinen Bildern vergeblich. Horst Antes wurde 1936 an der Bergstraße geboren. Im Jahr 1963 war er Stipendiat der Villa Massimo und nahm während seiner Künstlerkarriere allein bis 1977 dreimal an der weltberühmten Documenta in Kassel teil und gewann Preise auf der Kunstbiennale.

Der Mythos ist die Heimat der Kopfmenschen von Horst Antes

Wer das Kindliche in der Kunst von Horst Antes mit Naivität gleichsetzt, begeht einen großen Irrtum. Sein Interesse gilt Gesellschaften, die im Entstehen sind, und die versuchen ihrer Kultur im Bereich der Kunst eine Form zu geben. Sie wollen damit unter anderem ihre Ängste bannen und ihre Hoffungen ausdrücken. Horst Antes ist schon lange fasziniert von den Bilderwelten und Ritualen der Hopi-Indianer, die er auch mehrfach besuchte. In seiner eigenen Malerei schuf der Künstler eine allegorische und modellhafte Fabelwelt.

Die Kopffüßler des Horst Antes sind gleich den antiken Göttern. In der privaten Mythologie des Künstlers stellen sie den ganzen Kosmos menschlicher Verhaltensweisen dar. Die Kopfmenschen können aggressiv oder monumental sein, scheu sein oder Trauer tragen, sie können verstörend oder zutraulich wirken, sie können sich verlieben oder sich hinter Masken verstecken. Sie sind wie die antiken Darsteller in den uralten Mythen: rätselhafte Figuren, in denen die Menschen sich spiegeln und dadurch danach trachten, ihr eigenes Wesen zu erkennen.

Die Farben von Horst Antes erinnern manchmal an Marc Chagall

Horst Antes entwickelt für seine Kopffüßler durch die Verrückung der Proportionen eine eigene surreale Schönheit. Er hat in einem eigenwilligen Prozess seine eigene, unverwechselbare Formen- und Bildsprache entwickelt. Dabei fällt auf, dass viele seiner Kopfmenschen augenlos sind: ihre Augen sind leer und blind. Horst Antes hat auch lange mit den Mythen und Bildern der italienischen Antike und Renaissance auseinandergesetzt. In seinen Bildern erscheinen die großen Blinden der Mythen- und Kunstgeschichte in abgewandelter Form.

Die Farben, die Horst Antes auf seinen Gemälden verwendet, erinnern manchmal an den Farbenkosmos eines Marc Chagall oder eines Willem de Kooning. Auch von der Pop-Art sind Horst Antes Werke gar nicht so weit entfernt. In seinen neuesten Bildern hat sich Horst Antes auch mit der Architektur auseinandergesetzt. Dabei malt er Häuser in Überlänge, als wären sie Menschen, die sich in Häuser verwandelt haben. So wie viele seiner Kopffüßler keine Augen haben, fehlen seinen Gebäuden die Fenster und Türen.

Bis zum 16. September 2013 findet im Martin-Gropius-Bau in Berlin die Ausstellung, „Horst Antes. Malerei 1958 – 2010.“, statt.

Von Hans Klumbies