Die Essensverschwendung kann jeder Einzelne stoppen

Mehr als die Hälfte aller Lebensmittel werden weggeschmissen. Allein in Deutschland landen jährlich bis zu 20 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Stefan Kreutzberger und Valentin Thurn erklären in ihrem Buch „Die Essensvernichter“, dass allein das Essen, das in Europa vernichtet wird, zwei Mal ausreichen würde, um alle Hungernden der Welt zu ernähren. Die meiste Nahrung wird schon vernichtet, bevor sie auf dem Esstisch landet: jeder zweite Kopfsalat, jede zweite Kartoffel und jedes fünfte Brot. Da die Ware im Supermarkt inzwischen perfekt aussehen muss, wird zum Beispiel ein Apfel mit einer Delle oder ein Salat mit einem welken Blatt sofort aussortiert. Die Mehrkosten zahlt der Konsument, da die Händler den Ausschuss längst auf den Preis aufgeschlagen haben.

Die Lebensmittel in Deutschland sind zu billig und von schlechter Qualität

Dem Skandal der Lebensmittelvernichtung ist laut Stefan Kreutzberger und Valentin Thurn, der in hohem Maße auch zum Klimawandel beiträgt, auf internationaler, aber auch persönlicher Ebene zu begegnen. Ihr Buch enthält viele Anregungen, was der Einzelne tun kann, damit nicht mehr so viele Lebensmittel auf dem Müll landen. Das Autorenduo schreibt: „Wir alle sind davon betroffen und können bereits durch relativ kleine Verhaltensänderungen viel zu einer positiven globalen Entwicklung beitragen.“

Ein bedeutender Aspekt, warum die Menschen in Deutschland mit den Lebensmitteln so achtlos umgehen, ist der Preis. Der ist hierzulande, im Vergleich mit anderen europäischen Staaten, sensationell niedrig. Die Autoren zitieren zu dem Thema Dr. Gunther Hirschfelder, Professor für vergleichende Kulturwissenschaften an der Universität Regensburg, der erklärt: „Unser ganzer Umgang mit Lebensmitteln ist deshalb krank, weil sie viel zu billig sind. Billig im doppelten Sinn: schlechte Qualität und niedriger Preis.“

Die Autoren nennen die Profiteure der Lebensmittelvernichtung

Stefan Kreutzberger und Valentin Thurn halten die Kritik an den Essgewohnheiten der Europäer und der Wegwerfmentalität für sehr berechtigt, bemängeln aber, dass sie doch meistens die eigentlichen Initiatoren und Profiteure von Überproduktion und Lebensmittelvernichtung ausblendet, nämlich die multinational agierenden Konzerne der Agrarwirtschaft. Sie nennen ihre Namen: Archer Daniel Midland, Alfreed C. Toepfer, Bunge Limited, Cargill und Louis Dreyfus. Das Autorenduo klärt auf: „Diese Milliarden Euro schweren Mischkonzerne sind mit Abstand die weltweit größten Lieferanten der Nahrungsmittel- und Futtermittelindustrie.“

Am Ende ihres lehrreichen und zum Denken anregenden Buches zitieren Stefan Kreutzberger und Valentin Thurn auch den geistigen Vater der Slow-Food-Bewegung Carlo Petrini, der den Kampf gegen die Verschwendung von Lebensmitteln zu einem der wichtigsten Ziele seiner Organisation erklärt. Carlo Petrini schreibt: „Das Essen nicht zu verschwenden heißt, die Erde, die wir bewohnen, zu schätzen und die Menschen zu respektieren.“ Qualitätsnahrung sollte es seiner Meinung nach für alle Menschen geben, und wenn sie wirklich geteilt würde, wäre sie auch nicht zu teuer.

Die Essensvernichter

Warum die Hälfte aller Lebensmittel im Müll landet und wer dafür verantwortlich ist

Stefan Kreutzberger/Valentin Thurn

Verlag: Kiepenheuer & Witsch

Broschierte Ausgabe: 319 Seiten, Auflage 3: 2011

ISBN: 978-3-462-04349-5, 16,99 Euro

Von Hans Klumbies

1 Gedanke zu „Die Essensverschwendung kann jeder Einzelne stoppen“

  1. Ich finde man muss etwas tun, viele Menschen in unseren übersteigerten Gesellschaft werden nicht satt und so viel von Essbarem wir einfach vernichtet. Ich suche eine Gruppe in Mülheim an der Ruhr die dagegen kämpft, und möchte gerne sie mit meinem Einsatz unterstützen lg .Iwona.

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