Die Essayistin und Schriftstellerin Susan Sontag

Susan Sontag war in Amerika ein Star, die Frau mit dem berühmtesten Intellekt ihrer Zeit. In ihrem Werk spiegelt sich ihre Leidenschaft für die europäische Kultur. Obwohl viele ihrer Essays genial waren, gab sie sich nicht mit dem Erfolg in dieser literarischen Gattung zufrieden, sondern wollte immer auch eine erfolgreiche Romanschriftstellerin werden. In ihren Schriften drückt sich der Konflikt der modernen Kunst und des modernen Denkens in größter Genialität aus. Es ist scheinbare Unvereinbarkeit zwischen Ästhetizismus und Moralismus. Manchmal betrachtete Susan Sontag in ihren Essays selbstbezogen die Welt, in den meisten Werken aber kämpfte sie gegen ihre Ungerechtigkeiten und Leiden.

Das unglaublich vielfältige Leben der Susan Sontag

Schon in ihrer Jugend liebte Susan Sontag nichts so sehr wie Bücher. Die kleinbürgerlichen Grillfeste ihres Stiefvaters hasste sie. Sie wollte sich zu einer Frau entwickeln, jenseits der Spießbürgerlichkeit. Sie träumte von Bibliotheken, Cafés und Bars, vom Kino und von Theatervorstellungen. Ihre Wünsche drehten sich auch um das Denken, Reisen und Sprechen. Tatsächlich entwickelte sich Susan Sontag in ihrem Leben zu einer ausgeprägten Ästhetin und entschiedenen Moralistin.

Ihr Verhältnis zur Kunst war ein ausgesprochen erotisches. In den sechziger und siebziger Jahren in New York las sie fünf französische Romane in der Woche, ging mehrmals an jedem Tag ins Kino und in viele Kunstausstellungen. Auf der anderen Seite war sie Kriegsberichterstatterin und fehlte an keinem Kriegsschauplatz der Nachkriegszeit. Sie war Präsidentin der amerikanischen Sektion der Schriftstellervereinigung P.E.N. und war eine Wegbereiterin der Postmoderne in den sechziger Jahren in den USA.

„Anmerkungen zu Camp“ machen Susan Sontag berühmt

Die geistige Heimat von Susan Sontag war seit ihrer Jugend Paris. Einen ihrer schönsten Aufsätze schrieb sie auch dementsprechend über die phänomenologische Weltsicht des französischen Strukturalisten Roland Barthes. Susan Sontag hat mit ihren Werken als Vermittlerin und Botschafterin den Amerikanern die europäische Moderne nahe gebracht. Sie versammelte in ihren Schriften europäische Künstler und Denker von Weltrang wie beispielsweise Elias Canetti, Walter Benjamin, Simone Weil, Nathalie Sarraute und Jean-Luc Godard.

Mit ihrem Essay „Anmerkungen zu Camp“, der in der „Partisan Review“ erschien, wurde Susan Sontag 1964 schlagartig in den USA berühmt. Der Begriff Camp ist angesiedelt zwischen der klassischen Hochkultur und der bedeutungslosen Kultur des Konsums. Camp ist geprägt von der Tradition des Dandytums und verzichtet auf die Moralisierung der Kunst und deren Etikettierung. Camp darf nicht mit Pop oder der Popkultur verwechselt werden. Er ist eher eine subversive Geschmacksrichtung, eine Haltung, die von Ironie geprägt ist.

Kurzbiographie: Susan Sontag

Susan Sontag wurde am 16. Januar 1933 in New York geboren. Sie wuchs in Tucson, Arizona und Los Angeles auf. Wenn es ein bestimmendes Merkmal im Leben von Susan Sontag gab, dann war dies ihre Unabhängigkeit und Schnelligkeit. Ihre brillante Intelligenz wurde schon nach den ersten drei Schultagen von den Lehrern bemerkt. Sie übersprang die beiden ersten Klassen und rückte sofort in die Dritte auf.

Im Alter von 16 Jahren schrieb sie sich an der Universität von Berkeley ein, ein Jahr später heiratete sie den Soziologen Philip Rieff. Nach zwei weiteren Jahren wurde sie Mutter, mit 25 Jahren ließ sie sich scheiden und zog mit 26 als allein erziehende Mutter nach New York. Als sie 31 Jahre alt war, gab sie ihre Dozentenstelle auf und arbeitete ab diesem Zeitpunkt als freie Autorin. Susan Sontag starb am 28. Dezember 2004 in New York. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof Montparnasse in Paris.

Von Hans Klumbies