Die dramatischen Ereignisse des Jahres 1968

Der preisgekrönte Dokumentarfilmer Andreas Veiel hat für dieses Buch aus 20.000 Fotos etwa 200 der aussagekräftigsten über das Jahr 1968 ausgewählt und zu Bildstrecken angeordnet. Der Historiker und Publizist Gerd Koenen kommentiert die Aufnahmen mit Zwischentexten und ergänzt, was die Bilder nicht zeigen. Der Bildband zeigt eine atemlose Folge dramatischer Ereignisse des Jahres 1968 wie die Tet-Offensive des Vietcong, die Attentate auf Martin Luther King und Rudi Dutschke, die Osterunruhen und Barrikaden des Pariser Mai, den Einmarsch der russischen Truppen in die Tschechoslowakei sowie Straßenschlachten in Chicago und Westberlin. Gerd Koenen beschreibt in einem einleitenden Text, die Entwicklungen, die etwa ein Jahrzehnt zuvor Fahrt aufgenommen hatten und um 1968 kulminierten.

Notstand der Demokratie

Deshalb vereint das Buch nicht nur Fotos von 1968 sondern beginnt mit einem Bild vom 18. April 1958, auf dem Menschen in München gegen den Atomtod demonstrieren. Es folgen Bilder von 1962, die die Schwabinger Krawalle zeigen und eine Gruppe Studenten die in Frankfurt für die Freilassung der Redakteure des „Spiegels“ demonstriert.

Andere vom 30. Oktober 1966 zeigen wie der Philosoph Ernst Bloch und der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger auf einem Frankfurter Kongress den „Notstand der Demokratie“ ausrufen. Natürlich fehlt auch das berühmte Bild vom 2. Juni 1967 nicht, das den sterbenden Studenten Benno Ohnesorg zeigt.

Der Weg von den Studentenunruhen zur RAF

Auf den ersten Bildern des Jahres 1968 ist Fritz Teufel zu sehen, der von Polizisten in Berlin abgeführt wird und Rainer Langhans und Dieter Kunzelmann bei der Verbrennung von Extra-Blättern des Axel-Springer-Verlags. Auf einem Coverfoto des Wirtschaftsmagazins Capital, das Rudi Dutschke mit dem „Kapital“ im Arm zeigt, könnte der Studentenführer glatt als Banker durchgehen. Schon auf der nächsten Seite liegt sein Fahrrad mit seiner Aktentasche verlassen am Straßenrand, nachdem Josef Bachmann Rudi Dutschke niedergeschossen hatte.

Das Buch endet mit Fotografien aus den Jahren 69/70 und zeigt Bilder der späteren ersten Generation der RAF, zu denen Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin gehörten. Auf der vorletzten Seite ist ein Fahndungsplakat von Ulrike Meinhof zu sehen, für deren Ergreifung eine Belohnung von 10.000 Mark ausgesetzt wurde. Die Anklage lautete: Mordversuch in Berlin.

Gerd Koenen und Andreas Veiel ist ein überzeugender Rückblick auf das Jahr 1968 gelungen, das die atemlose Ereignisfolge dieses dramatischen Jahres zeigt. Es ist lobenswert, dass sie sich nicht nur auf 68 beschränkt haben, sondern auf die Vorgeschichte eingehen und zeigen, welche Auswirkungen die Ereignisse von 68 auf die kommenden Jahre hatten.


1968 Bildspur eines Jahres
Gerd Koenen/ Andreas Veiel
Verlag: Fackelträger
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten, Auflage: 2008
ISBN: 9783771643591, 29,95 Euro

Von Hans Klumbies