Die berühmteste alternative Schule heißt Summerhill

Vor neunzig Jahren wurde Summerhill von A.S. Neill gegründet. Heute leitet seine Tochter Zoë Readhead das alternative Schulprojekt. Die Kritik an dem demokratischen Schulansatz ist auch fast ein Jahrhundert nach der Gründung noch immer nicht verstummt. Zoë Readhead erzählt: „Es gibt sie bis heute – weil die Menschen uns missverstehen! Sie glauben, dass die Kinder hier tun und lassen können, was sie wollen, und dass es bei uns laut und chaotisch ist. Dabei stimmt das Gegenteil: Es geht in Summerhill sehr ruhig und diszipliniert zu.“ Summerhill wird in den Medien gerne als Inbegriff der antiautoritären Erziehung hingestellt, obwohl schon der Gründer A.S. Neill diesen Begriff ablehnte und ihn auch selbst nie gebrauchte.

 Heute besitzen zu viele Kinder zu viel Macht in der Familie

Zoë Readhead vertritt die Meinung, dass heute viele Eltern sehr verunsichert sind. Sie wollen ihre Kinder in Freiheit erziehen, aber niemand hat ihnen beigebracht, wie man mit einem freien Kind umgeht. Zoë Readhead erklärt: „Sie denken, dass alles, was das Kind tut, in Ordnung ist, aber das ist es absolut nicht! Die Kinder, mit denen wir dann zu tun haben – auch in Summerhill – halten sich an keinerlei Regeln.“ Wenn sie an die Kinder denkt, die zu Zeiten ihrer Vaters in ihre Schule kamen, stellt die Schulleiterin im Gegensatz zu heute einige Veränderungen fest.

Laut Zoë Readhead kamen in früheren Zeiten viele Kinder sehr verängstigt in Summerhill an. Ihr Vater musste den Schülern erst einmal klarmachen, dass sie von ihm nichts zu befürchten hätten und er auf ihrer Seite sei. Zoë Readhead sagt: „Viele der Kinder hatten damals ziemlich schlechte Erfahrungen mit Erwachsenen gemacht. Es war wichtig ihr Vertrauen zu bekommen.“ Die Schulleiterin wünscht sich diese Zeiten zwar nicht zurück, beklagt aber, dass viele Kinder heute zu viel Macht besäßen.

In Summerhill ist der Schulalltag von Mitbestimmung geprägt

Der Gründer von Summerhil, A.S. Neill, vertrat die Auffassung, dass in einem guten Zuhause Eltern und Kinder die gleichen Rechte haben müssen. In einem schlechten Zuhause dagegen, haben entweder die Eltern oder die Kinder zu viel Macht. In Summerhill gehen die Lehrer nicht davon aus, dass der Mensch in Sünde geboren ist, sondern eher vom Gegenteil. Zoë Readhead erklärt: „Man muss Kindern nicht beibringen, gut zu sein; alles, was wir tun müssen, ist, sie gut sein zu lassen.“

Zoë Readhead ist stolz darauf, dass Summerhill eine selbstverwaltete Gemeinschaft ist und dass in dessen zentralen Gremium, der Schulversammlung, in der Regeln und Verbote per Mehrheitsentscheid beschlossen werden. Sie sagt: „Dort werden auch sämtliche Regeln beschlossen und Verstöße dagegen geahndet.“ Die Schulversammlung wird von einem Schüler oder einer Schülerin geleitet.“ Für ganz wichtig hält es Zoë Readhead, dass die Mitbestimmung in der Schule ernst genommen wird und die Schüler tatsächlich über relevante Themen entscheiden können.

Von Hans Klumbies