Deutschland ist ein zutiefst gespaltenes Land

Alexander Hagelüken zeichnet in seinem Buch „Das gespaltene Land“ ein düsteres Bild von Deutschland. Seine dramatische Analyse zeigt, dass zunehmend Angehörige der Mittelschicht von sozialem Abstieg und von Armut im Alter bedroht sind. Auch vom Wirtschaftsboom in Deutschland profitieren zur wenige. Denn während die Reichen immer reicher werden, stagniert die untere Hälfte der Gesellschaft, die zudem noch so gut wie keine Ersparnisse besitzt. Alexander Hagelüken zeigt auf eindringliche Weise, dass das gespaltene Land einen neuen Gesellschaftsvertrag braucht: „Nur Wohlstand für alle schützt das Land vor einer Machtübernahme durch Rechtspopulisten, die in Amerika und Großbritannien schon geschehen ist.“ Der Autor untersucht in seinem Buch vor allem, wie sich Deutschland in den vergangen Jahrzehnten gespalten hat und woran das liegt. Alexander Hagelüken ist als Leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung für Wirtschaftspolitik zuständig.

Die Ungleichheit beginnt die Bundesrepublik zu zerstören

Die Bundesrepublik hat sich laut Alexander Hagelüken in eine Nation voller Gegensätze verwandelt. Er fordert die Politik auf, gegen diese Spaltung vorzugehen. Denn sie ist die einzige Kraft, auf die die Deutschen setzen können. Denn Unternehmen nehmen in der globalen Ära immer weniger Rücksicht auf ihr Heimatland oder irgendein anderes Land. Alexander Hagelüken kritisiert, dass die Regierungen Deutschlands diese Spaltung des Landes geschehen ließen. Das Land braucht seiner Meinung nach eine Politik, die sich von den Dogmen des Neoliberalismus abwendet.

Alexander Hagelüken fordert die Politik auf, die ganze Gesellschaft in den Blick zu nehmen, statt nur gut organisierte Interessengruppen. Die Spaltung des Landes wird sich nicht von selbst in Luft auflösen. Stattdessen beginnt sie, das Land zu zerstören. Zu viele Geringverdiener fühlen sich nur noch ohnmächtig. Zu viele junge Menschen fragen sich, warum sie sich anders als ihre Eltern kein Eigenheim leisten können. Der gesammelte Frust begünstigt überall in den westlichen Staaten den Aufstieg von Populisten.

Nur eine gerechtere Politik kann die Populisten aufhalten

Alexander Hagelüken vertritt die These, dass die Populisten deswegen so erfolgreich sind, weil die etablierten Parteien versagen: „Sie ignorieren die Unzufriedenheit der Menschen, die mit stagnierendem Einkommen und Abstiegsängsten der Mittelschicht zusammenhängt.“ Statt sich vor den Populisten hertreiben zu lassen, fordert Alexander Hagelüken die Union und die SPD auf, ihren politischen Kurs radikal zu ändern. Der Autor untersucht in seinem Buch, wie Ungleichheit die Bundesrepublik durchdrungen hat und ein politisches Erdbeben auslöst.

Eine gerechtere Politik wäre für Alexander Hagelüken das richtige Mittel, um die Populisten aufzuhalten und den Zusammenbruch einer gesellschaftlichen Ordnung zu verhindern, in der bisher jeder etwas für den eigenen Lebensunterhalt und die Gemeinschaft zu leisten bereit ist. Alexander Hagelüken warnt: „Es ist nicht selbstverständlich, dass Normalbürger weiter engagiert zur Arbeit gehen und Steuern und Abgaben für ein anonymes Riesengemeinwesen zahlen. Sie können die Orndung aufkündigen, auf der die Gesellschaft aufbaut.“ Dadurch könnte es in Deutschland zu so schweren Verwerfungen kommen, dass das Land nicht wiederzuerkennen wäre.

Das gespaltene Land
Wie Ungleichheit unsere Gesellschaft zerstört – und was die Politik ändern muss
Alexander Hagelüken
Verlag: Knaur
Broschierte Ausgabe: 236 Seiten, Auflage: 2017
ISBN: 978-3-426-78895-0, 12,99 Euro

Von Hans Klumbies