Die Deutsche Literaturgeschichte beginnt im frühen Mittelalter

Das Lexikon „Deutsche Literaturgeschichte, das in der 8. Auflage im Verlag J. B. Metzler erschienen ist, stellt die nahezu 14 Jahrhunderte umfassende Geschichte der deutschsprachigen Literatur dar. Die ausgezeichneten Texte sind mit 555 Bildern illustriert. Eingeteilt ist das Werk in 15 Kapitel, beginnend bei der Literatur des Mittelalters, endend bei den Tendenzen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1989. Neben den literarischen werden auch die gesellschaftlichen Zusammenhänge der einzelnen Epochen analysiert. Die achte Auflage enthält ein neuverfasstes Kapitel zum Literaturbetrieb und Ergänzungen im Schlusskapitel um die die Entwicklungen der letzten Jahre. Zu Beginn ihrer Ausführungen weist das Autorenteam darauf hin, dass die ersten bekannten Texterzeugnisse auf germanischem Boden nur in ganz wenigen Beispielen, zudem in Überlieferungen späterer Zeit, erhalten sind.

Johann Wolfgang von Goethe prägt die Zeit der „Kunstperiode“

Die frühesten Texte der deutschen Literatur sind Zeugnisse heidnisch-germanischer Religiosität. Als wichtigstes Literaturzeugnis jenes Zeitraums gilt das „Hildebrandlied“, das in einem Fuldaer Codex aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts aufgefunden wurde. Nach der Literatur des Mittelalters befassen sich die Autoren in den beiden folgenden Kapiteln mit dem „Humanismus und Reformation“ sowie der „Literatur des Barock.“ In der folgenden „Aufklärung“ meldet sich erstmals der freie Schriftsteller zu Wort, der von der Entwicklung eines literarischen Marktes profitiert.

Als „Kunstperiode“ erschien Heinrich Heine in der Rückschau jene Zeit bis etwa 1830, die vor allem durch die übermächtige Gestalt Johann Wolfgang von Goethes und seines Werkes geprägt wurde. Die Epoche des „Vormärz“ ist vom Aufbruch in die Moderne gekennzeichnet. Die Wandlung des Schriftstellers zum „freien“ Schöpfer, hat im Übergang zum 19. Jahrhundert dem Dichterberuf zu höchsten Ansehen verholfen. Als Beispiel für diese Entwicklung nenne die Autoren den Schriftsteller und Lyriker Eduard Mörike.

Theodor Fontane präsentiert den Realismus und die Gründerzeit

Als herausragender Repräsentant der folgenden Epoche des Realismus und der Gründerzeit gilt Theodor Fontane. Die sich daran anschließende literarische Moderne umfasst den Zeitraum zwischen 1890 und 1920. Als erste Generation dieser Epoche treten die sogenannten Naturalisten auf. Ende der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts setzt sich eine Radikalisierung realistischer, literarischer Ansätze durch. Im Unterschied zu den Realisten verzichten die Naturalisten auf jegliche Versöhnung mit der Realität.

Im folgendem wird die Literatur der Weimarer Republik, diejenige des „Dritten Reichs“, die deutsche Literatur des Exils, die Literatur der DDR, die Literatur der Bundesrepublik sowie im Schlusskapitel die Tendenzen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1989 vorgestellt. Die Öffnung der Mauer am 9. November stellte eine epochale Wende in der Geschichte Deutschlands dar. Angesichts der unglaublichen Ereignisse geraten auch manche literarische Texte aus den Fugen. Zudem gibt es nach 1989 eine gewisse Lust, sich auf unbekannten Wegen in fremden Gegenden umzusehen. Zu den herausragenden Schriftstellern dieser „Lustwandler“ zählt ohne Zweifel Peer Handke. Diese „Deutsche Literaturgeschichte“ hat durchaus das Format, sich zum Klassiker zu entwickeln.

Deutsche Literaturgeschichte
Von den Anfängen bis zur Gegenwart
Wolfgang Beutin, Matthias Beilein, Klaus Ehlert, Wolfgang Emmerich, Christine Kanz, Bernd Lutz, Volker Meid, Michael Opitz, Carola Opitz-Wiemers, Ralf Schnell, Peter Stein, Inge Stephan
Verlag: J. B. Metzler
Gebundene Ausgabe: 781 Seiten, Auflage 8: 2013
ISBN: 978-3-476-02453-4, 29,95 Euro

Von Hans Klumbies