Christo hat sogar den Reichstag in Berlin mit Stoff verhüllt

Einer der bekanntesten Künstler der Gegenwart ist der Verpackungsgroßmeister Christo. In Oberhausen präsentiert er gerade seine Installation „Big Air Package“, eine begehbare aufgeblasene Hülle. Rund 300.000 Besucher haben sich das Kunstwerk schon angeschaut. Außerdem arbeitet Christo Vladimiroff Javacheff, wie er mit vollem Namen heißt, seit 1992 an dem Projekt „Over the River“ in Colorado, wo er den Fluss Arkansas mit Stoffbahnen überspannen will. Die Kosten werden auf rund 50 Millionen Dollar geschätzt. Ein anderes Projekt, mit dem er sich seit 1977 beschäftigt heißt „Mastaba“: Christo will in der Nähe von Abu Dhabi 410.000 Ölfässer stapeln. Bei allen seinen Installationen war ihm seine Frau Jeanne-Claude eine kongeniale Ergänzung. Sie starb im Jahr 2009 im Alter von 74 Jahren. Zu den spektakulärsten Projekten von Christo zählten die Verhüllung des Reichstags in Berlin sowie die aufgestellten Tore im Central Park von New York.

Christo verkauft Zeichnungen und kleinere Skulpturen

Ihre erste Outdoor-Installation zeigten Christo und Jeanne-Claude im Jahr 1961 in Köln: Verhüllte Fässerstapel im Kölner Hafen. Seitdem ist nichts vor seinen Verhüllungen sicher. Kritiker sagen, in Oberhausen verpacke er jetzt sogar Luft. Christo nimmt diese Vorwürfe gelassen auf: „Unsere Projekte sind völlig nutzlos. Total überflüssig. Sie erfüllen keinen Zweck. Niemand braucht sie – nur Jeanne Claude und ich.“ Christo weist allerdings auch darauf hin, dass die Verpackungskunst mit Stoffen eine 5000 Jahre alte Tradition hat.

Auf die Frage, warum er die verschiedensten Dinge in Stoff einpackt, antwortet Christo: „Mir geht es darum, die Details von Objekten zu verstecken und nur die grundsätzlichen Proportionen zu zeigen – so wie beim Berliner Reichstag 1995. Der Stoff symbolisiert das Nomadische, die Vergänglichkeit, die Transformation.“ Die großen Outdoor-Werke von Christo und Jeanne-Claude sind frei, sie gehören niemandem. Was Christo verkauft, sind Zeichnungen und kleinere Skulpturen.

In 50 Jahren haben Christo und Jeanne-Claude 32 Projekte verwirklicht

Die Skizzen und Modelle, die Christo anfertigt, reflektieren die Entwicklung des jeweiligen Projekts. Er musste immer wieder etwas davon verkaufen, um seine nächsten Installationen finanzieren zu können. Sponsoren lehnt Christo ab und nennt den Grund dafür: „Weil wir alle Freiheiten behalten wollen. In 50 Jahren haben wir auf diese Weise immerhin 32 Projekte verwirklicht.“ Künstler wollen seiner Meinung nach die Freiheit haben, das zu machen, was sie wollen. Dazu muss man wirtschaftlich erfolgreich sein.

Christo lebt vor allem von seinen Vortragshonoraren, die sich je nachdem zwischen 10.000 und 30.000 Dollar bewegen. Trotz seiner 78 Jahre macht Christo noch immer alles selbst. Er bezeichnet sich als Workaholic. Er ist sehr viel in der Welt unterwegs, um sich die Genehmigungen für seine Projekte zu besorgen. Von Christo und Jeanne-Claude, deren Installationen nur temporär bestehen, wird der Nachwelt doch einiges erhalten bleiben: viele Dokumente, Materialien, Stoffe, die sie für Ausstellungen über ihre Projekte verwendet haben.

Von Hans Klumbies