Der Regisseur David Fincher stiftet mit seinen Filmen Unruhe

Seit seinem Film „Seven“ gilt der Regisseur David Fincher in Hollywood als Fürst der Unterwelt. Jetzt kommt sein Ehedrama „Gone Girl“ in die Kinos. David Fincher sucht nicht wie mancher seiner Regiekollegen die Distanz zu den großen Hollywood-Filmstudios, denn sie lassen ihm bei seiner Regiearbeit die Freiheiten, die er braucht. Aber er sieht Vorteile in seiner Eigenständigkeit, die er sich durch ein 1.000 Quadratmeter großes Privatstudio geschaffen hat. Hier steht ihm auch die ganze Technik, die er zum Filmemachen braucht, zur Verfügung: Schnitträume, Nachbearbeitung am Computer, Postproduction. David Fincher geht ein Ruf als Künstler voraus, der alles perfekt kalkuliert. Ganz so möchte er diese Annahme dann doch nicht stehen lassen: „Sagen wir lieber durchdacht. Das Nachdenken über bestimmte Entscheidungen ist der schwierigste Teil des Filmemachens – und einer, der praktisch nie gewürdigt wird.

Gillian Flynn hat das Drehbuch zum Film „Gone Girl“ geschrieben

David Fincher behauptet, dass Filme eigentlich nie fertig sind. Man muss sie verlassen und aufgeben. Denn verbessern könnte man immer noch etwas. Der Stoff für seinen neuen Film stammt aus dem sehr erfolgreichen Roman „Gone Girl“ von Gillian Flynn, der auch aktuell in Deutschland ein Bestseller ist. Die Autorin hat auch das Drehbuch für den gleichnamigen Film geschrieben. Auf die Frage, warum man ein Buch verfilmt, antwortet David Fincher: „Weil man es zunächst einmal mag, und zwar genauso, wie es ist. Davon abgesehen war Gillian Flynn aber sensationell darin, Dinge zu verdichten und dabei im Grunde ganz neu zu erzählen.“

Gillian Flynn hat das Drehbuch im Sinne einer Mechanik geschrieben, die den Film vorwärtstreibt. Die wird laut David Fincher oft unterschätzt, dabei ist die Chronologie in vielen Fällen schon alles. Der Film „Gone Girl“ ist im Grund die Story einer gescheiterten Ehe, mit sinistren Untertönen. Die Hauptdarsteller sind eine Frau, das patente Postergirl aus New York und ein Mann, ein harmloser Schönling aus dem Mittleren Westen der USA, den man im Laufe des Films richtig zu hassen lernt. Es ist für David Fincher überhaupt keine böse Idee, diese Rolle mit Ben Affleck zu besetzen.

Die Filme von David Fincher sollen eine Herausforderung für die Zuschauer sein

David Fincher sagt über seinen Hauptdarsteller: „Es ist fast schon kriminell, wie sehr Ben in der Öffentlichkeit missverstanden wird. Er ist wahnsinnig schlau und irre talentiert. Und er fürchtet sich vor gar nichts. Allein mit seinem Intellekt könnte er die Leute dominieren und fertigmachen, aber er versteckt das lieber ein bisschen hinter diesem Schönlingsimage, grinst schief und hofft, dass alle ihn vielleicht dann mögen.“ Seiner Meinung nach lieben es die Zuschauer, wenn der Regisseur seine Protagonisten im Film quält.

Beim Film „The Game“ hat David Fincher ganz auf diesen Effekt gesetzt und Michael Douglas als reiches Arschloch durch den Dreck geschleift. Im Film „Gone Girl“ müssen die Zuschauer allerdings Ben Affleck schon ein bisschen mögen. David Fincher gilt auch als ein Filmemacher, der alles kontrollieren will. Seiner Meinung nach ist das allerdings gar nicht möglich: „Filmemachen heißt, mit einem Einmachglas übers Feld zu rennen und zu hoffen, den Blitzschlag einzufangen.“ Darüber hinaus soll alles was David Fincher anpackt, eine Herausforderung für die Zuschauer sein. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Von Hans Klumbies