Der Universalnaturwissenschaftler Georges Cuvier

Der Naturwissenschaftler Georges Cuvier schuf mit seinen Werken die Grundlagen der vergleichenden Anatomie und der Paläontologie der Wirbeltiere als wissenschaftliche Disziplinen. Er untersuchte, sezierte und zeichnete fast alle damals bekannten Arten der Fauna. Außerdem erforschte er die Vielfalt der fossilen Knochen, die in verschiedenen Erdschichten entdeckt wurden, und wies nach, dass sie zu ausgestorbenen Tierarten gehörten. Georges Cuvier wurde 1769 in der französischen Stadt Montbéliard geboren, die damals zum Herzogtum Württemberg gehörte. Während seines Studiums in Stuttgart wurde seine Leidenschaft für die Entomologie und die Botanik geweckt.

Georges Cuvier schuf das umfassendste Museum der Tierwelt in Europa

Georges Cuvier las die Bücher von Carl von Linné und bewunderte seine Methode der Klassifikation. 1788 nahm er eine Stelle als Hauslehrer bei einer Adelsfamilie in Caen an. Während dieser Zeit widmete er sich der Beschreibung von Meerestieren, Mollusken und Gliederfüßern. Im März 1795 kam Georges Cuvier, der sich in der Zwischenzeit den Ruf eines renommierten Naturforschers erworben hatte, nach Paris.

Dort wurde er nach verschieden Lehrtätigkeiten Mitglied der Abteilung für Anatomie und Zoologie der Akademie der Wissenschaften. Im Jardin des Plantes wollte der Naturforscher eine Sammlung der vergleichenden Anatomie aufbauen, ein Museum der Tierwelt. Er setzte seinen Plan um und schuf mit 16.665 zoologischen Exponaten die umfassendste und berühmteste Sammlung in Europa.

Die vier verschiedenen Kategorien des Tierreichs

Die Tiere in seiner Sammlung hatte Georges Cuvier so nach zoologischen Klassen angeordnet, dass die Beziehungen zwischen Formen und Funktionen erkennbar wurden. 1812 stellte der Naturwissenschaftler seine neue Anordnung der verschiedenen Kategorien des Tierreichs vor. Er teilte es in vier untergeordnete Gebiete auf: Wirbeltiere (Vertebraten), Gliedertiere (Arthropoden), Weichtiere (Mollusken) und Strahlentierchen (Radiolarien).

1800 wies Georges Cuvier nach, dass die Zähne fossiler Mammuts aus Sibirien zwar denen der heutigen Elefanten ähnelten, aber doch so große Unterschiede aufwiesen, dass sie zu einer ausgestorbenen Art gehören mussten. Ein kleines Reptil, das in Bayern in Solnhofener Kalkschichten entdeckt worden war, ordnete er einer bisher unbekannten Wirbelgruppe von Tieren zu, den Flugsauriern.

Bei der Untersuchung der Gesteinsschichten des Beckens von Paris stellte er fest, dass sich Süßwasser- und Meerwasserablagerungen abwechseln. Aus diesen Befunden entwickelte er die These, dass sich in der Vergangenheit eine Reihe von Katastrophen auf der Erde ereignet haben müssen, die für die plötzliche Auslöschung von Tierarten verantwortlich sind.

Georges Cuvier erfasst alle damals bekannten Fischarten

Sein größtes und berühmtestes Werk erschien 1817 in vier Bänden, mit dem Titel: „Règne Animal distribué d´après son organisation“, eine Veröffentlichung die gleichbedeutend mit Carl von Linnés Werk „Systema naturae“ war. In diesen vier Büchern nahm Georges Cuvier den vollständigen Bestand des Reichs der Tiere auf und stellte eine natürliche Klassifikation auf der Grundlage des Prinzips der Wechselbeziehung der Teile auf. Jede Tierart war für ihn ein einzigartiger Komplex morphologischer Merkmale, die sich von anderen Arten unverkennbar unterscheiden.

Eine Fleißaufgabe der besonderen Art war sein 22 Bände umfassendes Werk „Histoire Naturelle des poissons“ in dem er zusammen mit seinem Kollegen Achille Valenciennes, alle damals bekannten Fischarten erfasste. Sie beschrieben 4055 Arten, von denen 2311 bislang neu für die Wissenschaft waren. Bei allen seinen Arbeiten stützte sich Georges Cuvier auf seine präzisen anatomischen Beschreibungen, ohne sich auf spekulative Theorien oder Hypothesen einzulassen.

Jean-Baptiste Pierre Antoine de Monet, Chevalier de Lamarcks Ideen des Transformismus lehnte er ab, da er Übergangsformen zwischen den Untergebieten des Tierreichs für unmöglich hielt. Dank seiner großen naturwissenschaftlichen Verdienste wurde er schon 1803 zum Sekretär der Akademie der Wissenschaften gewählt, eine Position, die er bis zu seinem Tod im Jahre 1832, innehatte.

Von Hans Klumbies