Der Minimalismus beschränkt sich nicht nur auf Gegenstände

Das Wegwerfen von Dingen ist kein Ziel an sich. Fumio Sasaki hält Minimalismus für eine Methode, um herauszufinden, was einem wirklich etwas bedeutet. Minimalismus ist seiner Meinung nach nur der Prolog einer ganz persönlichen Geschichte, die jeder selbst schreiben muss. Übrigens beschränkt sich der Minimalismus nicht nur auf Gegenstände. In der hektischen Welt der Gegenwart ist alles derart kompliziert, dass sich der Minimalismus inzwischen auch auf weitere Gebiete ausbreitet. Fumio Sasaki schreibt: „Minimalismus ist der Versuch, das Nicht-Essenzielle zur Seite zu schieben, um das wirklich Wichtige besser würdigen können. Diese einfache Idee lässt sich auf alle Facetten des Lebens anwenden.“ Steve Jobs hält Fumio Sasaki für das Musterexemplar eines Minimalisten. Mutter Teresa ebenfalls. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

Viele Menschen ertrinken fast in Daten und Dingen

Von Mahatma Gandhi, der Besitzlosigkeit predigte, heißt es, er habe kaum Besitztümer hinterlassen. Ein weiteres Beispiel eines ultimativen Minimalisten ist der griechische Philosoph Diogenes von Sinope. Angeblich besaß er nur ein Tuch, mit dem er sich kleidete, und eine Holzschüssel – bis er sah, wie ein Kind aus der Hand trank, und seine Schüssel zerbrach. Wie man sieht, ist die Idee des Minimalismus schon ziemlich alt. Heute wird dieser Trend von drei Faktoren begünstigt: Erstens fühlen sich immer mehr Menschen von der Flut an Daten und Gütern überwältigt.

Zweitens ermöglichen es neue Produkte und Dienstleistungen, mit weniger Besitztümern auszukommen. Und als dritten Grund nennt Fumio Sasaki das große Erdbeben in Japan im März 2011. Diese drei Dinge brachten seiner Meinung nach viele Menschen dazu, ihren Lebensstil zu überdenken. Punkt eins spiegelt die Tatsache, dass viele Menschen inzwischen in Daten und Dingen fast ertrinken. Ob es ihnen gefällt oder nicht: Die Globalisierung prägt die Gesellschaften. Man muss nur auf sein Smartphone blicken, um Nachrichten aus allen Winkeln der Erde zu bekommen.

Die sozialen Medien liefern einen endlosen Strom von Inhalten

Man kann alles was man sich wünscht, online kaufen, überall auf der Welt – vorausgesetzt man besitzt das Geld dafür. Man kann Fernsehserien aus fremden Ländern ansehen oder Radiosendungen aus anderen Kontinenten hören. Fumio Sasaki fügt hinzu: „Wenn ich mir ansehe, was meine Freunde ständig auf Twitter, Facebook und LINE posten, bekomme ich den Eindruck, sie seien alle Essayisten, Gastrokritiker oder Auslandskorrespondenten geworden.“ Und es beschränkt sich ja nicht nur auf Freunde; über soziale Medien bekomme ich Zugang zu einem endlosen Strom von Inhalten, die Menschen in aller Welt posten.

Einer Erhebung von 2014 zufolge werden jede Minute 306 Stunden neue Videos auf YouTube hochgeladen, 433.000 Tweets abgelassen und 50.000 Apps aus dem Apple-Store heruntergeladen. Die Menge an jederzeit verfügbaren Informationen wächst mit verblüffender Geschwindigkeit. Irgendwo hörte Fumio Sasaki, heute werde ein Japaner im Laufe eines Tages mit so vielen Informationen bombardiert wie seine Vorfahren in der Edo-Zeit (17. bis 19. Jahrhundert) in einem ganzen Jahr oder einem ganzen Leben. Quelle: „Das kann doch weg!“ von Fumio Sasaki

Von Hans Klumbies