Literatur und Katzen bilden eine harmonische Einheit

Dichterinnen und Schriftsteller haben schon immer ein besonderes Verhältnis zu Katzen gehabt und ihre Eleganz, ihre Schönheit, ihre Geschmeidigkeit und ihre Gemütsruhe mit den schönsten Worten beschrieben. Im literarischen Katzenkalender 2018 sind einige der schönsten Beispiele davon versammelt. Illustriert werden die Texte jede Woche von einem dazu passenden Bild. In der zweiten Januarwoche schreibt die Schweizer Reiseschriftstellerin Ella Maillart: „Könnten wir nur wie eine Katze leben und nie der Anmut ermangeln.“ Laut dem amerikanischen Schriftsteller und Politiker William Y. Darling ist eine Katze für einen Buchhändler zugleich dekorativ – besinnlich – und gelassen, und sie erzeugt in ihm große Ruhe und Zufriedenheit. Die englische Autorin Gertrude Jekyll beschreibt, was sich wohl eine Katze denkt, die ihren Teller sorgfältig ausgeleckt und ihr Schnäuzchen geputzt hatte: „Das war sehr gut, und wenn es geht, hätte ich gern noch ein wenig mehr, insbesondere von dem Fisch in der Sahne.“

Katzen können sich scheinbar selbst in den Adelsstand erheben

Der deutsche Schriftsteller Ernst Jünger schreibt über seine Katze: „Ich bemühe mich, zu erraten, was sie gerade denkt. Wozu eigentlich? Wir kennen beide den Text – was sollen die Übersetzungen? Die Sympathie reicht tiefer als jeder Gedanke hinab.“ Der österreichisch-deutsche Schriftsteller Theodor Däubler weiß, dass die Katze Dienste jeglicher Art nicht anbietet. Denn huldvoll ist sie selbst das beste Angebot. Poetische Worte fallen dem nordirischen-britischen Schriftsteller Louis MacNeice über eine schlafende Katze ein: „In einer Zwischenwelt, einer Welt aus Bernstein, schläft die alte Katze auf sandwarmem Fensterbrett am Rande der Nichtigkeit.“

Für den chilenischen Dichter Pablo Neruda, der im Jahr 1971 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, ist die Katze ein großes Mysterium: „Alles kenn´ ich … aber eine Katze vermag ich nicht zu enträtseln. Meine Vernunft prallt ab an ihrem Gleichmut, in ihren Augen stehen goldene Ziffern.“ Für die österreichische Schauspielerin Elisabeth Trissenaar zeichnet eine Katze eine Schönheit aus, die einer Porzellanfigur gleicht, unnahbar und zärtliche Berührungen von Menschenhand meidend; eine Unberechenbare, die sich scheinbar selbst in den Adelsstand erhoben hat.

Katzen sind die schnurrende Erinnerung an das verlorene Paradies

Der britische Autor Beverley Nichols behauptet: „Ein Garten ohne Katzen, wird man mir allgemein beipflichten, verdient es kaum, Garten genannt zu werden. Ein Rasen, über den nie der flinke Schatten eines tanzenden Kätzchens huschte, hat etwas Lebloses.“ Für den deutschen Journalisten und Schriftsteller Kurt Tucholsky symbolisieren Katzen etwas ganz Bestimmtes: den Hausbesitzerstand, die Seele des Portiers, den weiblichen Charme – der Gewerbefleiß ist jedenfalls nicht darunter.

Der deutsche Feuilletonist Rudolf Geck berichtet über seine Katze folgendes: „Ja, es gibt keine bessere Erholung vom eigenen geplagten Leben als die reine Freude an solchem Kater, der ein unbefangenes Wohlgefühl am Dasein hat, animalisches Behagen, pflichtlos, zwecklos, endlos.“ Laut der italienischen surrealistischen Malerin Leonor Fini ist die Katze als Begleiter des Menschen die warme, haarige, schnurrbärtige, schnurrende Erinnerung an das verlorene Paradies. Am 31. Dezember heißt es: „Im trauten Kreise sogar der Kater Platz nahm zum Jahresabschied.“

Der literarische Katzenkalender 2018
Schöffling & Co
ISBN 978-3-89561-752-2, 22,95 Euro

Von Hans Klumbies