Glück heißt für David Hume in erster Linie Zufriedenheit

In dem Buch „Vom schwachen Trost der Philosophie“ stellt Herausgeber Jens Kulenkampff sechs Essays des schottischen Philosophen David Hume vor. Die Texte handeln vom Essayschreiben, vom Maßstab des Geschmacks, vom Epikuräer, vom Stoiker, vom Platoniker und vom Skeptiker. Im Essay über die Epikuräer schreibt David Hume: „Aber unter all den fruchtlosen Versuchen, mit Menschenkunst etwas zu schaffen, ist keiner so lächerlich wie der Versuch gestrenger Philosophen, ein künstliches Glück zu erzeugen und uns durch Regeln der Vernunft und durch Reflexion in einen Zustand des Wohlbefindens zu versetzen.“ Denn Glück heißt für David Hume Behaglichkeit, Zufriedenheit, Ruhe und Lust, nicht ängstliche Achtsamkeit, Besorgnis und Strapaze. Körperliche Gesundheit besteht seiner Meinung nach in der Mühelosigkeit, in der sich die körperlichen Vorgänge abspielen.

Nichts ist vollkommender als Schönheit und Tugend

Im Kapitel über den Stoiker schreibt David Hume, dass der Mensch wissen müsse, dass die Arbeit selbst der Hauptbestandteil jenes Glückes ist, das man erstrebt, und dass jedes Vergnügen bald schal und abgeschmackt wird, wenn es nicht durch Fleiß und Mühe erworben ist. Außerdem fordert er die Menschen auf, sich aus der Lethargie und der Trägheit zu befreien. Die Gier nach Lust dagegen gibt eine Person mehr und mehr den Zufällen eines schwankenden Glücks preis. Und wer sein Herz an äußere Dinge heftet, kann sie im Handumdrehen durch jede Wendung des Schicksals verlieren.

Im Essay über den Platoniker hegt David Hume keinen Zweifel daran, dass die vollkommenste Glückseligkeit aus der Betrachtung des vollkommensten Gegenstandes hervorgehen muss. Nichts ist vollkommener als Schönheit und Tugend. Es lässt sich keine Schönheit finden, die der des Weltalls gleichkäme. David Hume fügt hinzu: „Wenn überhaupt etwas die Lust solcher Betrachtung vermindern kann, dann die Beschränktheit unserer Fähigkeiten, so dass der größte Teil dieser Schönheiten und Vollkommenheiten uns verborgen bleibt.“

Die Menschen unterscheiden sich durch ihre Leidenschaften

Über den Skeptiker betrachtet David Hume mit Misstrauen, was Philosophen in allen möglichen Fragen für ausgemachte Wahrheiten halten, und neigt mehr dazu, ihre Schlussfolgerungen zu bestreiten als ihnen zuzustimmen. Gegenstände sind für David Hume überhaupt nicht wert- oder bedeutungsvoll, denn sie beziehen ihren Wert allein aus einer Leidenschaft für sie: „Wenn diese stark, beständig und erfolgreich ist, so ist der Mensch glücklich.“ Der ganze Unterschied im Leben zweier Menschen betrifft entweder ihre Leidenschaften oder deren Erfüllung.

In seiner Schrift über den Maßstab des Geschmacks stellt David Hume fest, dass selbst Leute von geringer Bildung feststellen können, dass es im engen Umkreis ihrer Bekannten Geschmacksunterschiede gibt, auch wenn sie alle dieselbe Erziehung genossen und von früh an dieselben Vorurteile eingesogen haben. Die Mannigfaltigkeit des Geschmacks fällt deshalb schon dem oberflächlichsten Beobachter ins Auge. Genauer betrachtet, stellt sich sogar heraus, dass sie in Wahrheit noch viel größer ist, als es zunächst schien.

Vom schwachen Trost der Philosophie
David Hume
Jens Kulenkampff (Hg.)
Verlag: Steidl
Gebundene Ausgabe: 133 Seiten, Auflage: 2014
ISBN: 978-3-86930-751-0, 15,80 Euro

Von Hans Klumbies