Das Glücksversprechen der Arbeit hat eine Kehrseite

Im Titelthema seiner zweiten Ausgabe stellt das Philosophie Magazin die Frage: „Macht Arbeit glücklich?“ Denn nichts charakterisiert den modernen Menschen der Gegenwart so sehr wie seine Arbeit. Sie kann sowohl Erfüllung mit sich bringen, aber auch leicht zur Selbstversklavung führen. Svenja Flaßpöhler, stellvertretende Chefredakteurin des Philosophie Magazins schreibt, dass das, was viele Menschen in ihrem Beruf für Selbstverwirklichung halten, in Wahrheit nur eine Aufopferung für einen anderen sein könnte, der ihnen immer mehr Leistung abverlangt, mit dem Versprechen, dass die Mühe sich lohne. Das Titelthema schließt mit einem Dialog zwischen dem Schriftsteller Tilman Rammstedt und dem Philosophen Christoph Menke, indem sie über Perfektionismus, Selbstverwirklichung und Selbstausbeutung sprechen.

Slavoj Žižek kehrt Gewissheiten in ihr Gegenteil um

In der Rubrik „Die Philosophen“ führt das Philosophie Magazin ein Gespräch mit Slavoj Žižek, einem der umstrittensten Philosophen der Welt. Mit seiner philosophischen Methode kehrt er vermeintliche Gewissheiten in ihr Gegenteil um – Verstörung gehört zu seinem Prinzip. Das Interview kreist um Fragen der Selbsterkenntnis und Gewalt, Depression und Apokalypse.

In derselben Rubrik gibt es ein Dossier über Immanuel Kant, dessen Glaube an die Vernunft die neuzeitliche Philosophie prägte. Marianna Lieder erklärt in ihrem Beitrag die philosophischen Grundbegriffe Immanuel Kants wie „Vernunftkritik“, „Autonomie“, „Der kategorische Imperativ“, „Pflicht“ und „Das Schöne“. So schreibt das Genie aus Königsberg zum Beispiel in der „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“, dass nur ein freier Mensch moralisch handeln kann. Die Autonomie ist seiner Meinung nach die Bedingung schlechthin der Sittlichkeit und der Grund der Menschenwürde.

Skeptiker stellen selbst eigene Gewissheiten in Frage

Im Zeitgeist Plädoyer setzt sich Chefredakteur Dr. Wolfram Eilenberger für einen neuen Euroskeptizismus ein. Er schreibt: „Schließlich hat, wie ein Blick in die Geschichte zeigt, keine Geistestradition Europas kulturelle Identität stärker und positiver geprägt als die Skepsis. Ohne die bohrenden, bisweilen gezielt zersetzenden Zweifel der Skeptiker gäbe es keine Reformation und keine Aufklärung, keine Shakespear`schen Dramen und auch keinen modernen Roman.“ Ein Skeptiker ist für Dr. Wolfram Eilenberger ein Mensch, der eine Krise, als deren Teil er sich empfindet, so ernst nimmt, dass er bereit ist, gerade die als absolut gewiss geltenden Grundsätze seines eigenen Überzeugungssystems in Frage zu stellen.

Die erste Diskussionsrunde im neuen Philosophie Magazin bestreiten Bundesbildungsministerin Annette Schavan und der Sozialphilosoph Hans Joas. Sie führen einen Dialog über Werte und Vorbilder. Da jede Gesellschaft Leitwerte braucht, muss darüber diskutiert werden wie sie erfolgreich vermittelt und anerzogen werden. Annette Schavan und Hans Joas sprechen unter anderem über religiöse Erfahrung, antike Ideale und Kopftücher in der Schule. Auch diesmal kann das Philosophie Magazin nicht alle aufgeworfenen Fragen endgültig klären. Das ist aber auch nicht notwendig, da es niemals endgültige Antworten geben wird. Aber wie schreibt schon Dr. Wolfram Eilenberger in seinem Editorial: „Das Beste an guten Freunden sind ihre guten Fragen.“  

Von Hans Klumbies