Gegensätze ziehen sich tatsächlich an

Alles spricht eigentlich für die Wahl eines ähnlichen Partners, mit analogen Ansichten und einer geistesverwandten Gangart im Leben. Warum aber wählen dennoch so viele Menschen einen gegensätzlichen Partner? Es gibt einen ganz rationalen Grund für dieses gegensätzliche Wahlverhalten. Christan Thiel erklärt: „Es ist das Bedürfnis, das eigene Ich zu ergänzen, zu komplettieren. Er oder sie soll Eigenschaften mitbringen, die uns selbst fehlen, die wir an uns vermissen. Deshalb ziehen Gegensätze sich tatsächlich an.“ Zu einer wirklichen Ergänzung wird der Partner allerdings nur, wenn man den gegensätzlichen Eigenschaften des anderen zumindest wohlwollend gegenübersteht. Besser noch: Wenn man sich den anderen zum Vorbild nimmt. Man sollte sich also diejenigen Eigenschaften selbst aneignen, die man an seinem Partner besonders stark bewundert hat. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

Glückliche Paare habe ein ähnliches Bildungsniveau

Oft scheint es einem Menschen nur so, als wenn der andere so ganz anders wäre als er selbst. Das liegt daran, dass man die Gemeinsamkeiten allzu schnell aus dem Blick verliert und sich auf die Unterschiede konzentriert. Ähnlich ist bei glücklichen Paaren hingegen das Bildungsniveau. Abweichungen von dieser Regel sind sehr selten. Das Bildungsniveau eines Menschen hat allerdings nicht viel mit formalen Bildungsabschlüssen zu tun. Es gibt zum Beispiel Akademiker, die noch nie in ihrem Leben einen Roman in die Hand genommen haben.

Überraschend ist, dass ähnliche Überzeugungen nicht automatisch zu einer hohen Zufriedenheit mit der Beziehung führen. Auch unglückliche Paare haben oft erstaunlich ähnliche Überzeugungen. Und Paare mit unterschiedlichen Auffassungen sind ebenso glücklich wie Paare, die ähnliche Ansichten haben. Beim Altersunterschied sind sich glückliche Paare in Bezug auf das Alter näher als Paare, die sich trennen. Überraschend ist auch, dass Paare, die gleich viel Wert auf Kleidung legen, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit getrennt sind, als Paare, die in diesem Punkt nicht übereinstimmen.

Den Charakter des Partners erfasst man nur durch Menschenkenntnis

Denn wer sich bei der Partnerwahl von Äußerlichkeiten wie Kleidung leiten lässt, der achtet weniger auf innere Übereinstimmungen mit dem anderen. Manchen Menschen gelingt es nur sehr schwer, die sogenannten inneren Werte eines anderen zu erkennen. Um den Charakter des Partners zu erfassen, benötigt man Menschenkenntnis. Und man sollte schon beim Kennenlernen auf die rosarote Brille verzichten. Man muss bereit sein, den anderen realistisch zu sehen. Bei glücklichen Paaren finden sich mehr Übereinstimmungen in Bezug auf die Persönlichkeit als bei unglücklichen.

Wenn die Persönlichkeiten von Partners sehr unterschiedlich sind, dann leidet die Zufriedenheit des Paares darunter. Die von Frauen mehr, die von Männern weniger. Alle Menschen haben ihre Verschrobenheiten, Absonderlichkeiten und Neurosen – aber ein brüchiges Selbstwertgefühl und eine daraus resultierende geringe psychische Stabilität sind eine große Belastung für eine Beziehung. Partnerschaften, die auf dem Prinzip der Ergänzungswahl basieren, dienen oft auch dazu, unterentwickelte Fähigkeiten nicht ausbauen zu müssen. Quelle: „Was glückliche Paare richtig machen“ von Christian Thiel

Von Hans Klumbies