Die Sinnsuche im Job hat epidemische Ausmaße angenommen

Ingo Hamm schreibt: „Wir alle haben keine Sklavenjobs. Niemand von uns muss auf der Galeere rudern oder im Steinbruch Brocken klopfen. Auch verdienen die meisten von uns – hier in der westlichen Welt – ganz ordentlich.“ Es reicht um Leben und es reicht gut, auch wenn viele auf hohem Niveau, sprich mit schönem Häuschen und Drittwagen für den studierenden Filius, klagen. Die meisten Menschen können also zufrieden sein. Im Großen und Ganzen. Nur sie sind es definitiv nicht. Die Sinnsuche im Job hat inzwischen epidemische Ausmaße angenommen wie auch das generelle „Unbehagen in der Arbeitskultur“, wie es Sigmund Freud betiteln würde. Findige Arbeitgeber spüren natürlich dieses brodelnde Unbehagen – eventuell auch und gerade bei sich selbst. Dr. Ingo Hamm ist Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Darmstadt.

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Effizienz ist nicht die einzige wirtschaftliche Tugend

Als der wirtschaftliche Flächenbrand im März 2020 begann, schrieb William Galston in einem Leitartikel im „Wall Street Journal“: „Effizienz ist nicht die einzige wirtschaftliche Tugend.“ Er meinte, es könne etwas nicht stimmen mit einem Wirtschaftssystem, das außerstande ist, während einer Gesundheitskrise, wie sie in einem Jahrhundert nur einmal vorkommt, die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu decken. Jeremy Rifkin erläutert: „Galston legte dar, dass der Erfolg der Globalisierung darauf beruht, die Produktion von alltäglichen Gütern und Dienstleistungen in diejenigen Weltregionen zu verlagern, in denen sich durch niedrige Lohnkosten und nicht vorhandene Umweltschutzgesetze effiziente Skaleneffekte erzielen lassen.“ Diese Produkte werden dann mit Containerschiffen und Flugzeugen aus fernen Ländern in die reichen Länder transportiert. Jeremy Rifkin ist einer der bekanntesten gesellschaftlichen Vordenker. Er ist Gründer und Vorsitzender der Foundation on Economic Trends in Washington.

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Es gibt circa 18 Messgrößen für die Stärke eines Landes

Die Kerngröße für Wohlstand und Macht entspricht in etwa dem Durchschnitt aus 18 Messgrößen für die Stärke eines Landes. Zu den zentralen Werten zählt Ray Dalio Bildung, Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Technologie, Wirtschaftsleistung, Anteil am Welthandel, militärische Stärke, Bedeutung als Finanzzentrum und Reservewährungsstatus. Die gängige Reservewährung – ebenso wie die Weltsprache – hatte in aller Regel noch Bestand, als der Niedergang eines Imperiums bereits eingesetzt hatte. Denn man verwendete sie auch noch weiter, als die Stärken, die zu dieser breiten Verwendung geführt hatten, schon geschwunden waren. Ray Dalio hebt noch einmal hervor, dass all diese Messgrößen für Stärke eines Imperiums erst zu- und dann abnehmen. Ray Dalio ist Gründer von Bridgewater Associates, dem weltgrößten Hedgefonds. Er gehört mit zu den einflussreichsten Menschen der Welt.

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Die Zukunft steckt voller Ungewissheiten

Planung ist wichtig. Aber der wichtigste Teil jedes Plans besteht darin, für den Fall zu planen, dass nicht alles nach Plan verläuft. Wie heißt es so schön? „Willst du Gott zum Lachen bringen, erzähl ihm deine Pläne.“ Natürlich sind Finanz- und Anlagepläne wichtig, weil sie aufzeigen, ob das eigene aktuelle Verhalten sich im Rahmen des Vernünftigen bewegt. Morgan Housel weiß: „Doch die wenigsten Pläne überleben den Kontakt mit der Wirklichkeit lange.“ Ein Plan hilft nur, wenn er den Kontakt mit der Wirklichkeit überlebt. Alle Menschen müssen mit einer Zukunft voller Ungewissheiten leben. Ein guter Plan täuscht darüber gar nicht hinweg. Er lässt bewusst Raum für Irrtümer. Je dringender man auf bestimmte Elemente des eigenen Plans angewiesen ist, desto mehr wackelt die persönliche finanzielle Zukunft. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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Viele Deutsche halten Schulden für moralisch verwerflich

Viele Deutsche haben ein schwieriges Verhältnis zu Schulden. Sie halten Schulden für moralisch verwerflich, wie schon der zugrunde liegende Begriff „Schuld“ suggeriert. Marcel Fratzscher erläutert: „Schulden zu machen, wird als unsolide Lebensführung betrachtet, ein Leben über die eigenen Verhältnisse.“ Denn muss man nicht zuerst mit der eigenen Hände Arbeit Vermögen schaffen, bevor man es konsumiert? Andere verstehen Schulden als ein Leben zulasten anderer, die für diese Schulden im Notfall aufkommen müssen. Vor allem zukünftige Generationen, denen man kein Vermögen und keine guten Startchancen hinterlässt, sondern Verpflichtungen ihrer Eltern und Großeltern. Aber stimmt diese Wahrnehmung? Wann sind Schulden sinnvoll, und welches Ausmaß ist für einen Staat, ein Unternehmen oder eine Privatperson nachhaltig? Marcel Fratzscher ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Geld entstand als Maßeinheit für Kredit

David Graeber wurde 1961 in New York geboren und war nach eigenen Aussagen seit seinem 16. Lebensjahr Anarchist. Er studierte an der State University of New York und der Universität von Chicago. Dort promovierte er im Jahr 1996. Thomas Mayer ergänzt: „Zwei Jahre später wechselte er an die Yale University, wo er als Assistant and Associate Professor tätig war.“ Im Jahr 2005 entschied sich der Fachbereich Anthropologie dieser Universität David Graebers Lehrauftrag nicht zu verlängern. Dadurch konnte er keine ordentliche Professur erhalten. Dies führte zu erheblichen Protesten von Studenten, Aktivisten und Fachkollegen, die jedoch keinen Erfolg hatten. Nach mehreren viel beachteten Vorträgen erhielt David Graeber 2007 einen Lehrauftrag am Goldsmith College der Universität von London. Thomas Mayer ist promovierter Ökonom und ausgewiesener Finanzexperte. Seit 2014 ist er Leiter der Denkfabrik Flossbach von Storch Research Institute.

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Immer wieder stehen Staaten am Abgrund des Bankrotts

Glückliche Schuldner, die ihre Schuld begleichen, kommen voran. Wenn unglückliche Schuldner ihre Schuld nicht begleichen, sind ihre Gründe so vielfältig wie die unseligen Projekte, mit denen sie sich übernehmen. Nouriel Roubini stellt fest: „Das gilt nicht nur für Einzelpersonen, sondern auch für Staaten. Wenn diese am Abgrund des Bankrotts stehen, benötigen sie jemanden, der sie auffängt und ihnen wieder Halt gibt.“ Dazu sind internationale Einrichtungen wie der Weltwährungsfonds und die Weltbank da. Diese sind stark genug, um die hohen wirtschaftlichen Kosten von Fehleinschätzungen, politischen Irrungen und Ungemach zu tragen. Auch wenn die Welt heute wohlhabender ist als je zuvor, ist ein starker Arm immer schwieriger zu finden. Nouriel Roubini ist einer der gefragtesten Wirtschaftsexperten der Gegenwart. Er leitet Roubini Global Economics, ein Unternehmen für Kapitalmarkt- und Wirtschaftsanalysen.

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Amazon entwickelte sich zu einem Monopol

Ein Monopol hat man nicht einfach, ein Monopol muss man wollen. Was hier zählt, ist zum einen der unbedingte Wille zur Skalierung, zum Groß-und-immer-größer-Werden, koste es, was es wolle. Hans-Jürgen Jakobs ergänzt: „Ein geradezu manisches Aufwärts-Vorwärts-Streben, das Investoren und Analysten begeistern muss. Üblicherweise rechnen diese Spezialisten haargenau die Zehntel beim Abweichen von den Prognosen aus.“ Das kann prompt zu Liebesentzug führen. Bei Welteroberungsplänen jedoch sind sie tolerant. Wie sonst ist zu erklären, dass sie den Visionen des einst hochdefizitären Online-Buchhändlers Jeff Bezos hingebungsvoll glaubten. Amazon entwickelte sich zu einem Monopol. Denn es wollte sich aus der Masse der ordentlich, nach den Regeln der Analysten vor sich hin verdienenden Unternehmen abheben. Hans-Jürgen Jakobs ist Volkswirt und einer der renommiertesten Wirtschaftsjournalisten Deutschlands.

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Werte beeinflussen die Wirtschaft

Der Drohung mit einem Handelskrieg liegen einige grobe Missverständnisse im Welthandelssystem zugrunde. Diese betreffen nicht nur diejenigen, die aufgrund der Art und Weise wie man es managte, Wohlstandseinbußen erlitten. Joseph Stiglitz stellt fest: „Viele Verfechter der Globalisierung nahmen an, einem Freihandelssystem könnten Länder mit völlig unterschiedlichen Wertesystemen angehören. Werte beeinflussen unsere Wirtschaft – und unseren komparativen Vorteil – in tiefgreifender Weise.“ Es kann sein, dass eine weniger freie Gesellschaft auf einem bedeutenden Gebiet, etwa Künstliche Intelligenz, überlegen ist. Big Data ist hier sehr wichtig, und China hat weniger Hemmungen, Daten zu sammeln und zu nutzen. Als die USA und Europa vor rund 25 Jahren ihren Handel mit China ständig ausweiteten, hoffte man, dass dadurch der Prozess der Demokratisierung beschleunigt würde. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Der CEO und die Topmanager wollen ihr eigenes Gehalt steigern

Das Zunehmen von Ungleichheit ist zum großen Teil auf Veränderungen an der obersten Spitze der Gesellschaft zurückzuführen. Jonathan Aldred erklärt: „Der Einkommensanteil des obersten Prozent ist erheblich gestiegen, sowohl im Vergleich zu den unteren 99 Prozent als auch im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung.“ Warum ist das so? Das liegt nicht an weltweit wirkenden ökonomischen Kräften oder neuen Technologien. Und die Erklärung der Grenzproduktionstheorie ist entweder falsch oder tautologisch. Der wahre Grund ist ebenso einfach wie erstaunlich. Einfach, weil letztlich das oberste Prozent schlichtweg beschlossen hat, sich selbst viel mehr zu zahlen. Und erstaunlich, weil man diese Leute – zumindest am Anfang – dazu eingeladen hat, das zu tun. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge.

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Die Goldenen Zwanziger waren eine Zeit der Euphorie

Während sich Europa bemühte, die Rechnung des Ersten Weltkriegs zu begleichen, tötete die Spanische Grippe mehr als 100 Millionen Menschen. Das schwächte die wirtschaftliche Produktion zusätzlich. Dennoch folgte mit den Goldenen Zwanzigern eine Zeit der Euphorie, der wirtschaftlichen und technischen Innovationen. Zum Beispiel die Massenproduktion von Radios, Haushaltsgeräten und Autos und der Aufstieg des Tonfilms. Nouriel Roubini blickt zurück: „Im Aufschwung der Börse gingen die Anzeichen von Spekulationsblasen und Überschuldung unter. Wie wir wissen, nahm die Sache kein gutes Ende: Die verfehlte Politik nach dem Börsenkrach des Jahres 1929 führte in die Weltwirtschaftskrise der 1930er.“ Mag sein, dass sich die Geschichte nicht wiederholt, aber sie reimt sich oft, wie Mark Twain wusste. Nouriel Roubini ist einer der gefragtesten Wirtschaftsexperten der Gegenwart. Er leitet Roubini Global Economics, ein Unternehmen für Kapitalmarkt- und Wirtschaftsanalysen.

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Führende Weltmächte bestimmten die Weltordnung

Seit Menschengedenken gelangten verschiedene Gruppen von Menschen, zum Beispiel Stämme, Königreiche, Länder et cetera, zu Wohlstand und Macht. Sie erarbeiteten sich diese entweder selbst, jagten sie anderen ab oder sie fielen ihnen durch Bodenschätze zu. Ray Dalio fügt hinzu: „Hatten sie erst mehr Wohlstand und Macht auf sich vereint als jede andere Gruppe, avancierten sie zur führenden Weltmacht, was es ihnen erlaubte, die Weltordnung zu bestimmen.“ Verloren sie ihren Wohlstand und ihre Macht – und das passierte ausnahmslos allen –, so kam es zu tiefgreifenden Veränderungen der Weltordnung und aller Lebensbereiche. Fast alle Imperien verzeichneten Perioden des Aufstiegs, gefolgt von Zeiten des Niedergangs. Ray Dalio ist Gründer von Bridgewater Associates, dem weltgrößten Hedgefonds. Er gehört mit zu den einflussreichsten Menschen der Welt.

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Sparen ist eine wirklich gute Sache

Menschen sollten sich davon überzeugen lassen, Geld zu sparen. Es dauert auch nicht lang. Muss man Menschen wirklich davon überzeugen, dass Sparen einen guten Sache ist? Morgan Housels Erfahrung nach ja, viele muss man erst überzeugen. Morgan Housel erläutert: „Oberhalb eines bestimmten Einkommens fallen Menschen in drei Kategorien. Diejenigen, die sparen, diejenigen, die glauben, sie könnten nichts sparen, und diejenigen, die denken, sie müssten nicht sparen.“ Moran Housels Appell zu sparen, richtet sich an die beiden letzten Gruppen. Die erste Tatsache – offenkundig genug, aber oft übersehen – lautet: Kapital bildet man, indem man spart, nicht indem man gut verdient oder das eigene Kapital eine gute Rendite erwirtschaftet. Die Entscheidung, beispielsweise ein kleineres Auto zu kaufen oder mit dem Rad zu fahren, liegt bei jedem selbst. Und die Wahrscheinlichkeit, damit Energie zu sparen, liegt bei 100 Prozent. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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Die „Gafam“-Monopole sind mächtiger als Staaten

Wer über wirtschaftliche Macht schreibt, kommt an Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft nicht vorbei. Dabei handelt es sich um jene „Big Five“ der modernen Informationsgesellschaft, die als „Gafam“ gekannt ist. Hans-Jürgen Jakobs erläutert: „Auch sie handeln mit einem Rohstoff, unseren Daten, einem Gut, das längst als Rohöl des 21. Jahrhunderts gepriesen wird. Viele Märkte sind inzwischen hochkonzentriert, auch in Deutschland.“ Der Energiemarkt zum Beispiel. Die Rohstoffe. Das Geschäft mit der Telekommunikation. Der Handel. Gas. Die Reeder. Finanzen. Der Markt für Wirtschaftsprüfer. Aber „Gafam“ ins besonders, denn diese Unternehmen schreiben die Geschichte der Monopole neu. Sie sind längst so mächtig – sogar mächtiger – wie Staaten, in ihrem Selbstbewusstsein allemal, nur ohne jegliche demokratische Kontrolle. Hans-Jürgen Jakobs ist Volkswirt und einer der renommiertesten Wirtschaftsjournalisten Deutschlands.

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Die Globalisierung hat die Arbeitnehmer geschwächt

Joseph Stiglitz weiß: „Befürworter der Globalisierung geben dem technischen Fortschritt die Schuld daran, dass Löhne sinken und Arbeitsplätze verloren gehen. Neue Technologien verringern möglicherweise die Nachfrage nach Arbeitskräften, insbesondere nach Geringqulifizierten.“ Viele Ökonomen haben versucht, genau herauszufinden, ein wie großer Prozentsatz der gestiegenen Arbeitslosigkeit beziehungsweise der gesunkenen Löhne auf die Globalisierung zurückzuführen ist. Da beide sehr eng miteinander verflochten sind, hält Joseph Stiglitz das für praktisch unmöglich. Aber eines ist klar: Auch ohne technischen Fortschritt hätte sich die Globalisierung als solche verheerend auf die Arbeiter in den USA ausgewirkt. Denn der Staat ließ ihnen keinerlei Hilfen zukommen. Und da der technologische Wandel an sich Arbeitnehmer schon einem hohen Anpassungsdruck aussetzt, hat die Globalisierung deren missliche Lage noch verstärkt. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Sparen ist scheinbar eine deutsche Tugend

Jedes Kind in Deutschland wird sehr früh mit dem Wert des Sparens konfrontiert. Dies nicht nur durch die eigenen Eltern. In Schulen, Vereinen und in der Öffentlichkeit legt man jedem Kind schon für den Wert und die Notwendigkeit des Sparens nahe. Vereine verschenken Sparschweine, die lokalen Volksbanken und Sparkassen geben den Erstklässlern ein Sparbuch mit ein paar Euro. Und die Eltern geben Taschengeld, von dem sie erwarten, dass das Kind zumindest einen Teil davon auf die hohe Kante legt. Marcel Fratzscher stellt fest: „In Umfragen geben ungewöhnlich viele Menschen an, Sparen sei eine Tugend, es sei enorm wichtig, und es gelte dies als Wert zu sichern.“ Marcel Fratzscher ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Jonathan Aldred erklärt das Prinzip „Nudge“

Echte Menschen verhalten sich anders als der sogenannte „homo oeconomicus“. Beschrieben hatten das der Ökonom Richard Thaler und der Anwalt Cass Sunstein Jonathan 2008 in ihrem Buch „Nudge“. Der Mensch wägt nicht alle relevanten Aspekte gegeneinander ab und fällt nicht sorgfältig die „optimale“ Entscheidung. Sondern er lässt sich von Faustregeln, Intuition, spontanen Impulsen und Trägheit leiten. Jonathan Aldred betont: „Die zentrale Idee hinter Nudge ist, dass wir diese Kräfte, anstatt sie zu bekämpfen, nutzen sollten.“ Damit kann man die Menschen zu den Entscheidungen, die sie treffen wollen, hinführen – sie zu den Entscheidungen „schubsen“. Der homo oeconomicus würde sich ähnlich entscheiden. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge.

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Der Kapitalismus schafft Wohlstand

Der moderne Kapitalismus ist in zweierlei Hinsicht unschlagbar: Indem er Wohlstand schafft und indem er Neid erweckt. Vielleicht gehört beides sogar zusammen. Morgan Housel vermutet: „Möglicherweise treibt uns erst der Wunsch, andere zu übertreffen, zu besonderen Leistungen an.“ Aber wenn man nie genug bekommt, macht das Leben überhaupt keinen Spaß. Wie Morgan Housel sagt: „Glück ist Erfolg minus Erwartungen.“ Wer sich mit „genug“ zufriedengibt, hat erkannt, dass das Gegenteil – das unersättliche Streben nach immer mehr – letztlich nur unzufrieden macht. Viele Menschen hören erst dann auf, nach mehr zu gieren, wenn sie gegen eine Mauer laufen und gezwungen sind, aufzuhören. Sei es nun aus ganz harmlosen Gründen, weil sie einen Burn-out erleben oder eine riskante Anlageposition nicht länger halten können. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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Reiche Menschen kann man leicht erkennen

Morgan Housel möchte klar zwischen vermögend und reich unterscheiden. Es geht dabei nicht um reine Semantik. Er betont: „Unzählige finanzielle Fehlentscheidungen rühren daher, dass Menschen den Unterschied nicht kennen.“ Reich bezieht sich auf ein aktuelles Einkommen. Jemand, der ein 100.000 Dollar Auto fährt, ist ziemlich sicher reich. Denn selbst wenn er es auf Kredit finanziert hat, braucht er ein gewisses monatliches Einkommen, um die Raten stemmen zu können. Das Gleiche gilt für Menschen, die in großen Häusern leben. Reiche lassen sich leicht ausmachen. Oft tun sie sogar alles, damit man sie als solche erkennt. Vermögen hingegen ist verborgen. Es besteht aus nichtausgegebenen Einkommen. Vermögen ist die noch nicht wahrgenommene Option, später in der Lage zu sein, etwas kaufen zu können. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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Protektionismus wirkt sich immer negativ aus

Protektionistische Maßnahmen helfen weder den USA noch den von der Deindustrialisierung betroffenen Arbeitnehmern. Sie können sich aber durchaus negativ auf die Handelspartner der Vereinigten Staaten und die Weltwirtschaft auswirken. Joseph Stiglitz betont: „Während der letzten 70 Jahre hat die internationale Gemeinschaft eine regelbasierte Ordnung geschaffen, die Handel und Zusammenarbeit fördert. Die USA spielten beim Aufbau dieses Systems eine zentrale Rolle.“ Die Vereinigten Staaten haben dies nicht aus Uneigennützigkeit getan, sondern weil sie überzeugt waren, eine solche Ordnung sei besser für die ganze Welt, die USA eingeschlossen. Man glaubte, Handel und Austausch würden das gegenseitige Verständnis über Grenzen hinweg fördern. Und dies werde den Frieden festigen und Kriege, die eine Geißel des 20. Jahrhunderts waren, unwahrscheinlicher machen. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Geld ist ein gesellschaftliches Instrument

Im Studium wurde Thomas Mayer, wie bis heute allen angehenden Volkswirten, kurz und knapp erklärt, Geld sei ein Mittel zum Tausch, zur Wertaufbewahrung und eine Rechnungseinheit. Lange Zeit hat der Ökonom die apodiktische Behauptung nicht weiter hinterfragt. Thomas Mayer weiß: „Doch so einfach ist es nicht. Geld ist ein gesellschaftliches Instrument, dessen Komplexität oft nicht verstanden wird.“ In der wissenschaftlichen Literatur lassen sich zur Natur des Geldes zwei unterschiedliche Theorien finden. Nämlich eine ökonomische und eine anthropologisch-historische. Der bekannteste Vertreter der ökonomischen Auffassung des Geldes ist der schottische Moralphilosoph und Ökonom Adam Smith. Er schuf im 18. Jahrhundert das theoretische Gerüst für die heute gültige Lehre der Ökonomie. Thomas Mayer ist promovierter Ökonom und ausgewiesener Finanzexperte. Seit 2014 ist er Leiter der Denkfabrik Flossbach von Storch Research Institute.

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Der Kapitalismus strebt nach Umsatz und Gewinn

In der Logik des Kapitalismus ist Umsatz und Gewinn zu steigern grundsätzlich gut. Und das inwendige Gesetz zwingt zu einem Schneller, Höher, Weiter und Mehr. Richard David Precht stellt fest: „Die dazugehörige Mentalität ist der Egoismus, der jeden Marktteilnehmer gegenüber anderen abgrenzt, ihn stärkt und das Wachstum antreibt.“ Ökonomisch ist das in sich schlüssig. Allerdings besteht die Welt nicht nur aus einer solchen Logik. Sondern es existiert auch eine Psychologik mit völlig anderen Bedürfnissen. Nämlich nach Anerkennung und Liebe, zum Beispiel, die nicht eins zu eins mit Geld aufzuwiegen sind. Die Menschen sehnen sich nach Freundschaft, nach einem harmonischen Sozialleben und nach einer Gesellschaft, in der sie gerne leben möchten. Der Philosoph, Publizist und Autor Richard David Precht einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Die Deutschen sind „Sparweltmeister“

Viele Menschen in Deutschland haben nicht nur sehr viel Vermögen angehäuft. Sie gehören auch zu denen, die Woche für Woche, Monat für Monat weltweit mit am meisten ihres Einkommens sparen. Somit bauen sie weiter zusätzliches Vermögen auf. Marcel Fratzscher weiß: „In normalen Jahren sparen alle Privatpersonen zusammen knapp zwölf Prozent ihres Einkommens. Wenn man für Abgaben und Renten korrigiert, sind dies sogar 18 Prozent.“ Damit bezeichnet man die Deutschen nicht selten als „Sparweltmeister“. Auch wenn es unter den reichen Ländern der Welt noch die Schweiz und ein paar kleine Länder gibt, die noch höhere private Sparquoten haben. Erstaunlich ist auch die Reaktion der Menschen auf die Pandemie in den ersten beiden Jahren 2020 und 2021. Marcel Fratzscher ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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In Deutschland herrscht eine geringe Chancengleichheit

Die Ungleichheit bei den Markteinkommen in Europa zählt hierzulande zu den höchsten und ist fast so hoch wie in den USA. Das reflektiert eine geringe Chancengleichheit und damit auch eine niedrige soziale Mobilität. Marcel Fratzscher weiß: „Das liegt darin begründet, dass das Einkommen der Spitzenverdiener überwiegend aus Unternehmensbesitz resultiert. Fast 80 Prozent dieser Unternehmen befinden sich in der Hand von Familien.“ Diese können ihren Besitz dank großzügiger Ausnahmeregelungen der Erbschaftssteuer fast steuerfrei an die nächste Generation weitergeben. Zum anderen sind die zu geringe Qualität und die fehlende Inklusion innerhalb des Bildungssystems eine Ursache dafür. In Deutschland hängen die Bildungs- und Berufschancen nur sehr begrenzt von den Talenten und Fähigkeiten der jungen Menschen, sondern viel mehr von Einkommen und Bildungsgrad ihrer Eltern ab. Marcel Fratzscher ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Echtes Vermögen sieht man nicht

Geld steckt voller Ironie, eine wichtige lautet: Vermögen ist, was man nicht sieht. Morgan Housel weiß: „Wer einen Ferrari herumfahren sieht, hält den Besitzer meist automatisch für reich – auch wenn er ihn kaum beachtet.“ Doch nachdem Morgan Housel einige der Fahrer näher kennengelernt hatte, merkte er, dass sie beileibe nicht alle wohlhabend waren. Viele hatten nur mäßigen Erfolg, steckten dafür aber einen Großteil ihres Einkommens in ihr Auto. Jemand, der mit einem 100.000-Dollar-Auto herumfährt, mag reich sein. Aber im Grunde weiß man nur, dass er 100.000 Dollar weniger besitzt als vor dem Kauf des Autos – oder 100.000 Dollar mehr Schulden hat. Das ist alles, was man über ihn weiß. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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