Carlo Petrini will mit Slow Food die Welt besser machen

Carlo Petrini hat die Feinschmecker-Bewegung Slow Food gegründet. Kochsendungen im Fernsehen findet er unerträglich, da es dort um das Essen, den Genuss und um Lebensmittel gar nicht mehr gehe. Carlo Petrini schimpft: „Das Essen hat in den vergangenen fünfzig Jahren stetig an Wert verloren. Es ist zur Ware verkommen, zum reinen Handelsgut. Heute zählt nur noch der Preis. Als Gründer und Präsident der Organisation Slow Food setzt sich Carlo Petrini für genussvolles, bewusstes und regionales Essen ein sowie für die Erhaltung der Artenvielfalt und für umweltverträgliche Produktionsweisen. Heute zählt Slow Food auf der ganzen Welt mehr als 100.000 Mitglieder. Der Genussmensch Carlo Petrini, aus dem kleinen Ort Bra, im italienischen Piemont gelegen, hat eine ehrgeizige Mission – er will die Welt besser machen. Daran sind allerdings schon viele vor ihm gescheitert.

Carlo Petrini fordert mehr Achtung vor dem Essen und einen Stopp der Verschwendung

Im Jahr 1989 startete Carlo Petrini Slow Food. Seit der globalen Wirtschaftskrise hat er sein Engagement noch einmal verstärkt. Er erklärt: „Die Nahrung kann ein neues Paradigma werden, mit dem sich ein Ausweg aus der Krise bahnen lässt.“ Carlo Petrini meint eine Chance für mehr Achtung vor dem Essen, für einen Wandel des Lebensstils zu erkennen. Er ist empört, wenn er daran denkt, dass 45 Prozent der Nahrung weltweit vergeudet werden. Carlo Petrini fordert: „Es ist höchste Zeit, diese Verschwendung einzustellen und regionale Produktionssysteme zu stärken.“

In Turin fand vor kurzem der „Salone del Gusto“ statt, zu dem Carlo Petrini eingeladen hatte. Zum ersten Mal nahmen auch Mitglieder des Netzwerks Terra Madre teil, das der Präsident von Slow Food 2004 gegründet hat. Zum Netzwerk gehören inzwischen 2.500 Lebensmittelbündnisse und 3.000 Nahrungsmittelerzeuger aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt an. Aus Deutschland nahmen 60 Delegierte am sogenannten Weltkongress von Slow Food in Turin teil. Darunter viele junge Menschen, die sich für eine saubere und faire Zukunft einsetzen.

Die Massenproduktion von Lebensmitteln zerstört Ökosysteme

Carlos Petrini hofft auf eine neue Ernährungspolitik. Er klagt: „Wie wir die Erde konsumieren, ist der Kern des Problems. Für die Produktion von einem Kilo Fleisch verbrauchen die Menschen 15.000 Liter Wasser. So kann man nicht weitermachen. Unser Modell ist in der Krise, und unsere Rezepte sind es erst recht.“ Für Carlos Petrini gibt es keinen Hedonismus ohne Umweltbewusstsein und keine Gaumenfreuden ohne Ökologie. Seit der Gründung der Lebensmittelbündnisse Terra Madre haben sich laut Carlo Petrini, der Geist und das Wesen von Slow Food verändert. Die Parole heißt nun: „Gut, sauber und gerecht.“

Carlo Petrinis Einsatz für gesundes Essen wurde durch die Erkenntnis verändert, dass die Massenproduktion von Nahrungsmitteln auch für die Zerstörung von Ökosystemen verantwortlich ist. Der Idealist zog seine Konsequenzen daraus und fordert heute: „Ein Gastronom darf sich nicht allein mit Rezepten und Zubereitungstechniken befassen, sondern auch mit den Produkten selbst, der Art, wie und wo sie erzeugt werden. Die Welt darf nicht am Herd anfangen und aufhören. Die Edelküche mit ihrer Pornographie des Essens ist mir zuwider.“

Von Hans Klumbies