Carl Honoré entwickelt eine Philosophie der Langsamkeit

Der kanadische Bestsellerautor Carl Honoré vertritt die These, dass viele Menschen wichtige Entscheidungen zu rasch treffen, weil sie es gewohnt sind, rasche Entschlüsse zu fällen. Dadurch schleichen sich aber oft gravierende Fehler ein und es muss viel Zeit, Geld und Energie aufgewendet werden, um sie zu korrigieren. Seine Philosophie der Verlangsamung bedeutet allerdings nicht, alles langsam zu tun. Carl Honoré erläutert: „Man soll die Dinge in der richtigen Geschwindigkeit machen: zu lieben, zu arbeiten, Sport zu betreiben, zu schreiben. Die Dinge schnell zu tun, bedeutet nicht automatisch, sie besser zu erledigen.“ Der kanadische Bestsellerautor Carl Honoré wurde mit dem Buch „In Praise of Slow“ berühmt. Sein neuestes Werk heißt „The Slowfix“. Außerdem arbeitet er als Journalist für den Economist, den Miami Herald und das Time Magazin.

Zeitmangel ist eine der großen Illusionen der Gegenwart

Bei schwierigen und komplizierten Entscheidungen ist es in gewissen Phasen notwendig, das Tempo zu verringern, sich Zeit zu nehmen, Zusammenhänge zu klären und auf Qualität statt auf Quantität zu setzen. Carl Honoré erklärt: „Man muss sich an bestimmten Punkten einfach die Zeit nehmen, um die Dinge richtig zu machen.“ Der Bestsellerautor gibt allerdings zu, dass die Menschen in den modernen Gesellschaften die meisten Entscheidungen rasch treffen müssen. In den meisten Fällen ist das auch kein Problem, denn ob man sich zum Beispiel in einem Café einen Tee oder einen Kaffee bestellt, ist völlig unwichtig.

Das Problem entsteht laut Carl Honoré dann, wenn ein Mensch alle Entscheidungen rasch trifft. In der raschlebigen Kultur der Gegenwart glauben viele Individuen, nie genug Zeit zu haben. Vor allem die Medien und die Werbung sind für eine solche Einstellung in großem Maße verantwortlich. Carl Honoré stellt fest: „Beschäftigt und im Stress zu sein gilt als ehrenvoll. Zeit zu haben wird als Faulheit interpretiert. Es ist eine unserer großen Illusionen zu meinen, nie genug Zeit zu haben.“

Schnelle Antworten auf komplexe Probleme sind unbedingt zu vermeiden

Der Mensch braucht unterschiedlich viel Zeit, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Manchmal genügt es, eine Nacht darüber zu schlafen, es kann aber auch eine ganze Woche dauern. Als Faustregel gilt: „Mann sollte auf jeden Fall schnelle Antworten auf komplexe Probleme vermeiden.“ Ebenfalls nicht einfach ist es, richtig zu reagieren, wenn sich zwei Entscheidungsmöglichkeiten auftun. Manchmal kann dabei die instinktive Entscheidung die bessere sein. Aber sie ist nicht immer die beste.

Ein großes Problem bei einer Entscheidung zwischen zwei Möglichkeiten ist die Unsicherheit. Selbst wenn ein Mensch meint, den richtigen Entschluss gefasst zu haben, muss er aufmerksam bleiben. Carl Honoré fügt hinzu: „Es kann auch eine Entscheidung zu gut sein, um wahr zu sein. Die Entscheidung sollte eine bescheidene und skeptische sein. Unsere Gesellschaft ist alles andere als bescheiden. Die Menschen präsentieren sich auf Facebook und erklären, wie großartig sie sind.“

Von Hans Klumbies