Nicht nur Filmstars und Reiche schwören auf Botox und Filler

Die Fangemeinde von Botox und Filler wird immer größer. Den Schönheitsoperationen haben die kleinen und scheinbar soften Behandlungen längst den Rang abgelaufen. Neuesten Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie haben sich 2013 rund 200.000 Menschen in Deutschland mit solchen Methoden behandeln lassen. Neun Jahre zuvor waren es erst 35.000 Bundesbürger. Unters Messer legten sich etwa 180.000 Deutsche. Joachim Graf von Finckenstein, plastischer Chirurg in Starnberg nahe München, erklärt: „Die Hemmschwelle, ein paar Spritzen zu bekommen, ist naturgemäß niedriger, als sich operieren zu lassen.“ Botox hat seiner Meinung nach langfristig keine Nebenwirkungen. Ein sogenanntes Maskengesicht entsteht nur, wenn ein Arzt zu viel Nervengift Botox spritzt. Ansonsten schmerzt die Behandlung kaum und hinterlässt allenfalls ein paar blaue Flecken.

Immer mehr Männer lassen sich ihre Falten wegspritzen

Eine Botoxbehandlung kostet etwa 350 Euro und ist damit auch für den Normalbürger erschwinglich. Joachim Graf von Finckenstein erläutert: „Und man kann Botulinumtoxin einfach mal ausprobieren, weil der Körper es ohnehin langsam wieder abbaut.“ Der glättende Effekt ist nach einigen Monaten wieder verschwunden. Viele Menschen lassen sich nicht nur Botox spritzen, sondern kombinieren es gleichzeitig mit anderen Maßnahmen, die der Schönheit dienen. Denn bei vielen Falten, etwa den Nasolabialfalten, die sich mit fortschreitenden Alter oft wie tiefe Gräben von den Nasenflügeln zu den Mundwinkel ziehen, ist Lähmen keine Lösung.

In solchen Fällen ist Aufpolstern angesagt. Bei einer kompletten Faltenbehandlung muss der Patient mit Ausgaben von circa 1.000 Euro pro Halbjahr rechnen. Viele Schönheitsfanatiker lassen sich dann gleich noch ihre Hände mitbehandeln. Joachim Graf von Finckenstein verspricht: „Auch an den Händen können Filler einen deutlich verjüngenden Effekt haben.“ In seine Praxis in Starnberg kommen längst nicht mehr nur Frauen, um sich ihre Falten wegspritzen zu lassen. Etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Faltenpatienten sind inzwischen männlich.

Ein Drittel der weiblichen Kunden ist inzwischen unter 30 Jahre alt

Männer wollen bei Verhandlungen einfach frischer und wacher aussehen. Die Soziologin Sonja Bischoff hat 2008 in einer Studie herausgefunden, dass die äußere Erscheinung vor allem im mittleren Management ein immer größerer Erfolgsfaktor ist. Inzwischen ist der Botox-Trend bei immer jüngeren Menschen angekommen – sogar bei solchen, die noch gar keine Falten haben. Ein Drittel der weiblichen Kunden ist mittlerweile unter 30 Jahre alt. Obwohl es viel Kritik am Schönheitswahn gibt, zeigen regelmäßig Studien, dass plastischen Chirurgen ihre Patienten zufriedener machen.

Manche Studien weisen sogar darauf hin, dass Botox auch der Seele helfen kann, womöglich sogar gegen Depressionen wirkt. Der belgische Dermatologe Koenraad De Boulle erklärt: „Menschen begegnen einem verkniffenen Gesichtsausdruck mit Ablehnung. Das wirkt auf Depressive wie ein Bumerang.“ Auch Joachim Graf von Finckenstein hat festgestellt, dass seine Patienten nach einer Faltenbehandlung selbstbewusster auftreten. Kritisch wird es allerdings dann, wenn sich Patienten von einer Behandlung in die nächste stürzen. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Von Hans Klumbies