Bertrand Russell erklärt die Erkenntnis von den Dingen

Bertrand Russell unterscheidet zwei Arten der Erkenntnis: die von den Dingen und die von Wahrheiten. Bei der Erkenntnis von Dingen unterscheidet er ebenfalls zwei Arten. Erstens die Art, die man Bekanntschaft nennt, die ihrer Natur nach einfacher als jede Erkenntnis von Wahrheiten und von solchem Wissen unabhängig ist. Zweitens die Erkenntnis von Dingen durch Beschreibung, die immer ein Wissen von Wahrheiten als Grund und Ursprung eben dieser Erkenntnis involviert. Bertrand Russell erklärt: „Wir wollen von Bekanntschaft immer dann sprechen, wenn uns etwas unmittelbar, ohne Vermittlung durch Schlussfolgerungen oder eine vorausgegangene Erkenntnis von Wahrheiten, bewusst ist.“

Das gesamte Wissen liegt der Bekanntschaft zugrunde

Die Sinnesdaten sind für Bertrand Russell Dinge, die den Menschen bekannt sind, die sie unmittelbar so kennen, wie sie sind. Zum Beispiel ist ein Tisch der physikalische Gegenstand, der diese Sinnesdaten erzeugt. So wird der Tisch mit Hilfe der Sinnesdaten beschrieben. Bertrand Russell erläutert: „Was wir über den Tisch wissen, ist in Wirklichkeit ein Wissen von Wahrheiten, und das reale Ding, das der Tisch ist, ist uns streng genommen überhaupt nicht bekannt.“ Seiner Meinung nach hat das gesamte Wissen der Menschen die Bekanntschaft zur Grundlage.

Bertrand Russell ist davon überzeugt, dass jede Erkenntnis von Wahrheiten eine Bekanntschaft mit Dingen voraussetzt, die sich von den Sinnesdaten wesentlich unterscheiden. Er schreibt: „Man bezeichnet diese Dinge manchmal als abstrakte Ideen, aber wir wollen sie Universalien nennen“ Den ersten Schritt über die Sinnesdaten hinaus macht der Mensch mit der Bekanntschaft im Gedächtnis. Für Bertrand Russell ist das unmittelbare Erkennen im Gedächtnis die Quelle der Menschen ihres gesamten Wissens über die Vergangenheit.

Möglicherweise kennt der Mensch sein eigenes Selbst

Das Selbstbewusstsein ist eines der Dinge, die den Menschen vom Tier unterscheiden. Das Selbstbewusstsein definiert Bertrand Russell als die Bekanntschaft mit den Bewusstseinsinhalten beziehungsweise Gemütsbewegungen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein Bewusstwerden des eigenen Selbst, sondern um ein Bewusstwerden bestimmter, einzelner Gedanken und Gefühle.

Die Sinnesdaten sind den Menschen durch die Empfindungen ihrer äußeren Sinne bekannt, und durch Introspektion kenne sie die Gegebenheiten ihres inneren Sinnes wie beispielsweise Gedanken, Gefühle und Wünsche. Bertrand Russell erklärt: „Unser Gedächtnis macht uns mit Dingen bekannt, die einmal Gegebenheiten unserer äußeren Sinne oder unseres inneren Sinnes gewesen sind. Es ist außerdem wahrscheinlich, wenn auch nicht gewiss, dass uns unser Selbst bekannt ist: als das, was Dinge wahrnimmt oder seine Wünsche auf sie richtet.“

Außer Einzeldingen sind den Menschen auch die so genannten Universalien bekannt, das heißt allgemeine Ideen. Das Bewusstwerden von Universalien nennt Bertrand Russell begreifen, und eine Universale die den Menschen bewusst ist, nennt er Begriff.

Kurzbiographie: Bertrand Russell

Bertrand Russell wurde am 18. März 1872 in Trelleck geboren. Er studierte am Trinity College Mathematik und Sozialwissenschaften. Während des Ersten Weltkriegs kam er wegen der Aufforderung zur Verweigerung des Kriegsdiensts ins Gefängnis. Bertrand Russell lehrte an den Universitäten Harvard, Oxford, London, Peking, Chicago und Los Angeles. 1950 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Der große Denker beschäftigte sich unter anderem mit der Möglichkeit des Philosophierens in einem Zeitalter, das die Metaphysik verabschiedet hat und dessen Wissensstand entscheidend von der Naturforschung geprägt ist. Zu seinen wichtigsten Werken zählen: „The Principles of Mathematics“, (1903), „The Problems of Philosophy“, (1912), „Mysticism and Logic“, (1917), „An Outline of Philosophy” (1927) und „An Inquiry into Meaning and Truth“, (1940). Bertrand Russell starb am 2. Februar 1970 in Wales.

Von Hans Klumbies