Beim Workaholic wird die Arbeit zur gefährlichen Sucht

Arbeitssüchtige gelten als vorbildliche Mitarbeiter, setzen sich über die Maßen für ihr Unternehmen ein und würden ihren Arbeitsplatz am liebsten überhaupt nicht mehr verlassen. Doch die so genannten Workaholics ruinieren dabei ihre Gesundheit. Es kommt zum Burnout oder noch schlimmer zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, die zu den häufigsten Todesursachen von Arbeitsüchtigen zählen. Fast alle diese Menschen verheimlichen es ihrer Umwelt, dass für sie der Job zur Droge geworden ist. Nur in Selbsthilfegruppen diskutieren sie über ihre Probleme. Viele Workaholics wissen nicht einmal, dass sie arbeitssüchtig sind, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie zusammenbrechen. Wie viele Workaholics in Deutschland bis zur totalen Erschöpfung arbeiten, ist nicht bekannt: Schätzungen gehen von 200.000 bis 400.000 Arbeitssüchtigen aus.

Workaholics verstecken ihre Krankheit

In Japan, wo es besonders viele Workaholics gibt, entstand inzwischen sogar ein eigener Begriff für den Tod durch Überarbeitung: Karoshi. Workaholics sind unter anderem daran zu erkennen, dass sie sich mit nicht sehr fundierten Ausreden immer mehr von ihren Freunden zurückziehen. Viele Betroffene würden nie zugegen, dass für sie der Beruf zur Droge geworden ist, weil sie Angst vor dem Verlust einer leitenden Position oder sogar den Verlust des Arbeitsplatzes fürchten.

Für den Münchner Psychologen Jürgen Glaser hat dieses Verstecken der Krankheit fatale Folgen. Er erklärt: „Der erste Schritt zur Besserung ist, dass man dazu steht. Vor allem blüht es jedem Betroffenen, irgendwann wieder zurückzukehren in den Job, der soviel Unheil gebracht hat. Man muss genau dort zurück, wo die Sucht ihren Anfang hatte. Das ist oft sehr schwierig.“ Nach der Rückkehr an den Arbeitsplatz sollte der Betroffen unbedingt etwas an seinem krankmachenden Arbeitsumfeld verändern.

Arbeitssüchtige wollen stets besser sein als andere

Jürgen Glaser rät Arbeitssüchtigen dringend dazu therapeutische Hilfe anzunehmen und Entspannungstechniken zu erlernen. Er sagt: „Im Idealfall sollte man sein Arbeitspensum reduzieren oder einen anderen Arbeitsbereich übernehmen. Sonst hat man schlechte Chancen auf Besserung.“ Manche Berufsgruppen sind besonders gefährdet in ihrem Job auszubrennen: Dazu zählen Krankenschwestern, Therapeuten, Polizisten, Lehrer, also Menschen, die in ihrem Beruf viel mit anderen Menschen konfrontiert sind.

Laut Jürgen Glaser sind Menschen dann arbeitssüchtig, wenn sie mehr arbeiten als die Jobbeschreibung verlangt und das in einer zwanghaften, exzessiven Weise tun. Jürgen Glaser erklärt: „Arbeitssüchtige sind Menschen, die nur widerwillig von der Arbeit ablassen. Sie sind Perfektionisten, Idealisten oder wollen stets besser sein als andere.“ Seiner Meinung geht es dabei in den wenigsten Fällen darum, mehr Geld zu verdienen, sondern um sich mehr Geltung und Ansehen zu verschaffen.

Von Hans Klumbies