Bard Offshore I soll 400.000 Haushalten Strom liefern

Seit März 2010 bauen 250 Männer vor der Küste, 90 Kilometer nordwestlich von Borkum, den Windpark „Bard Offshore I“ auf, der künftig Strom für 400.000 Haushalte liefern soll. Sie leben auf einer Plattform und einigen Schiffen praktisch im Niemandsland. Dort arbeiten Maschinisten, Mechaniker, Elektriker, Köche, Ingenieure und Kapitäne. Die Arbeiter rammen Pfahl um Pfahl ins tiefe Meer und montieren die Windanlagen auf Stützkreuze. Die Crew hat unter anderem auch die anspruchsvolle Aufgabe zu beweisen, dass alternative Stromquellen wie die Windenergie die Atomkraft ersetzen können. Der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister ist von dem Projekt „Bard Offshore I“ begeistert und sagt: „Es ist eine Jahrhundertchance für die Nordsee.“

Windräder in der Nord- und Ostsee sollen 25.000 Megawatt Strom erzeugen

Ein Mann vor Ort ist der Mechaniker Sven Hüper, der für die Wartung der Anlagen verantwortlich ist. Seine Schicht dauert zwei Wochen, die sich sehr lang anfühlen können. Sven Hüper sagt: „Danach ist man kaputt.“ Denn die See kann 90 Kilometer vor der Küste so rau sein, wie es sich Landbewohner überhaupt nicht vorstellen können. Das könnte die Pläne der Bundesregierung verzögern, die bis 2030 in der Nord- und Ostsee Windräder mit einer Leistung von 25.000 Megawatt errichten möchte. So steht es jedenfalls im neuen Energiekonzept.

Damit das Vorhaben der Bundesregierung Realität wird, müssen bis dahin 5.000 Windräder vom Typ, wie sie in „Bard Offshore I“ stehen, aufgestellt werden. Jeder dieser Rotoren kann bis zu fünf Megawatt Strom produzieren, der für gut 5.000 Haushalte reicht. Bis 2030 müssten die Männer auf den Plattformen jedes Jahr 250 neue Windmühlen aufstellen. In den vergangen Jahren hat die junge Windenergiebranche allerdings erst 54 Windräder in der Nord- und Ostsee errichtet.

„Bard Offshore I“ wird rund 1,7 Milliarden Euro kosten

Vom Windpark aus transportieren schwarze Seekabel den Strom über die Insel Norderney an die Küste. 16 Windräder des Windparks „Bard Offshore I“ sind inzwischen an das Stromnetz angeschlossen. Es sind Kupferkabel, die so dick wie der Arm eines Mannes sind. Sie verbinden die Windmühlen mit der Plattform, die auch als Umspannstation genutzt wird. Wenn der Wind ohne Unterlass bläst, können damit bis zu 80.000 Haushalte mit Strom beliefert werden.

Die Windparks vor der deutschen Küste sind ein Energieabenteuer, das Zeit erfordert. Im Windpark „Bard Offshore I“ sind von 80 geplanten Windrädern, gerade einmal 19 gebaut. Jedes ist deutlich höher als die Frauenkirche in München. 19 Monate hat dies gedauert. Auch die Kosten sind ständig in die Höhe geschnellt. Ursprünglich sollte der Windpark eine Milliarde Euro kosten. Inzwischen sind 700 Millionen Euro hinzugekommen. Finanziert hat die Anlage die Bank Unicredit. Sie will den Windpark nun an ein Konsortium aus Stadtwerken verkaufen.

Von Hans Klumbies