Aristoteles macht aus der Ökonomie eine Wissenschaft

Aristoteles gebührt das Verdienst der Ökonomie (oikonomia) ihren Namen gegeben und als eigenständige Wissenschaftsdisziplin begründet zu haben. Dennoch muss man feststellen, dass er den Homo politicus dem Homo oeconomicus überordnete. In allen seinen Schriften, seien sie über Ethik, Politik oder Ökonomie geschrieben, fasst er die Einzeldisziplinen als Teile einer praktischen Philosophie auf, die sich immer wieder mit der Frage nach dem guten Leben beschäftigt. Er sucht die Wurzel des Glücks der Menschen und die bestmögliche Ordnung eines Gemeinwesens. Seine ökonomischen Ideen fanden Eingang in die drei Bände zur „Hauswirtschaft“. Im ersten Buch geht es um die Herrschaftsstrukturen im Haus, wie sie zwischen Mann und Frau, Herrn und Sklaven sowie Vater und Kindern herrschen.

Die Erwerbskunde und die Kunst des Gelderwerbs

Im zweiten Buch liefert er 70 Beispiele aus der Finanzgeschichte der griechischen und persischen Staaten und beschreibt wie Machthaber die Korruption einsetzen, um sich aus finanziellen Engpässen zu befreien. Das dritte Buch hat nur noch wenig mit Ökonomie zu tun, es geht in ihm um die Gesetze des Mannes und der Ehe.

Aristoteles unterscheidet zwischen Erwerbskunde und der Kunst des Gelderwerbs. Die Erwerbskunde beschäftigt sich mit der Herbeischaffung der für das Haus notwendigen und nützlichen Güter. Um diesen Bedarf zu decken, entwickelte sich der anfängliche Tauschhandel, aus dem später das Geld als Zahlungsmittel hervorging.

Bei der Kunst des Gelderwerbs bezieht sich Aristoteles auf das Geschäft des Handels, dessen Ziel prinzipiell unbegrenzter Reichtum sei. Dies könne aber zum Wuchergeschäft entarten, bei dem sich die Erträge im Zins gleichsam von selbst vermehren. Für Aristoteles war dieses Geschäftsgebaren das widernatürlichste von allen.

Aristoteles entwickelt eine Geldtheorie

Einer seiner wichtigen Beiträge zur ökonomischen Theorie ist die Geldtheorie, in der er die Funktionen des Geldes beschreibt. Für Aristoteles ist das Geld in erster Linie ein Tauschmittel und das Maß für den Wert einer Sache und die Intensität von Bedürfnissen. Geld in Form des Kredits definiert er als Maßstab für die aufgeschobene Bezahlung.

Dazu kommt noch die soziale Funktion des Geldes, denn laut Aristoteles gäbe es ohne Geld weder den Tausch noch die Gemeinschaft. Die Ökonomie bei Aristoteles ist eine engagiert politische Kraft. Die Menschen tauschten auf dem Marktplatz, der Agora, ihre ökonomischen Interessen aus. Die Aufgabe der Ökonomie war es seiner Meinung nach für das bloße Überleben der Menschen zu sorgen, während die Politik dem guten Leben verpflichtet sei.

Anders ausgedrückt war die Politik das Reich der Freiheit, die Ökonomie der Schauplatz der Notwendigkeit. Aber die Ökonomie schafft auf der anderen Seite überhaupt erst die Ausgangsbasis für ein gutes Gemeinwesen, wenn sich die Wirtschaft erfolgreich entwickelt und die Einkünfte gerecht verteilt werden.

Von Hans Klumbies