Das Leben ist kein Fließbandjob

Bei vielen Menschen ist es schlicht nicht vorgesehen, sich zu entscheiden, welche Art von Leben man leben möchte. Stattdessen wird blind übernommen, was man so macht und was landläufig als „normales Verhalten“ gilt. „Normal“ deshalb, weil sich die Mehrheit so verhält. In diesen Kreisen gilt Mark Twain mit seiner Aussage „Wenn du feststellst, dass du zur Mehrheit gehörst, ist es an der Zeit, deinen Standpunkt zu überdenken“ als schwer gestört. Der Vorteil liegt auf der Hand: Wer sich für diesen Weg entscheidet, dem winken Bestätigung und Zuspruch der breiten Menge. Anja Förster und Peter Kreuz warnen: „Dieses Streben nach Sicherheit hat einen Preis: Initiative, Mut, Risikobereitschaft und Selbstbestimmung bleiben auf der Strecke.“ Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

Viele Menschen hoffen auf ein selbstbestimmtes Leben nach der Rente

Was bleibt ist Resignation mit aufgeklebter Hoffnung auf ein aufregendes, selbstbestimmtes Leben nach der Rente. Denn dann, ja dann werden all die verrückten Dinge nachgeholt. Der Wunsch vieler Menschen, das 66. Lebensjahr zu erreichen – und das möglichst lebendig – wird so zur Zielmarke. Natürlich geht es auch für Anja Förster und Peter Kreuz nicht darum, sich vollkommen frei von Routinen, Muster und Schemata durchs Leben zu bewegen. Das würde auch im Alltag gar nicht funktionieren. Viele alltägliche Dinge spult man automatisch ab.

Würden die Menschen das nicht tun, wäre ihr Bewusstsein mit alltäglichem Kleinkram vollkommen überfordert. Routinen beanspruchen die Aufmerksamkeit wenig und halten den Kopf frei für wichtigere Dinge. Problematisch wird es dann, wenn man wie ein Roboter einen großen Teil des Lebens auf vorgezeichnete Weise abspult. Wenn das Leben genauso abgearbeitet wird wie ein Fließbandjob. Automatisiert ist dabei nicht nur das Verhalten, sondern auch das Denken und Fühlen. Das Leben wird nicht reflektiert, sondern läuft mechanisch.

Die Entdeckung des eigenen Selbst ist keine einfache Sache

Auf diese Weise eingeschläfert, verkümmern Kreativität und Initiative mit der Zeit. Sie werden schlicht nicht gebraucht. Damit geht auch die Fähigkeit verloren, die Rolle des Regisseurs für das eigene Leben zu übernehmen. Dahinter steht die Annahme, dass es besser ist, dem planierten Weg zu folgen und nicht zu viel über sich nachzudenken, als fragend durchs Leben zu gehen und nach Antworten zu suchen. Sich selbst zu entdecken, ist eben keine einfache Sache. Und dann bleibt auch noch die Ungewissheit, was geschieht, wenn man auf sich selbst trifft.

Der Frage nachzugehen „Wie willst du dein eigenes Leben leben?“ und dann eigene, bewusste Wahlentscheidungen für sein Leben zu treffen, steht nicht auf dem Lehrplan – die Erfüllung der Erwartungen hingegen schon. Anja Förster und Peter stellen fest: „Deshalb machen Menschen, die ihr Leben nach einem starren Schema leben, ihre Sache gewohnheitsmäßig gut. Sie sind die braven Routinearbeiter, die geschäftig, fleißig und ordentlich ihre Aufgaben erledigen. Die Tugenden des Fabrikzeitalters finden sich hier in voller Blüte.“ Quelle: „Nein“ von Anja Förster und Peter Kreuz

Von Hans Klumbies