Der Zweifel ist der Weisheit Anfang

Die Fähigkeit zu lernen geht nicht an einem bestimmten Punkt im Leben verloren. Selbst eingeschliffene Denkmuster kann jeder Mensch jederzeit ändern, sogar noch im hohen Alter. Anja Förster und Peter Kreuz erklären: „Neuroplastizität heißt die Fähigkeit unseres Gehirns, zwischen seinen Nervenzellen ständig neue Verknüpfungen herzustellen. Damit ist es in der Lage, sich lebenslang auf neue Anforderungen einzustellen und seinen Kurs zu verändern.“ Damit steht auch fest: Entschiedenheit kann man lernen. Dazu benötigt man allerdings Selbstreflexion, Disziplin, Mut und auch … Zweifel. Obwohl in der heutigen Zeit keine Zweifler gefragt sind, sondern eher Macher. Es herrscht die Erwartung, dass man seine Zweifel beiseiteschiebt und Gewissheit verbreitet, auch dann, wenn es nur Hoffnungen oder Erwartungen sind. Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

Nur der Dumme kennt keine Zweifel

Macher kennen scheinbar keine Zweifel. Sie kennen nur Fragen. Sie kennen nur Antworten. Aber all das kann laut Anja Förster und Peter Kreuz nicht verdrängen, dass Zweifel zum Leben gehören: „Das wissen wir spätestens seit René Descartes, dem Vater der Aufklärung. „Ich denke, also bin ich“ – diesen Satz des französischen Philosophen kennt wohl so ziemlich jeder.“ Doch nur wenige kennen den Satz, den der Philosoph hinzufügte: „Der Zweifel ist der Weisheit Anfang.“ Ohne Zweifel gibt es keine Bewegung, nichts Neues, keinen Fortschritt.

Dass der Mensch in der Lage ist, all das, was ihm seine Sinne als Wirklichkeit nahe legen, zu bezweifeln war für René Descartes ein Zeichen dafür, dass der Mensch ein Bewusstsein hat. Nur der Dumme kennt keine Zweifel. Anja Förster und Peter Kreuz betonen: „Zweifel sind also kein Zeichen von Schwäche oder charakterlicher Instabilität, sondern wertvolle Impulse für unsere Entscheidungen.“ Wer seine Freiheit annimmt und selbstbestimmt lebt, gerät regelmäßig an den Rand seiner Wohlfühlzone.

Zweifel dürfen nicht zum Dogma ausarten

Zweifel sind die natürlichen Begleiterscheinungen eines entschiedenen Lebens. Anja Förster und Peter Kreuz betonen: „Sie können schlichtweg nicht entscheiden und selbstbestimmt leben, ohne Zweifel auszuhalten.“ Der Schauspieler Matthias Brandt hat das in einem Interview wie folgt formuliert: „Jeder, der alle Tassen im Schrank hat, ist doch zerfressen von Selbstzweifeln. Die Irren, die richtig Gefährlichen – das sind die, die glauben, dass sie gut sind.“ Natürlich gibt es auch Situationen, in denen Zweifel wenig angebracht sind.

Fakt ist: Zweifeln kostet Zeit. Und zu viele Zweifel machen einen Menschen handlungsunfähig. Deshalb sind in Situationen, in denen eine schnelle Bauchentscheidung gefragt ist, Zweifel unangebracht. Ebenso unangebracht ist es, den Zweifel zur Lebenshaltung zu erheben. Wer alles und jedes anzweifelt, legt sich selbst in Ketten. Anja Förster und Peter Kreuz ergänzen: „Der Zweifel verliert seinen aufklärerischen Charakter und mutiert zum Dogma. Dann wird der Zweifel zum Selbstzweck.“ Quelle: „Nein“ von Anja Förster und Peter Kreuz

Von Hans Klumbies