Warum der Hunger auf der Welt noch immer existiert

Andreas Salcher nennt die Ursachen, warum der Hunger auf der Welt noch nicht besiegt werden konnte. Erstens ist dafür das starke Anwachsen der Weltbevölkerung verantwortlich. Der zweite Grund ist eine Veränderung der Nahrungsgewohnheiten von Reis und Getreide in Richtung Fleisch und Fisch. Und drittens wird ein immer größerer Anteil der Getreideproduktion als Kraftstoffzusatz verwendet. Andreas Salcher stellt fest: „An der Spitze der Länder mit dem höchsten Anteil an tierischer Ernährung stehen wenig überraschend die USA und Kanada. Am unteren Ende sind Entwicklungsländer wie Indien zu finden, die Getreide in hohem Ausmaß direkt konsumieren und daher deutlich weniger verbrauchen, weil sie nicht den Umweg über die Aufzucht von Tieren gehen.“

Rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel landen auf dem Müll

Der Hunger auf der Welt könnte in Zukunft sogar noch zunehmen, da ein Drittel der Anbauflächen in Asien und Afrika durch Bodenerosion bedroht sind. Außerdem wird sich der Klimawandel negativ auf die Ernährungssicherheit auswirken. Andreas Salcher nennt ein Beispiel: „Das Abschmelzen der Berggletscher im Himalaja gefährdet die Bewässerungssysteme in Indien und China. Ohne dieses Wasser können weder die Weizen- noch die Reisfelder Asiens überleben.“

Andreas Salcher weist beim Hungerproblem auf die Tatsache hin, dass jährlich 1,3 Milliarden Tonnen Nahrungsmittel sinnlos produziert werden. Er ergänzt: „15 Prozent des Klimakillers Methan gehen auf die sich zersetzenden Lebensmittel auf den Mülldeponien zurück.“ Würde die Menschheit nur halb soviel Nahrungsmittel vernichten, hätte das für die Verbesserung des Klimas den gleichen Effekt wie die Stilllegung 50 Prozent aller Autos.

Jeder Einzelne kann etwas gegen die Leiden in der Welt tun

Andreas Salcher weiß natürlich auch, dass kein Mensch allein den Klimawandel stoppen kann, aber er fordert jeden Einzelnen dazu auf, seine Stimme zu erheben und sein persönliches Verhalten zu verändern, um etwas gegen die Leiden in der Welt und die Zerstörung der Erde zu tun. Andreas Salcher fügt hinzu: „Das beginnt beim Anschnittstück des täglichen Brots, das wir einfach in den Müll geworfen haben, bis zu dem Moment, wo das nicht mehr so locker von der Hand gegangen ist, weil wir die Frage nach dem Hunger auf der Welt auf einmal zugelassen haben.“

Der erste Schritt zu einer Verhaltensänderung liegt immer im Wahrnehmen der eigenen Möglichkeiten. Andreas Salcher zitiert MIT-Professor Peter M. Senge, der folgendes sagt: „Ich bin tief davon überzeugt, dass wir immer die Möglichkeit haben, uns zu fragen, was wollen wir schaffen, und vor allem wie können wir unsere Ziele mit Hoffnung und Sehnsucht erfüllen.“ Wenn die Informationen über ein Thema widersprüchlich sind, tappt der Mensch leicht in die Gleichgültigkeitsfalle. Doch niemand hindert laut Andreas Salcher einen Menschen, auch zu komplexen Fragen zu stellen und sich ganz einfach zu informieren.

Kurzbiographie: Andreas Salcher

Der Autor Andreas Salcher ist als scharfer Kritiker der Talentvernichtung in Österreichs Schulen bekannt geworden. Er ist Mitbegründer der “Sir Karl Popper Schule” für besonders begabte Kinder. In seinen Bücher “Der talentierte Schüler und seine Feinde”, “Der verletzte Mensch” und “Meine letzte Stunde” fordert Andreas Salcher leidenschaftlich mehr Achtsamkeit im Umgang miteinander und vor allem mit dem eigenen Selbst. In seinem neuesten Buch “Ich habe es nicht gewusst” konfrontiert er sich selbst und seine Leser mit der Verantwortung gegenüber den zukünftigen Generationen.

Von Hans Klumbies