Disziplin bringt Qualität und Freude in das menschliche Leben

Die Kunst des Lebens besteht für Andreas Salcher in der Verbindung von zwei Welten: der Welt in der man lebt, mit jener, nach der man sehnt. Die regelmäßige Arbeit an sich selbst funktioniert seiner Meinung nach vor allem dann, wenn ein Mensch sie mit etwas verbinden kann, dass er gerne tut. Die drei Dimensionen der persönlichen Weiterentwicklung lauten: Verstand, Spiritualität und sozialer Mechanismus. Andreas Salcher fügt hinzu: „Die erste und zweite Kategorie bieten einen reich gedeckten Gabentisch, von dem wir nur auswählen müssen, was wir zum besten Zeitpunkt in unseren Tagesablauf integrieren.“ Dr. Andreas Salcher ist Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule und initiierte die Waldzell Meetings im Stift Melk. Er ist einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs. Sein aktuelles Buch heißt: „Erkenne dich selbst und erschrick nicht.“

Menschen sollten sich nicht durch Unwichtiges und Nebensächliches ablenken lassen

Wer Probleme damit hat, über einen längeren Zeitraum allein an seiner Selbsterkenntnis zu arbeiten, der sollte sich einer Gruppe oder Organisation anschließen. Besonders wirksam sind Gemeinschaften, die alle drei Dimensionen der Weiterentwicklung gezielt fördern. Andreas Salcher ergänzt: „Auch ein Lehrgang zu einem Thema, das uns schon immer mit Leidenschaft erfüllt hat, kann zu einem inspirierenden Rückzugsort vom Alltagsrhythmus werden.“ Dabei ist immer Anstrengung notwendig, um eine neue Stufe der Qualität zu erreichen, die einen Menschen Freude empfinden lässt.

Kein Werk in der Kunst, keine Leistung im Sport, keine Erfindung und sonstige Projekte konnten ohne eine intensive Zeit der konzentrierten Arbeit verwirklicht werden. Deshalb rät Andreas Salcher: „ Wir sollten daher möglichst viele Schutzwälle in unser Leben gegen die Ablenkung durch das Unwichtige und das Nebensächliche errichten.“ Es kann einen Menschen zum Beispiel weiterbringen. Wenn er sich jeden tag zweimal einige Minuten seiner Selbstreflexion widmet oder einen Tag in der Woche völlig auf Nachrichten und Fernsehen zu verzichten.

In Augenblicken der Schönheit erweitern Menschen ihre Grenzen

Disziplin ermöglicht Menschen, jenen Zielen in ihren Leben mehr Raum zu geben, die Wachstum statt Stillstand fördern. Neugier eröffnet den Weg zur Selbstveredelung, Disziplin hilft voranzuschreiten, indem man das Unwesentliche vom Bedeutenden zu trennen weiß. Auf der dritten Stufe wartet etwas auf den Menschen, das er vielleicht überhaupt erst wiederentdecken muss: die Schönheit des Lebens. Schönheit ist für Andreas Salcher dabei nichts Absolutes, sondern sie bedeutet für jeden Menschen etwas anderes.

Es gibt zum Beispiel Menschen, die erfassen den Klang einer Symphonie mit allen Fasern ihres Körpers, andere wiederum sind von der Mystik einer alten Kirche bewegt oder von dem Geheimnis eines Gemäldes gefesselt. Andreas Salcher stellt fest: „Augenblicke der Schönheit sind etwas Seltenes, nicht weil es zu wenig Schönes auf der Welt gibt, sondern weil wir es oft gar nicht wahrnehmen.“ Außerdem ist er davon überzeugt, dass die Menschen in Augenblicken der Schönheit ihre Grenzen erweitern. Sie spüren dann, dass sie Teil von etwas sind, das sie ganz mit Freude erfüllt, weil es über sie hinausgeht.

Von Hans Klumbies