Albertus Magnus prägt die Zeit der Scholastik

Das Glaubens- und Vernunftsystem der Scholastik hat als übergeordnete Ordnungsmacht dem 13. Jahrhundert ihren Stempel aufgeprägt. Einer der größten Scholastiker seiner Zeit war Albertus, den man im 14. Jahrhundert den Beinamen „Magnus“, der Große, verlieh. Der Gelehrte zählt nicht nur zu den ganz großen Deutschen, sondern ohne Frage auch zu den ganz großen Europäern. Die Scholastik entstammte ursprünglich dem Denken von Theologen. Dennoch ist sie keine ausschließlich religiöse Denkform. In einem Jahrhundert, das fast ausschließlich auf universellen Ausgleich bedacht war, standen auch in der Philosophie die vermittelnden Tendenzen im Vordergrund.

Albertus Magnus vereinigt die Lehren von Aristoteles und Augustinus

Deshalb fand in der Scholastik das Bedürfnis, die antike Geisteswelt mit der christlichen Denkweise zum ideellen Kosmos zu vereinen, seine höchste Ausprägung. Es war das oberste Ziel der Scholastik, die Wahrheiten des Glaubens mit neuartiger rationaler Weltdeutung in harmonischen Einklang zu bringen. Drei Quellen trugen zu ihrer Entstehung bei: die Patristik, die Schriften der Kirchenväter, vor allem diejenigen von Augustinus, und der Neuplatonismus.

Die eigentliche Prägung aber ging von Aristoteles aus. Und hier genau setzt die Großtat von Albertus Magnus an. Er leitete die Vereinigung der Lehren des Aristoteles mit dem Erbe von Augustinus ein. Albertus Magnus kannte alle literarischen Erscheinungen seiner Zeit, am besten die ihm durch Übersetzungen zugänglichen Schriften des Aristoteles. Sein Ziel war es, dem christlichen Abendland die gesamte Lehre dieses griechischen Philosophen sowie die zugehörige arabische und jüdische Wissenschaft in einer einzigen großen Sammlung zugänglich zu machen.

Die naturwissenschaftlichen Schriften des Albertus Magnus

Er vollendete die entsprechenden Schriften in den 60iger Jahren des 13. Jahrhunderts. Daneben verfasste er eine umfangreiche Reihe monumentaler theologischer Werke sowie einen Kommentar zu dem die Geisteswelt des Mittelalters enorm prägenden neuplatonischen Philosophen Dionysius Areopagita. Von besonderer Bedeutung sind auch seine naturwissenschaftlichen Schriften, in denen er seiner Zeit weit vorauseilende Erkenntnisse festgehalten hat.

Albertus Magnus beobachtete beispielsweise ganz genau sämtliche Phänomene der Natur und versuchte eine Klassifikation der Pflanzen aufzustellen. Albertus Magnus vereinigte in sich die glückliche Verbindung von Welt bejahender und im Glauben aufgehobener Erfassung des Daseins. Seine Gestalt ging nicht umsonst zu einem Teil in den Mythos des faustischen Menschen, des „Doctor universalis“, ein.

Kurzbiografie: Albertus Magnus

Der Philosoph, Theologe und Naturwissenschaftler Albertus Magnus wurde um 1200 in Lauingen geboren. Er entstammte einer Staufischen Ministerialenfamilie. Nach seinem Studium an den Universitäten von Padua und Bologna trat er in den Dominikanerorden ein. Zunächst lehrte er an den Ordensschulen Freiburg im Breisgau, Hildesheim, Regensburg und Straßburg und anschließend als erster Deutscher von 1244 bis 1247 in Paris.

Von 1248 bis 1454 übernahm er die Leitung der neu gegründeten Ordenshochschule in Köln. Sein berühmtester Schüler war dort Thomas von Aquin. 1260 wurde Albertus Magnus zum Bischof von Regensburg ernannt. Als er am 15. November 1280 in Regensburg starb, hatte er das philosophisch-theologische System der Scholastik zu einem ersten Höhepunkt geführt.

Von Hans Klumbies